Sport | Ehemaliger Nati-Goalietrainer erinnert sich an die Barrage

«Das Türkei-Spiel war wie ein Krieg»

Erich Burgener: «Ich bin zuversichtlich.»
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Erich Burgener: «Ich bin zuversichtlich.»
Foto: WB-Archivbild (Mai 2008)

Quelle: RZ 0

Vor zwölf Jahren spielt die Schweiz in der Barrage um die WM-Quali. Das Rückspiel gegen die Türkei wird zu einem Skandal. Erich Burgener ist mittendrin.

November 2005. Die Schweizer Fussball-Nati verliert in Istanbul mit 2:4 Toren gegen die Türkei. Da die Eidgenossen wenige Tage zuvor in Bern mit 2:0 gegen denselben Gegner gewinnen, schaffen sie aufgrund der erzielten Auswärtstore die Quali für die Fussball-WM 2006 in Deutschland. Was nach dem Spiel passiert, geht als «Schande von Istanbul» in die Geschichtsbücher ein.

Erich Burgener, wie haben Sie als ehemaliger Nati-Goalietrainer die Szenen nach dem Schlusspfiff in der Türkei in Erinnerung?
Das sind Szenen, die ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen werde. Die Türken waren frustriert, denn sie gewannen das Spiel zwar mit 4:2 Toren, doch aufgrund der Auswärts-Torregel waren wir für die WM qualifiziert. Sie brauchten ein Ventil, um den Frust zu bewältigen. In den Katakomben gab es zahlreiche Spieler und Funktionäre, die uns geschlagen haben. Es ging darum, dass sich jeder schnell in Sicherheit bringen konnte.

Auch Sie wurden geschlagen und getreten. Was passierte genau?
Ich sah, wie ein türkischer Goalie auf einen unserer Spieler einschlug, dann ging ich zu ihm und sagte ihm, er solle sich sportlich verhalten. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, wurde ich mit Schlägen an den Kopf und gegen die Hüfte eingedeckt. Ich wehrte mich zuerst, aber versuchte dann schnell, mich in die Kabine zu retten. Es war wie im Krieg.

Wie ging es anschliessend weiter?
Wir warteten in der Kabine noch mehrere Stunden, bis wir mit dem Bus zurück ins Hotel fuhren. Dort war die Sicherheit gewährleistet.

Wann konnte die Schweizer Delegation endlich die WM-Quali feiern?
Im Hotel feierten wir die geschaffte WM-Quali.

Die Schweiz spielt nun wieder in der Barrage und trifft auf Nordirland. Wie schätzen Sie die Chancen auf eine WM-Quali für Russland 2018 ein?
Sehr gross. Wenn es der Schweiz gelingt, dasselbe Engagement abzurufen, wie es die Nordiren tun, dann bin ich sehr zuversichtlich. Die Schweiz hat spielerisch grössere Qualitäten als die Nordiren. Ich denke, es wird eine Frage der Einstellung sein.

Wie verfolgen Sie die Spiele der Nati heute?
Fussball war immer meine Leidenschaft, und ich freue mich, das Spiel gegen die Nordiren am Fernseher mitverfolgen zu dürfen. Grundsätzlich verpasse ich die Spiele der Nationalmannschaft nie und fiebere stets mit ihr mit.

Ist Nordirland ein Wunschgegner für die Schweiz?
Das denke ich schon. Es gilt zu sagen, dass es in der Barrage grundsätzlich keine einfachen Spiele gibt. Dennoch bin ich überzeugt, dass Nordirland das bessere Los ist als Griechenland, Irland oder Schweden, auf die die Schweiz ebenfalls hätte treffen können. Ich bin zuversichtlich.

Simon Kalbermatten

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