Einschätzung | Fragwürdiges Verhalten in Diskussion um Olympiakandidatur

Die Walliser Politik spielt bei Olympia mit dem Feuer

In der Debatte um Olympische Spiele sollte sich die Politik schadlos halten.
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In der Debatte um Olympische Spiele sollte sich die Politik schadlos halten.
Foto: zvg

Quelle: RZ 2

Die Walliser Politikerinnen und Politiker stehen fast geschlossen hinter einer Kandidatur von Sitten für die Winterspiele 2026. Die dabei angewandte Rhetorik könnte sich aber als ein grosses Eigentor erweisen. Eine Einschätzung.

Rund tausend Leute zeigten am vergangenen Wochenende zwischen den Burgen in Sitten ihre Unterstützung für eine Kandidatur der Kantonshauptstadt für die Olympischen Winterspiele 2026. Auch die grosse Mehrheit der Walliser Politikerinnen und Politiker tat in den vergangenen Wochen öffentlich ihre Begeisterung für die Kandidatur «Sion 2026» kund.

Fehler vermeiden

Olympische Spiele sind eine emotionale Sache. Nicht zuletzt, weil Befürworter und Gegner mit vermeintlichen Fakten argumentieren, deren Richtigkeit sich erst nach der Austragung der Spiele überprüfen lässt. Entsprechend intensiv wird über das Für und Wider gestritten. Dennoch gilt es gerade für die politischen Exponenten, ein paar Fehler zu vermeiden, um sich und vor allem den Interessen des Kantons nicht nachhaltig zu schaden, egal ob nun eine Kandidatur zustande kommt oder nicht. Doch scheinen einige unserer Politikerinnen und Politiker in der emotional geführten Olympiadebatte die ihrer Berufsgattung so eigene Fähigkeit, sich auf nichts festnageln zu lassen, vergessen zu haben.

«Asterix-Mentalität»

Als sich der Nationalrat am 13. März knapp dafür aussprach, das Schweizer Stimmvolk über den vorgesehenen Bundeskredit von einer Milliarde Franken abstimmen zu lassen, waren die Reaktionen aus dem Wallis die üblichen. Nationalrat Franz Ruppen erklärte gegenüber dem «Walliser Boten», dass «wir nun eine deutliche Mehrheit bei der Walliser Volksabstimmung brauchen, um die Kritiker zum Schweigen zu bringen» und Ständerat Beat Rieder sagte: «Das Wallis muss ein starkes Zeichen setzen.» Die typische Walliser «Asterix-Mentalität» kam einmal mehr zum Tragen, nach dem Motto: «Wir gegen den Rest des Landes».

Ein deutliches Zeichen?

Dabei ist es äusserst fraglich, ob das Walliser Stimmvolk bereit ist, sich im Juni für Olympische Spiele im Wallis auszusprechen. Nur weil die Befürworter derzeit lauter sind, heisst dies noch lange nicht, dass am Schluss ein Ja resultiert. Die No-Billag-Abstimmung sei hier kurz erwähnt. Ein deutliches Ja, wie Ruppen es fordert, dürfte sowieso utopisch sein. Eine Kriegsrhetorik , wie sie nach dem 13. März von vielen Politikern gebraucht wurde, ist daher verfehlt und dies aus mehreren Gründen.

Volksvertreter?

Denn Ruppen und Kollegen scheinen vergessen zu haben, dass sie als Volksvertreter in Bern Politik machen sollen. Sollte die Abstimmung im Wallis gegen Olympia ausfallen, so müssen sich unsere Volksvertreter fragen, ob sie denn dies überhaupt noch sein können – Volksvertreter. Die Wahlen im kommenden Jahr werden es zeigen. Viel gravierender jedoch wiegt das Zeichen, das das Wallis mit solchen Sprüchen an den Rest der Schweiz sendet. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, denjenigen, die jährlich Hunderte Millionen Franken zu uns schicken, mehr oder weniger unverhohlen zu drohen nach dem Motto: «Gebt uns euer Geld, aber lasst euch bloss nicht einfallen, euch in unsere Angelegenheiten einzumischen. Sonst werdet ihr sehen, was ihr davon habt.» Die Walliser Politik täte in der Olympiafrage daher gut daran, sich etwas zurückzunehmen. Erstens wird durch markige Worte kaum die Abstimmung gewonnen, dafür ist das Thema Olympia zu stark emotional behaftet. Und zweitens verbaut man sich so Chancen für die Zukunft. Denn eines ist klar: Olympia geht vorbei, der Finanzausgleich jedoch muss bleiben.

Martin Meul

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Kommentare

  • Anton Fux, Glis - 38

    Natürlich müssen wir unsere Schweizerkollegen nicht einfach vor den Kopf stossen und selbstverständlich ist der Finanzausgleich eine wichtige Sache. Aber was hat das damit zu tun, dass man einfach für oder gegen eine Sache ist? Überhaupt, soll denn ein Politiker keine Meinung haben können und noch schlimmer, wenn eine Abstimmung anderes herauskommt...dann ist er anscheinend kein Volksvertreter mehr....höchst interressant, wo soll das hinführen.

  • Peter Fux, St. Niklaus VS - 328

    Sehr guter Artikel!! Der Schuss könnte für etliche Politiker hinten ausgehen.Man kann nicht als 2. grösster Nehmerkanton mit einer Trotzreaktion gegen den Rest der Schweiz zum Kampf aufrufen.

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