Grengiols | Auf der Alpe Furggen

Die höchstgelegene Käserei

Katharina Gils käst auf Furggen über dem offenen Feuer.
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Katharina Gils käst auf Furggen über dem offenen Feuer.
Foto: RZ

Katharina Gils im Käsekeller auf 2430 m ü. M.
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Katharina Gils im Käsekeller auf 2430 m ü. M.
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Die mit 2430 Metern über Meer höchstgelegene Alpkäserei der Schweiz befindet sich auf der Alpe Furggen in Grengiols. Auf dieser Höhe bleiben die Kühe jedoch nicht mal ganze drei Wochen.

«Diese Alp hat etwas Magisches», erzählt Ulrike Steingräber. Sie hat selbst neun Alpsommer auf der Alpe Furggen in Grengiols verbracht, ist inzwischen aber mit einem Landwirt am Ort verheiratet und Mutter von drei kleinen Kindern. Aber sie erinnert sich gern an die Abende auf der Alp zurück, an die langen Sonnenuntergänge oder an die vielen Edelweiss, für die die Alp zwischen Breithorn und Bättlihorn berühmt ist.

Die höchstgelegene Käserei

Vor allem aber befindet sich auf Furggen die wahrscheinlich höchstgelegene Alpkäserei der Schweiz. Allerdings wird auf dieser Höhe, auf 2430 Metern über Meer, nur jeweils von Anfang bis Mitte August Käse hergestellt. Danach ziehen die Älpler allerdings erst mal nur bis zur «Brun­egga», die immer noch auf 2336 Metern über Meer liegt. Insgesamt verfügt die Alp über fünf Stafel. Der erste, der «Sickerchäller», wo Ende Juni der Alpsommer beginnt, befindet sich unten im Saflischtal. In diesem Sommer wurde hier auf 1970 Metern über Meer eine neue, moderne Käserei in Betrieb genommen (siehe Kasten). Aber schon nach knapp drei Wochen steht ein erster Umzug zum zweiten Stafel an, zehn bis 14 Tage später folgt der nächste Umzug – bis Anfang August der höchste Stafel erreicht wird.

«Die Hände frieren ein»

Derzeit sömmern dort vier Bauern aus Grengiols rund 60 Milchkühe und etwa gleich viele Rinder. Das Leben auf dieser Alp, ohne Strom, Telefon und fliessendes Wasser, ist aber nicht nur romantisch, sondern vor allem herausfordernd. Das bestätigt auch Ulrike Steingräber. Sie erinnert sich: «Bei Regen und Schnee, was auf dieser Höhe keine Seltenheit ist, frieren einem beim Melken unter freiem Himmel Füsse und Hände ein.» Immer wieder ist es daher vorgekommen, dass Älpler der Alp schon in der ersten Woche den Rücken gekehrt haben. Katharina Gils aus Karlsruhe (Deutschland), die dieses Jahr zum ersten Mal als Sennerin auf Furggen arbeitet, meint jedoch: «Diese Alp ist zwar sehr anstrengend, aber auch um einiges schöner als die Alpen in Graubünden und im Berner Oberland, wo ich die letzten zwei Sommer gewesen bin.» Auch das Käsen, sowohl in der neuen ­Käserei als auch noch über dem offenen Feuer, wo der frische Käse noch in hölzerne «Järben» gepresst wird, ist speziell. «Aber es geht besser, als ich es mir vorgestellt hätte», meint Gils, «und das Rühren im Käsekessel hat sogar etwas Entspannendes an sich.»

Von frühmorgens bis spätabends

Weil aber so viel in Handarbeit erledigt werden muss, steht Gils morgens schon um 4.30 Uhr auf. Sie packt die frischen Käselaibe aus den «Järben», legt sie ins Salzbad und beginnt damit, den im Keller eingelagerten Käse zu pflegen – all dies noch bevor es um 6.00 Uhr ein erstes Frühstück gibt. «Wenn etwa drei Stunden später alle Kühe gemolken sind, gebe ich das Lab hinzu und kann nach einem zweiten Frühstück weiterfahren», ergänzt Gils. Wenn alles reibungslos verläuft, bleibt am Nachmittag, bevor die Hirten mit den Kühen von der Weide zurückkehren, auch noch etwas Zeit, um bei schönem Wetter die Magie dieser aussergewöhnlich ruhigen Alp zu geniessen.

Sanierung Alpe Furggen

Unendliche Geschichte

Die Alpe Furggen hätte eigentlich schon längst saniert werden müssen. Seit einer ersten Begehung im Sommer 1998 wurde daraus jedoch eine unendliche Geschichte, die im Jahr 2014 schliesslich mit dem Nein der Burgergemeinde Grengiols endete, weil man sich nicht über die Bedingungen zum Pachtvertrag einigen konnte. Mit diesem Nein verfielen jedoch auch bereits zugesagte Beiträge in Form von Subventionen und Spenden, etwa von der Schweizer Berghilfe oder aus einem Lotteriefonds. Der Alp, wo es weder fliessendes Wasser, Duschen noch Elektrizität gibt und wo für das Alppersonal kaum mehr zumutbare Lebens- und Arbeitsbedingungen herrschen, drohte das Aus. Nachdem man sich mit der Gemeinde im vorletzten Jahr doch noch auf einen Pachtvertrag einigen konnte, entschlossen sich die Bauern, die Sanierung in die eigene Hand zu nehmen, statt von null auf ein neues Subventionsgesuch auszuarbeiten und erneut jahrelang auf eine Zusage zu warten. Finanzielle Unterstützung erhielten sie aber nur noch von der Schweizer Berghilfe, sodass der Neubau einer Käserei im untersten Stafel, dem «Sickerchäller», die diesen Sommer in Betrieb genommen wurde, nur mithilfe von rund 1000 Stunden Arbeitszeit in Eigenleistung möglich war. Noch in diesem Spätsommer sollen auch erste Unterkünfte für das Alppersonal modernisiert und eine Turbine zur Stromerzeugung angeschafft werden. In einer späteren Phase soll dann auch eine neue Käserei auf Furggen gebaut werden.

Christian Zufferey

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