Sport | Oberwalliser auf der Überholspur

Nico Hischier: Der beste aller Zeiten?

Nico Hischier verzückt die Scouts der NHL.
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Nico Hischier verzückt die Scouts der NHL.
Foto: Twitter

Quelle: RZ 0

Er ist ein Jahrtausendtalent. Die Chance ist gross, dass er der beste Schweizer Eishockeyspieler aller Zeiten wird. Nico Hischier. 18-jährig. Oberwalliser.

Am 23. und 24. Juni 2017 kann Nico Hischier Schweizer Sportgeschichte schreiben. Dann werden sich im United Center, der Heimspielstätte der Chicago Blackhawks, die Teamverantwortlichen der NHL einfinden, um die zukünftigen Rohdiamanten der NHL-Franchises auszuwählen. Doch wie geht es für Hischier nach dem Draft überhaupt weiter? Und: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich der 18-Jährige schon in der nächsten Saison in der NHL behauptet?

«Der beste Spieler an der WM»
«Er verstand Sachen innert kürzester Zeit und konnte sie sogleich umsetzen, das hat mich beeindruckt», sagt Lars Leuenberger. Während der vergangenen Saison hat Leuenberger als Trainer des SC Bern Hischier trainiert. Und ihn gefördert. Er war es, der Nico Hischier von den Junioren in die erste Mannschaft holte. Nach der Saison tat sich der Natischer schwer. Er hatte zwei Optionen: beim Schweizer Meister SC Bern bleiben oder in die kanadische Juniorenliga zu den Halifax Mooseheads wechseln. Hischier wählte die zweite Variante und verzückt seither die Juniorenliga. Unter den Liganeulingen ist er der mit Abstand produktivste Spieler. Das hat ihm in seiner neuen Heimat nicht jeder zugetraut und so verblüfft der 183 Zentimeter grosse und 79 Kilogramm schwere Hischier die Scouts reihenweise mit seiner Anpassungsfähigkeit an das nordamerikanische Eishockey. Dass er an der U20-WM mit der Schweizer Nati während der Festtage für Furore sorgte und gegen den Turnier-Mitfavoriten USA im Viertelfinal zwei Treffer erzielte, steigerte seinen Wert zusätzlich. US-Coach Bob Motzko überschüttete das Schweizer Talent mit Lobeshymnen. «Hischier war der beste Spieler, den wir an der U20-WM gesehen haben», sagte er einem US-Journalisten.

WM mit der A-Nati möglich
Die Aussage von Motzko teilt der Schweizer NHL-Scout Thomas Roost. Er befand: «Meiner Meinung nach ist Hischier definitiv im kleinen Kreis der potenziellen Nummer-1-Picks angekommen.» Roost sagte auch, dass er die «talentierten und dadurch interessanten Spieler» meist während mehrerer Spiele beobachte. Aber: «Bei Hischier hat mir bereits ein Drittel gereicht.» Leuenberger hat dieses Talent bereits während der vergangenen Saison beim SC Bern erkannt: «Die Auftritte bei der U20-WM haben bestätigt, dass er eines der grössten Talente im Schweizer Eishockey ist», sagt er der RZ. Patrick Fischer, Coach der A-Nati, spielt mit dem Gedanken, Hischier für die A-WM im Mai in Frankreich und Deutschland aufzubieten. Wenige Wochen vor dem NHL Entry Draft.

Vier Optionen nach dem Draft
Der Draft wird das bisherige Highlight für den Natischer sein. Dabei wählen 31 NHL-Klubs in umgekehrter sportlicher Reihenfolge die noch nicht in der NHL unter Vertrag stehenden Spieler aus. Der sportlich schwächste Klub darf zuerst einen Spieler auswählen. Das NHL-Draft-System garantiert dadurch langfristig eine ausgeglichene Liga und unterschiedliche Stanley Cup-Sieger. Um einen Überblick zu schaffen, erstellen mehrere Portale Listen mit Spielern, die für einen Draft infrage kommen. Hischier werden nach der U20-WM grosse Chancen auf einen Nummer-1-Pick zugetraut. Das hat vor ihm noch kein Schweizer geschafft. Den Schweizer Rekord hält Nino Niederreiter (2010), der in der 1. Runde als Fünfter gezogen wurde. Zum Vergleich: Der Schweizer NHL-Star Roman Josi wurde als 38. gezogen. Hischiers grösster «Konkurrent» im Kampf um den Nummer-1-Pick ist wohl Nolan Patrick. Beim Kanadier ist die NHL in den Genen verankert. Sowohl sein Vater Steve wie auch sein Onkel James spielten bereits in der besten Eishockeyliga der Welt. Die Frage ist deshalb nicht, ob Hischier in der 1. Runde gezogen wird, sondern ob er als erster Schweizer ein Nummer-1-Pick wird. Die Organisation, die im Juni die Rechte an Nico Hischier erwirbt und mit ihm einen Dreijahresvertrag unterzeichnet, hat für die darauffolgende Saison vier Optionen: Sie kann Hischier in der NHL einsetzen. Sie kann ihn eine weitere Saison bei den Junioren belassen oder an einen anderen Verein (SC Bern?) ausleihen. Oder sie kann mit der Vertragsunterzeichnung maximal drei Jahre zuwarten. Letzteres kann bei einem derart hochkarätigen und talentierten Spieler wie Hischier jedoch bereits ausgeschlossen werden.

Landet Hischier in Las Vegas?
Nach dem Draft geht es in der NHL (vorerst) noch nicht ums grosse Geld. Der Gesamtarbeitsvertrag zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft schreibt für die NHL-Neulinge einen Einstiegsvertrag vor. Dieser dauert drei Jahre und bringt den Spielern maximal 925 000 Dollar ein. Jedoch nur wenn sie in der NHL spielen. 92 500 Dollar sind bei Vertragsunterzeichnung vorgeschrieben. Dieses Handgeld steht Hischier auf jeden Fall zu. So lobend die Worte der unterschiedlichsten Experten und Scouts über das Super-Talent Hischier auch sind, man ist sich einig, dass der 18-Jährige körperlich noch zulegen muss, um in der NHL bestehen zu können. Diese Meinung teilt Leuenberger: «Hischier kam mit unglaublich viel Potenzial nach Bern, sein einziges Defizit war der Körper», sagt er und präzisiert gleich, «er ist noch sehr jung und wird diese Defizite im Kraftraum wettmachen, davon bin ich überzeugt.» Bei welcher NHL-Organisation der Stürmer der Halifax Mooseheads im Sommer landen wird, ist schwierig einzuschätzen. Glaubt man dem offiziellen Portal der NHL «Central Scouting List», so haben zurzeit die sportlich kriselnden Colorado Avalanche, Arizona Coyotes und Buffalo Sabres gute Chancen, Hischier zu draften. Auch möglich ist ein Pick durch die neu gegründete Organisation der Las Vegas Golden Knights. Las Vegas tritt als 31. Team in die NHL und darf sich bei den anderen Teams bedienen und von jedem Konkurrenten je einen Spieler holen. Im Draft dürfen sie als drittes Team ziehen.

Simon Kalbermatten

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