Kolumne | Diese Woche zum Thema

Rezo rockt die CDU. Zürich 2030. Wallis 2060.

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Walliser Bote

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Roberto Schmidt, Freysinger und Co. brauchen einen Rezo im Nacken

Im Jahr 2020: Scintilla ist auf den Weltmärkten erfolgreich. Niemand produziert bessere ­Sägeblätter effizienter als die Lohnabhängigen in St. Niklaus. Vieles spricht dafür, dass dies
so bleibt. Weil man in der Scintilla dank selbst entwickelten Maschinen diesen Nischenmarkt weltweit dominiert. Chapeau! Scintilla ist eine Tochter des Bosch-Konzerns. Der Bosch-Konzern will und wird bereits 2020 klimaneutral. Auch dank dem Kauf von Zertifikaten und Aufforstungen. Gut so.

Im Jahr 2030: Das rote Zürich hat ein hoch renta­bles Elektrizitätswerk. Dies dank der Tatkraft der Urgrossväter der heutigen Politikerinnen und Politiker. Sie liessen in weiser Voraussicht vor-
ab in Graubünden Wasserkraftwerke bauen. Jetzt will Zürich bis 2030 klimaneutral werden. So wie das die bewegte und ­bewegende Jugend fordert. Dies geht nur mit bifazialen, alpinen Solaranlagen. Sehr gut so.

Im Jahr 2050: Die Gletscher-Initiative ist ein Kind der Ära Doris Leuthard. Die SP und die Grünen sind der Aargauerin leider auf den Leim gekrochen. Gemäss Gletscher-Initiative wird die Schweiz mit 20 Jahre Verspätung auf die Stadt Zürich klimaneutral.

Im Jahr 2060: Den Vogel abgeschossen haben Roberto Schmidt und Jean-Michel Cina. Gemäss ihrem Fahrplan wird das Wallis 40 Jahre nach dem Bosch-Konzern klimaneutral. 30 Jahre nach der Stadt Zürich. Und dies, obwohl das Wallis, wenn wir regional, national und international schnell umsteuern, 65 Prozent seiner Gletscher retten kann.

In Deutschland sind die SPD und die CDU in Sachen Klimaschutz Seifensieder. Wie ihre Schwesterparteien und die Grünen in der Schweiz. Die AfD ­gehört – wie unsere SVP – zu
den Klimaleugnern. Die junge Generation in Deutschland liess diese Parteien fallen wie faule Äpfel.

Ein wichtiger Treiber war der Youtuber Rezo. Mehr als zehn Millionen Deutsche haben dieses Video angesehen. Anklicken lohnt sich.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Rezo gegen CDU

Da will also einer die Welt retten, indem er die CDU zerstört, bevor diese die Welt zerstört hat. Ich ­hoffe, die kommunistische Partei Chinas versteht sein Youtube-Deutsch, sonst ist die Welt tot, noch bevor Rezo die CDU mit
seinem krypto-kommunistischen Rundumschlag zerstört haben wird.

Der blauhaarige Rezo machts möglich: er holt die Gosse ins Netz. Mit vielen Anglizismen, massenweise verbalen Stinkefingern («fucking heftig», «faktisch ficken»), Fäkalsprache («voll Scheisse», «Kacke laufen», «Shit in die Luft»), Gulli-Neusprech («Oopsy Daisy», «Lol», «hart leidtun», «klingt nice», «voll gern» usw.) setzt er zum Vernichtungsschlag an.

Einerseits wirft er dem System mangelnden Respekt vor, andererseits stempelt er die AfD-Mitglieder höchst «respektvoll» als Nazis ab. Wahrscheinlich will er die CDU genauso «respektvoll» zerstören.

Einerseits verwirft er das Autoritätsargument, andererseits blökt er die subventionierten Wahrheiten staatlich bezahlter Experten nach, auf deren Anzahl er ständig hinweist, als ob eine Behauptung dadurch wahrer würde, wenn sie von der grösseren Menge vertreten wird.

Da er angeblich keine politische Meinung vertritt, sagt er nicht, dass man Grün wählen soll, sondern nur, dass keine andere Partei wahltauglich ist.

Er bekämpft zu Recht erstarrte Denkmuster und betreibt selbst eine Dogmatik der Gemeinplätze, weil sich auf Gemeinplätzen jeder Arsch niederlassen kann.

Dann will er auch noch das Gras für die Menschen legalisieren, nicht aber für die Kühe, weil die furzen und CO2 erzeugen.

Schliesslich gibt er vor, sich nur auf Fakten zu stützen und «echt ehrlich» zu kommunizieren. Doch dient sein hektischer Redefluss
in originalgetreuer CDU-Manier nur dazu, alles, was nicht in sein Konzept passt, zu vertuschen. So verliert er zum Beispiel kein Wort darüber, dass es der von den ­Grünen erzwungene Atomausstieg war, der die deutsche Regierung dazu zwang, die Unbeständigkeit der Solar- und der Windenergie durch die Inbetriebnahme von Braunkohledreckschleudern zu kompensieren.

Zwar prangert er zu Recht die ­Inkompetenz, die Scheinheiligkeit und die Lügenhaftigkeit der im Dienst des Grosskapitals stehenden Politiker und die von ihnen geduldeten Kriegsverbrechen an, missbraucht aber zugleich die Macht des Internets, um durch
ein sprachliches Schnellfeuer, dessen Realkonsequenzen er nicht zu ­verantworten hat, undifferenziert alle «Bösen» umzulegen.

Am Ende sagt er scheinheilig: «Peace, ich bin raus», obwohl er nie drin war.

Rezo, wirklich ein Youtuber für alle Schichten?

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