SP kritisiert Staatsrat Freysinger | Oberwallis

Freysinger als Glücksfall für die SP?

Doris Schmidhalter-Näfen: «Freysingers Handeln kann man so nicht stehen lassen.»
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Doris Schmidhalter-Näfen: «Freysingers Handeln kann man so nicht stehen lassen.»
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Quelle: RZ 12

Die SP steht bei der Kritik an Staatsrat Freysinger immer an vorderster Front. Erzwungenermassen, findet die Präsidentin der SP Oberwallis, denn die anderen Parteien seien zu passiv.

«Sein Verhalten ist des Regierungsmandats unwürdig», schreiben die SPO-Grossräte Doris Schmidhalter-Näfen und Marc Kalbermatter in einem Leserbrief. «Genug ist genug.» Freysingers Kommunikationspraxis sei kläglich, sein Leistungsausweis dürftig. Solche und ähnliche Aussagen der Genossen waren in letzter Zeit häufig zu hören und zu lesen. Auftritte des SVP-Staatsrates beim rechtsextremen Magazin «compact», die Berufung des umstrittenen Überlebensexperten Piero San Giorgio und ähnliche Vorfälle, die SP steht immer in vorderster Reihe, wenn es darum geht, die Verfehlungen von Freysinger zu kommentieren und zu kritisieren. Auch nicht mehr aktive Genossen, wie alt Staatsrat Thomas Burgener neulich in der Sendung Schweiz aktuell, mischen munter mit und beleuchten das Verhalten des Staatsrates vom anderen Ende des politischen Spektrums.

Definition über den Feind?

Freysinger und seine Entgleisungen sind definitiv ein Lieblingsthema der Linken. Dem Reiz, dem politischen Gegner den Spiegel vorzuhalten, kann die Partei mit ihren Exponenten nur selten widerstehen. Die SP, so scheint es, definiert sich zunehmend darüber, der Öffentlichkeit die Schwere der Verfehlungen ihres Gegners aufzuzeigen. Doch ist das genug für eine Partei, die sich wie alle anderen bei den kommenden Staatsrats- und Grossratswahlen behaupten muss? Reicht es, auf «Anti-Freysinger» zu machen, um die nötigen Stimmen zu holen? Wofür steht die SP ausser einer vehementen Ablehnung des SVP-Mannes? Hat die Partei eigene Themen, die sie besetzen kann? Oder ist Oskar Freysinger gar ein Glücksfall für die Genossen, denen immer weniger zu gelingen scheint, ihre Themen an Herrn und Frau Wähler zu vermitteln?

Rossinis Versuch

Einen Versuch, die politischen Anliegen der SP stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, unternahm vergangene Woche SP-Staatsratskandidat Stéphane Rossini. Vor den Medien präsentierte er ein 100-Punkte-Programm, mit dem er, sollte er Staatsrat werden, gedenkt, die Herausforderungen im Kanton anzugehen. Gestützt ist dieses Programm auf klassische Werte der Genossen, wie Solidarität und Gemeinschaftssinn. Es gehe darum, dass beispielsweise die Wirtschaft wieder mehr für die Menschen da sein müsse und nicht umgekehrt, so Rossini. Allerdings kam auch er nicht um das Thema Freysinger herum. Zwar lege er es nicht auf einen «Hahnenkampf» mit dem amtierenden Staatsrat an, erklärte der SP-Mann. Doch sei es gut möglich, dass es dennoch dazu komme, wenn es im Wahlkampf wieder mehr um Köpfe als um Themen gehe. Somit behält sich de facto auch Rossini vor, Staatsrat Freysinger zum Wahlkampfthema zu machen.

«Man muss etwas tun»

Von einem marketingtechnischen Glücksfall für ihre Partei will die SPO-Präsidentin, Doris Schmidhalter-Näfen, in Zusammenhang mit Staatsrat Freysinger nicht sprechen. «Das Verhalten von Oskar Freysinger ist schlicht nicht tragbar», erklärt sie. «Man muss etwas dagegen tun, wenn sich ein Regierungsvertreter solche Ausrutscher und Aussagen leistet, sowohl als Bürger, aber auch als Politiker.» Dies sei der Grund, warum ihre Partei die Affäre Freysinger so intensiv bearbeite. Dabei lässt Schmidhalter-Näfen auch Kritik an den anderen Parteien mitschwingen. «Zwar haben sich Künstler, Behindertenorganisationen und so weiter ebenfalls kritisch gegenüber Freysingers Verhalten geäussert, von den Parteien aus der Mitte kam jedoch sehr wenig, was sehr bedauerlich ist», findet die SPO-Präsidentin. Dass Staatsrat Freysinger ihrer Partei aber auch ein bisschen als Wahlkampfmittel dient, kann Schmidhalter-Näfen dennoch nicht vollständig negieren. «Im Vordergrund steht für uns die moralische Verpflichtung. Wenn uns dieses Engagement zusätzlich noch im Wahlkampf hilft, haben wir aber einen zusätzlichen, positiven Effekt, zu dem wir nicht ‹Nein› sagen», erklärt sie.

SPO will Fraktionsstärke erreichen

Für die Grossratswahlen haben sich die Oberwalliser Linken denn auch ein klares Ziel gesetzt. «Wir wollen wieder Fraktionsstärke erreichen», sagt Schmidhalter-Näfen. «Das heisst, dass wir zu unseren vier jetzigen Grossratssitzen einen weiteren hinzugewinnen möchten.» Sie sei sich bewusst, dass dies ein ehrgeiziges Ziel sei, so die SPO-Präsidentin, vor allem weil das Oberwallis für die kommende Legislatur weniger Grossräte stellen werde als für die letzte. Um dieses Ziel zu erreichen, will die SPO im Wahlkampf, neben ihrer Kritik an Staatsrat Freysinger, auf die klassischen Parteithemen setzen. Dabei zeigt sich die SPO-Präsidentin aber auch kritisch, was die Themenwahl ihrer Partei auf nationaler Ebene betrifft. «Nimmt man beispielsweise das neue Wirtschaftspositionspapier der SP Schweiz, muss ich schon sagen, dass dieses sehr theoretisch ist, vielleicht zu theoretisch», sagt Schmidhalter-Näfen. «Die SP ist sicher gut beraten, wenn sie mit klaren Botschaften in den Wahlkampf geht, anstatt mit übergeordneten Aussagen wie ‹Überwindung des Kapitalismus›.» Die SP müsse zeigen, dass sie sich in konkreten Fällen für die Menschen einsetze. «Dazu gehören zum Beispiel die Sicherung der Sozialwerke oder die Bremsung der Kosten im Gesundheitswesen.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Simonetta JM - 55

    Freysinger,Fischer Willa,Waeber-Kalbermatten,Schmid und Melly
    oder
    Freysinger,Waeber-Kalbermatten,Melly Darbellay und Rossini

    Wer macht das Rennen,was will das Oberwallis und was will das Unterwallis?
    Die armen Freisinnigen Liberalen......

    r

  • Sascha Zen-Ruffinen - 2029

    Genau, Oskar für einen guten Oberwallis Staatsrat entfernen...

  • Simonetta Jean-Marc - 449

    Aufhoeren mit dem Hahnenkampf..wir brauchen 2 stake Oberwalliser Staatsraete...im Unterwallis werden gute Kanditaten einen Oberwalliser so der so
    rauswerfen.....

  • Rosi - 7621

    Frau Näfen. Kennen Sie den Spruch, Schuster bleib bei deinen Leisten..
    Frohe Weihnachten !

    • Jossen Thomas - 2223

      Gutes Sprichwort: Schuster bleib bei deinen Leisten bzw. Oskar, schreib deine Gedichte statt den Hampelmann zu spielen. Du bist die Lachnummer der Nation!

  • martin - 7624

    Es wäre allmählich an der Zeit das die SPO Sachen-Politik betreiben würde als immer irgend einer anderen Partei den schwarzen Peter unter zu jubeln.

  • Beobachter - 7131

    Wer ist die SPO?

  • G. Bregy - 4323

    Die SP kann ja bereits einen Erfolg gegen Staatsrat Freysinger vorweisen. Die Demonstration vom letzten Dienstag auf der Place de la Planta in Sitten mit Rücktrittsforderungen an Freysinger mobilisierte ja angeblich die Walliser Bevölkerung in grossen Massen.

    • Pasci - 4031

      Findest du die Aussagen von Oskar tatsächlich unterhaltsam? Dann hast du wahrscheinlich auch nicht viel für Behinderte und Kranke übrig. Die Personen, die an der Planta waren, haben sich für diese Menschen eingesetzt. Die SVP war ja nicht imstande, sich zu entschuldigen oder sich zu distanzieren. Die Parteien sind mir egal, es geht um die Sache. Und was Oskar hier von sich gibt, ist unterste Schublade.

  • christian - 2744

    das die sp mühe hat ihre positionen an den man zu bringen ist leider nicht neu, das sie pr technisch (ja ich weiss das budget) wie die anderen parteien, auch in sozialen medien, der svp hinterherhummpelt ist tatsache. vielleicht müsste die sp endlich diesen hinderlichen political-corectness-bullshit überwinden um dem wähler klare botschaften zu vermitteln. wenn eine botschaft klar ist und wahr ist, darf nicht immer auf die hinterletzte mimose rücksicht genommen werden! bezüglich freysinger ist das schweigen der andern tragisch, wenigstens haben auch clausen und bregy mitgemacht beim sp-vorstoss im dieses dossier zu entziehen. interessant wäre ja zu hören was seine svp-parteikollegen von seinen eskapaden halten... oder kommt das schweigen daher, dass sie eigentlich seine extrem rechten positionen teilen oder gutheissen...? da könnte die rz doch mal nachhaken?

  • elvi millius - 3944

    Ich finde es super für eine SP auf einen Mann zu poltern, immer feste drauf, das ist das neue Verständnis für ihre Politik. Was die Anliegen der Bevölkerung betrifft ,ist das Sache der andern Parteien und die sind gottseidank besser.

  • Ruedi Lehmann Bellwald - 4964

    Jawohl, wenn wir als SP klare und ehrliche Politik machen, verstehen das die WählerInnen hoffentlich. Denn Viele verstehen erst langsam, dass sie bei den letzten Wahlen auf einen Unerträglichen gesetzt haben.

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