Visp | Übername "Fleige"

«Eine Fliege weiss, wann es Zeit ist zu verschwinden»

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Die Bewohner von Visp werden «Fleige» gerufen. Der Übername ist vermutlich auf die einst grossen Vorkommen von Fliegen und Mücken in der Region zurückzuführen.

Der Übername der Visper passt eigentlich ganz und gar nicht zum einst im wahrsten Sinne noblen Namen des Dorfs. Denn das Dorf an der Mündung der Vispa in den Rotten war einst unter dem Namen «Vespia nobilis» bekannt. Der Übername «Fleige» ist dabei jedoch nicht ein Schmähname anderer Oberwalliser für die «noblen» Visper. Es ist anzunehmen, dass der Übername vielmehr ein Resultat der damaligen Topografie und der damit verbundenen Fauna ist.

Glücksfall Rhonekorrektion

«Misthöfe und Fliegen gab es früher in jedem Ort im Oberwallis zuhauf», sagt Peter Salzmann, Wanderleiter und profunder Kenner der Visper Geschichte. «So gesehen hätten den Übernamen ‹Fleige› wohl die meisten Bewohner der Oberwalliser Dörfer verdient.» Speziell für Visp waren dagegen die ausgedehnten Auengebiete in der Talebene, von denen heute noch die Ortsnamen «Grosseya» oder «Mühleya» zeugen. «Bis zur Korrektion des Rottens ab 1863 und der Eindämmung der Vispa war das Gebiet in der Talebene um Visp geprägt von vielen Tümpeln und Seen», erklärt Salzmann. «In diesen entwickelten sich dann jeweils Myriaden von Fliegen und Mücken.» Dieser Tatsache verdanken die Visperinnen und Visper vermutlich ihren Übernamen. «Erst mit der Entwässerung dieser Gebiete verschwanden die Fliegen und Mücken und die Tal­ebene wurde nutzbar», sagt Salzmann weiter. «Historisch betrachtet ist die erste Rhonekorrektion daher sicher auch als das Ereignis zu werten, das das Antlitz von Visp am meisten verändert hat.»

Ein guter Übername

Während viele Menschen die Fliegen hauptsächlich als Plagegeister sehen, kann Peter Salzmann dem Übernamen für die Visper durchaus auch positive Aspekte abgewinnen. «Fliegen sind schliesslich wendig und schnell», sagt er und lacht. «Und eine Fliege weiss, wann es Zeit ist zu verschwinden, damit sie nicht erschlagen wird. So gesehen können die Visperinnen und Visper durchaus stolz auf ihren Übernamen sein.»

Kurzinterview mit Peter Salzmann, Wanderleiter und Kenner von Visp

Peter Salzmann, viele bringen Visp mit Lonza, Verkehr und dem Bahnhof in Verbindung. Warum lohnt sich ein Sightseeing im Lonzastädtchen dennoch?
Der alte Teil von Visp versprüht einen unglaublichen Charme. Wer die kleinen Gassen rund um die Dreikönigskirche durchstreift, kann viele lauschige und historisch bedeutsame Ecken entdecken. Besonders finde ich die Ecke bei der Schützenlaube. Hier steht meiner Meinung nach das schönste Haus von Visp – das Cricer-Haus, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Diese Ecke verströmt sogar ein südländisches Flair, da hier eine wunderschöne Rebe, ein Feigen- und der letzte Maulbeerbaum von Visp das Bild der Gasse dominieren.

Die Dreikönigskirche ist vielen als schönes, barockes Bauwerk bekannt. Weniger bekannt ist, dass hier der Walliser Katholizismus zementiert wurde.
Ende des 16. Jahrhunderts stand das Wallis kurz davor, sich der Reformation anzuschliessen. Die Stadt Leuk zum Beispiel war schon reformiert, die Stadt Sitten zu grossen Teilen. In der Dreikönigskirche, der Burgerkirche von Visp, wurde dann aber 1604, auf Betreiben der ländlichen Bezirke, ein Landrat einberufen. Auf diesem Landrat wurde entschieden, dass das Wallis katholisch bleibt. Allen, die lieber reformiert sein wollten, wurde empfohlen, das Wallis mit Sack und Pack zu verlassen. Es war das Ende der Reformation im Wallis.

Martin Meul

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