Grächen | Befürchtung von Abhängigkeit

Gründung des Grächner Zweit­wohnungsvereins sorgt für Unmut

Der Grächner Zweitwohnungsverein sorgt schon vor der Gründung für viel Gesprächsstoff.
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Der Grächner Zweitwohnungsverein sorgt schon vor der Gründung für viel Gesprächsstoff.
Foto: RZ-Archiv

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Um die Interessen künftig gemeinsam vertreten zu können, wollen die Zweitwohnungsbesitzer einen Verein gründen. Bei einigen designierten Mitgliedern stösst die Art und Weise der Gründung auf Kritik.

Den Grächner Zweitwohnungsbesitzern flatterte vor Kurzem eine Einladung zur Gründungsversammlung für den «Verein Zweitwohnungseigentümer Grächen (VZWEG)» ins Haus. Das Motiv: Die Zweitwohnungsbesitzer wollen in die touristische Entwicklung Grächens mehr eingebunden werden. Damit wollen sie mit einer legitimen Vertretung in den verschiedenen Gremien mitbestimmen können. Wie sich nun herausstellt, gibt es innerhalb der Zweitwohnungsbesitzer aber unterschiedliche Lager. Zum einen die Gruppe, welche sich nun aktiv um die Vereinsgründung bemüht, zum anderen besteht eine inoffizielle «IG», welche sich in der Vergangenheit auch für die Interessen der Zweitwohnungsbesitzer eingesetzt und ein Gespräch mit dem Grächner Gemeinderat geführt hat. Sie ist nur locker organisiert und besteht zurzeit aus rund 50 Mitgliedern. Ein Mitglied ist Jürg Segesser, welcher als eine der Ansprechpersonen gilt. Gegenüber der Vereinsgründung äussert er Vorbehalte. Konkret kritisiert er aber nicht die Gründung an sich, sondern deren Vorgehensweise.

Befürchtung eines Interessenkonflikts

So seien die Einladungen zur Gründungsversammlung von der Touristischen Unternehmung Grächen (Tug) verschickt worden. Segesser findet das nicht unproblematisch und sieht darin einen möglichen Interessenkonflikt: «Das riecht stark nach Manipulation.» Der VZWEG müsse seine Interessen zwingend unabhängig vertreten können. «Der Verein darf auf keinen Fall irgendeiner Interessengruppe nahestehen», erklärt er. Der Geschäftsführer der Tug, Berno Stoffel, winkt ab: «Wir haben die Einladungen von den Initianten erhalten und sie in einem neutralen Umschlag versandt. Da wir im Besitz sämtlicher Adressen sind, schien uns das der einfachste Weg. Es besteht somit auf gar keinen Fall irgendein Interessenkonflikt.» Dies obwohl sie an einer Vereinsgründung natürlich sehr interessiert seien. Das Ziel müsse nämlich sein, die Zweitwohnungsbesitzer bei sämtlichen Entscheiden mit am Tisch zu haben. «Dafür ist ein legitimierter Verein das wirksamste Organ», findet Stoffel. Daneben findet Segesser auch die Reihenfolge der Traktandenliste problematisch. Diese sei so gewählt, dass man zuerst dem Verein beitreten müsse und erst danach würden die endgültigen Statuten und die Mitgliederbeiträge beschlossen. Segesser: «Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack.» Zudem seien die Statuten sehr widersprüchlich. So müsse die Traktandenliste zwei Wochen vor einer Versammlung verschickt werden, aber Anträge müssten 30 Tage vor derselben eingereicht werden. «Also bevor man weiss, was überhaupt zur Diskussion steht», sagt er. Logischerweise müsse es umgekehrt sein. Weiter müssten laut Statuten Vorstandsmitglieder auch Vereinsmitglieder sein, aber als Sekretär und Kassier könnten gemäss dem Statutenentwurf auch Nichtmitglieder gewählt werden. Schliesslich stellt er die Beschlussfassungen per Mail infrage. Solche wären nämlich laut Statuten möglich. «Das widerspricht doch jeder gängigen Praxis», erklärt Segesser und stellt dabei die Frage des Datenschutzes. «Für mich wirkt das Ganze dubios.» Weiter: «Wer bezahlt den geplanten Apéro im Anschluss an die Versammlung? Der Verein verfügt ja noch über gar kein Geld. Ich werde den Eindruck nicht los, dass eine gewisse Abhängigkeit und Nähe zur Tug besteht.»

Unterschiedliche Auffassungen

«Unser Verein ist völlig unabhängig», entgegnet der Vorsitzende des zu gründenden VZWEG Peter Aegerter. Der Versand der Einladungen sei aus logistischen Gründen durch die Tug erfolgt. Und für den Apéro werde noch ein Sponsor gesucht. Zu der Frage des Datenschutzes bei elektronischen Abstimmungen meint Aegerter, dass das bei ähnlichen Vereinen auch gemacht werde. «Das ist heutzutage einfach zeitgemäss.» Weiter: «Vor dem Hintergrund, dass der Verein eines Tages im Handelsregister eingetragen werden könnte, haben wir die Statuten vorgängig juristisch abklären lassen.» Dazu gehört für ihn auch die Zusammensetzung des Vorstands. «Die Ämter Kasse und Sekretariat wollen wir allenfalls extern vergeben. Das wollen wir offenlassen.» Zudem sei die Gründungsversammlung dazu da, um alle offenen Fragen zu klären, «und das jeweils bevor irgendetwas beschlossen wird». Das gelte auch für die Festlegung der Mitgliederbeiträge, deren Höhe vorgängig festgelegt werde, sowie für allfällige weitere Unklarheiten bezüglich Statuten. «So kauft niemand die Katze im Sack.» Sämtliche Punkte könnten zusammen bereinigt und verbessert werden. Laut Aegerter wird der Verein aus einer positiven Motivation heraus gegründet und ist nicht als «Gegner» gedacht. «Grächen hat uns stets mit offenen Armen empfangen. Trotzdem besteht weder irgendeine Nähe noch eine Abhängigkeit.» Laut eigenen Angaben hat Jürg Segesser im Sinn, an der Versammlung vom 15. April teilzunehmen.

Peter Abgottspon

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