Sitten | Direktor von Valais/Wallis Promotion kontert Kritik

«Ich halte die Kritik an uns für verfehlt»

Damian Constantin: «Viele der Probleme resultieren aus den komplexen Strukturen.»
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Damian Constantin: «Viele der Probleme resultieren aus den komplexen Strukturen.»
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Quelle: RZ 7

Der Direktor von Valais/Wallis Promotion, Damian Constantin, nimmt Stellung zur Kritik an seiner Organisation.

Damian Constantin, Valais/Wallis Promotion wird teilweise dafür kritisiert, messbare Erfolge blieben aus. Wie stehen Sie zu dieser Haltung?
Ich halte diese Kritik für verfehlt. Operativ sind wir erst seit rund zwei Jahren tätig. Was wir in dieser kurzen Zeit erreicht haben, kann man definitiv nicht als ausbleibenden Erfolg sehen.

Was haben Sie denn konkret erreicht?
Seit Mai 2014 wird die Marke Wallis und damit unser gesamter Kanton aktiv kommuniziert mit der neuen Kommunikationslinie «Wallis ins Herz gemeis­selt». Innerhalb von ein paar Monaten haben wir eine neue und ganzheitliche Kommunikation geschaffen, die das Wallis national wie auch international auf eine emotionale und moderne Art und Weise positioniert. Damit gelang es uns, das Wallis prominent zu positionieren. Heute kennen durch diese Kommunikation bedeutend mehr Kunden in der ganzen Schweiz die Marke Wallis. Die Marke ist ein starkes Identifikationsmerkmal für die Walliser Wirtschaft als Gesamtes.

Das ist aber doch nicht mehr als das Erledigen von Hausaufgaben.
Das ist so, aber auch Hausaufgaben müssen zuerst gemacht werden. Nachdem die Kommunikationsstrategie feststand, ging es darum festzulegen, wie wir die zur Verfügung stehenden Mittel effizient und zielorientiert investieren können. Dazu war nötig, dass wir uns überlegen: Wer ist überhaupt der Kunde? Aus dieser Überlegung heraus haben wir den Markt analysiert, um herauszufinden, warum jemand überhaupt ins Wallis kommt. Daraus haben wir dann verschiedene Kundensegmente abgeleitet, die für das Wallis wichtig sind. Unter anderem auch, welches Mediaverhalten potenzielle Gäste haben, damit wir diese in unserer Kommunikation auch erreichen. Diese Ergebnisse stehen auch den verschiedenen Akteuren zur Verfügung, damit auch diese ihre Budgets zielgerichtet einsetzen können.

Was heisst das?
Eine Familiendestination muss etwas über die Kundengruppe Familie wissen. Eine Destination, die auf Action und Spass setzt, eher etwas über junge, kinderlose Kunden.

Einen generell wirtschaftlich attraktiven Kunden für das Wallis gibt es also nicht?
Für uns im Wallis ist zentral, dass wir unsere Region so positionieren können, dass sie auch für kaufkräftige Kunden interessant ist. Unser zentrales Ziel muss es sein, die Wertschöpfung möglichst hochzuhalten. Dazu gehören ausgezeichnete Produkte und eine hohe Dienstleistungsqualität. Hier müssen wir primär ansetzen und auch unsere Bemühungen im Marketing entsprechend ausrichten.

Wie gehen Sie marketingmässig vor?
Marketing mit dem Giesskannenprinzip ist nicht zielorientiert. Deshalb richten wir unsere Kommunikation nach klar definierten Zielsegmenten aus. Es gilt, die potenziellen Kunden zu identifizieren und sie genau dort abzuholen, wo sie sind. Gleichzeitig müssen wir den Kunden Erlebnisse bieten. Der Gast sucht nicht einzelne Produkte wie ein Hotel oder eine Bergbahn, nein, er will ein ganzheitliches Erlebnis haben. Er besucht auch nicht den Walliser Tourismus, die Walliser Landwirtschaft, nein, er will ganz einfach das Wallis besuchen und erleben.

Welches Bild vom Wallis ist das?
Wir müssen hin zu einem ganzheitlichen Erlebnismarketing. Das heisst, der Kunde muss seinen Aufenthalt im Wallis als Gesamtpaket wahrnehmen. Darin enthalten sind beispielsweise die Unterkunft, die Kulinarik, die Sportmöglichkeiten und so weiter. Die einzelnen Teile dieses Gesamtpakets werden heute aber von vielen unterschiedlichen Akteuren angeboten ohne gegenseitige Absprache. Damit der Kunde dieses Gesamtpaket vor Ort auch erleben kann, muss die Zusammenarbeit der involvierten Akteure noch verstärkt werden. Hier liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Woran liegt das?
Hauptsächlich an den komplexen Strukturen. Wir haben unzählige Akteure, alle mit eigenen Zielen und eigenen Verbänden. Die Hoteliers kümmern sich um die Hotels, die Bergbahnen um ihre Unternehmen. Dem Gast ist das aber egal. Er will ein Rund-um-Angebot, ein Erlebnis. Ein Beispiel: Jemand kommt ins Wallis, um hier Veloferien zu machen. Das Ziel muss es sein, diesem Gast vom Genfersee bis zum Rhonegletscher ein Erlebnis anbieten zu können inklusive Transport, Übernachtung und Verpflegung. Wie dieses Erlebnis zustande kommt, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es da ist. Für Kirchturmdenken hat ein Gast heutzutage kein Verständnis mehr. Ihn interessieren Rivalitäten zwischen den Destinationen nicht, genauso wenig wie zwischen Hotels. Wenn wir diesen Gedankenschritt nicht machen, wird es schwer. Damit wir von Valais/Wallis Promotion ein adäquates Marketing betreiben können, muss ein Erlebnis Wallis geschaffen werden. Deshalb ist es auch verfehlt, den Erfolg oder Misserfolg der kantonalen Wirtschaft an der Arbeit von Valais/Wallis Promotion zu bewerten. Hier braucht es die Leistung eines jeden Einzelnen.

Ziehen Sie sich so nicht aus der Verantwortung?
Nein, das Mandat von VWP ist klar: das Image und die Bekanntheit des Wallis stärken und die Attraktivität unserer Region aufwerten. Das tun wir mit gros­sem Einsatz und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Aber, wie gesagt: Das Erlebnis muss stimmen. VWP ist angewiesen auf die Entwicklung entsprechender Angebote durch die Destinationen und Leistungsträger. In dieser Angelegenheit sind unsere Ressourcen begrenzt. Im Herbst 2015 haben wir der Walliser Politik vorgeschlagen, unseren Auftrag zu erweitern mit zum Beispiel der Entwicklung von kantonalen Produkten. Dies wurde jedoch abgelehnt.

Messen wir Sie also an Ihren Marketing­erfolgen. Sie sagen, Sie hätten es geschafft, die Bekanntheit des Wallis massiv zu steigern. Wie aussagekräftig ist denn ein solches Statement überhaupt?
Diese Aussage basiert auf einer neutral angelegten Untersuchung durch ein neutrales Marktforschungsinstitut. Dementsprechend kann gesagt werden, die Kommunikation funktioniert und ist auch ein Leistungsausweis für unsere Arbeit. Was die Vermarktung des Wallis betrifft, so ist es natürlich klar, dass man nicht sagen kann: Dieser Erfolg geht jetzt genau auf die eine oder andere Marketing-Aktion. Das ist das Wesen des Marketings. Ich denke, dass wir mit unseren Bemühungen und vor allem mit unserem fokussierten Ansatz auf einem guten Weg sind. Wer nun versucht, das Problem der sinkenden Übernachtungszahlen auf unsere Arbeit zu reduzieren, hat die Komplexität der Herausforderungen, welcher sich der Walliser Tourismus stellen muss, nicht verstanden.

Martin Meul

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Kommentare

  • Burgener Beat - 80

    Danke für die Reaktionen. Damian Constantin hat mich angerufen, was ich sehr zu schätzen weiss. Ich habe mit ihm über das Thema "Die teure Schweiz" gesprochen. Bei vielen Leuten im EU-Raum sitzt das fest im Kopf. Sicher ist die Schweiz nicht billig, aber wer plant und sucht, kann auch in der Schweiz durchaus für etwas weniger Geld grosse Ferienerlebnisse haben. Darum habe ich vorgeschlagen, dass Schweiz Tourismus mal gegen dieses Vorurteil ankämpft und aufzeigt, dass die Schweiz in vielen Bereichen, wenn man Leistung und Qualität in Betracht zieht, nicht teuer ist. Viele Orte bieten grossartige Angebote, aber es wichtig, dass es der Kunde weiss. Ich sag immer, was nützt es, wenn ein Bäcker das beste Brot der Welt backt, aber niemand weiss es.
    Und ich bin einverstanden: wir haben viele Stärken, viele Pluspunkte, die wir nutzen müssen: 4000er en masse, Gletscher, schneesichere Pisten, Natur pur ...
    Also dran bleiben. Wenn ich mich auch kritisch geäussert habe, was ich nie mache, ist bei den Gästen zu jammern. Im Gegenteil. Hier verteile viele Lorbeeren und stelle unser schönes Wallis immer in das beste Licht.

  • Burgener Beat - 145

    Sehr interessant.
    Wallis /valais promotion redet von Erfolg, aber die Zahlen im Wallis sind überall /Ausnahme Zermatt, rückläufig. Wo ist der Erfolg oder tröstet man sich mit der Meinung, wenn es Wallis promotion nicht gäbe, wäre es noch schlimmer?
    Hallo, ihr müsst über die Bücher! So viel Geld verlochen ohne Ergebnisse, das kann es auf die Dauer nicht sein.
    Ich bin Bergführer und merke, dass die Gäste aus dem EU-Raum deutlich abnehmen. Zum Glück haben wir noch die Schweizer Kundschaft.
    Und wie fraglich ist es, Millionen für andere Segmente einzusetzen, die für die meisten Orte kaum von Bedeutung sind.

    • Thomas Abgottspon - 113

      Werter Burgener Beat, - es ist falsch zu behaupten, wonach Zermatt die einzige Destination im Wallis sei, welche keine rückläufigen Zahlen hätte. Auch Zermatt hat rückläufige Zahlen. Hier ist die Wahrnehmung im übrigen Wallis falsch. Zur Sache: Damian Constantin und sein Team machen eine ausgezeichnete Arbeit! Die neu lancierte Wallis Promotion kann nicht in kurzer Zeit alle Unterlassungen der Vergangenheit von uns Wallisern selber, ausbügeln. Da müssen wir uns schon selber an der Nase nehmen. Derzeit werden wir von externen Faktoren gebeutelt, auf welche wir keinen Einfluss haben. Wir haben es aber im Oberwallis nicht geschafft, innert nützlicher Frist die Autobahn zu bauen. Sehr wohl werden nun vor dem Hintergrund der Einsicht, dass für den Tourismus etwas getan werden muss, seitens der Politik (beispielhaft in der Schweiz) viele gute neue Rahmenbedingungen geschaffen, - aber in letzter Minute. Das Wallis hat beste Voraussetzungen für den Tourismus. (Land und Leute!) Packen wir es an, - wir schaffen es!

  • Patrick - 2810

    Ihr redet immer um den heissen Brei herum......

    Es sind die irrsinnigen Preise, die die Kundschaft fernhalten. Wann begreift man das endlich?

    • Michael - 1610

      Aber das grosse Problem bei uns ist dass wir so hohe Kosten für die Löhne haben und dass wir unseren Lebensunterhalt so bestreiten können kostet das Geld das wir verdienen müssen. Das nächste grosse Problem ist dass ein selbständig erwerbender praktisch nichts mehr verdient für das was er leistet
      Weiss ja nicht genau als was Sie arbeiten?
      Die einzige Lösung in meinen Augen wäre alles billiger, dafür aber die Löhne runter, und das massiv!
      Liaba Grüass Michi

  • Ditschwiizer - 324

    Hier in der Üsserschwiiz wird die neue Kampgane zur Kenntnis genommen. Als ausgewanderte Walliserin wurde ich auf der Arbeit und in der Freizeit auf die Kampagne "Wallis ins Herz gemeisselt" positiv angesprochen.
    BRAVO!

  • Tétaz Myriam - 146

    Peut-être faudrait-il une fois faire une étude pour définir quel parallèle tirer entre la baisse du tourisme dans les régions alpines et l'augmentation des VTT. Les adeptes des VTT ne louent ni appartements de vacances, ni séjour de plus ou moins longue durée dans des hôtels. Quant aux familles avec petits enfants et aux personnes retraitées qui prolongeaient les saisons après ou avant les vacances scolaires, elles ne viennent plus, ni en saison, ni entre-saision, car passer son temps à faire attention devant, derrière, de côté, est décourageant. Sans compter que les chemins sont abîmés par les deux roues. Et dire que le CAS propose des chemins de cabane en VTT! Du coup j'ai démissionné.
    Ne pourrait-on pas instituer au moins des jours sans VTT comme les jours sans chasse?
    Une randonneuse ( et jadis alpiniste) invétérée,
    Myriam Tétaz

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