Abstimmung | Empfangsgebühren auf dem Prüfstand

rro und Kanal9 gegen «No Billag»

Eine Annahme der «No Billag»-Initiative hätte für Kanal9 massive Einschnitte zur Folge.
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Eine Annahme der «No Billag»-Initiative hätte für Kanal9 massive Einschnitte zur Folge.
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Für die beiden Oberwalliser Lokalsender Kanal9 und Radio Rottu steht bei der Abstimmung zur «No Billag»-Initiative viel auf dem Spiel. Das sind die Argumente der beiden Sender für ein Nein am 4. März.

In der Redaktion des Lokalfernsehsenders Kanal9 in Brig-Glis arbeiten 15 Leute für den Sendebetrieb und die verschiedenen Formate wie das «Tagesinfo», «Sport» oder die Talksendung «Fokus». Um den vom Bund erteilten Leistungsauftrag erfüllen zu können, erhält Canal9/Kanal9 pro Jahr rund 4 Millionen Franken aus dem Gebührentopf, ab 2019 sollen es rund 4,5 Millionen sein. Das macht in etwa 50 Prozent der Einnahmen des Senders aus, wie der für die deutschsprachigen Formate zuständige Chefredaktor Armin Bregy erklärt.

Massive Einschnitte bei Annahme

Ein Ja zur «No Billag»-Initiative hätte für den TV-Sender entsprechend gravierende Konsequenzen. «Es wäre utopisch anzunehmen, dass wir unser derzeitiges Angebot aufrechterhalten könnten», sagt Bregy. «Ob ein Ja für Kanal9 das vollständige Aus bedeuten würde, ist schwer abzuschätzen. Sicher wären aber die Livesendungen wie das ‹Tagesinfo› nicht mehr realisierbar.» Kommt hinzu, dass, sollte sich Kanal9 gezwungen sehen, massive Einsparungen vorzunehmen, der Rotstift mit grosser Sicherheit zuerst im Oberwallis angesetzt werden würde. Der Behauptung der Initianten der Initiative, die Angebote der Sender könnten künftig über zusätzliche Werbung finanziert werden, steht Armin Bregy sehr kritisch gegenüber. «Der Werbemarkt ist vor allem im Oberwallis begrenzt», sagt er. «Dass Kanal9 auf diesem Markt seine Werbeanteile massiv ausbauen könnte, scheint mehr als fraglich.» In der teils hitzig geführten Abstimmungsdiskussion setzen Bregy und sein Team eher auf Zurückhaltung. «Wir haben uns dazu entschieden, in erster Linie unsere Arbeit für uns sprechen zu lassen», sagt er, «und weniger direkt Abstimmungskampf zu betreiben.» Die Stärken des Senders sieht der deutschsprachige Chefredaktor derweil vor allem in der Berichterstattung über das Leben in der Region und die enge Begleitung der Vorgänge in der Walliser Politik. «Zudem kann Kanal9 mit seinem zweisprachigen Team eine wichtige Brückenfunktion im Kanton übernehmen», hält Armin Bregy fest.

Leistungsabbau absehbar

Auch Matthias Bärenfaller, Geschäftsführer beim Oberwalliser Lokalradio rro, sieht schwarz bei Annahme der Initiative. «Wenn wir 40 Prozent unseres Umsatzes verlieren, dann müssen wir unser Personal reduzieren», stellt Bärenfaller nüchtern fest. Betroffen wären vor allem redaktionsinterne Stellen. «Wir machen rund 8000 Meldungen pro Jahr, die meisten davon sind aus der Region. Bei einem allfälligen Sparkurs müssten wir hier den Hebel ansetzen», so Bärenfaller. Rund 4,5 Millionen Franken Umsatz macht der Sender pro Jahr. Davon sind rund 1,85 Millionen Franken Gebührengelder, ab 2019 sollen es gut 2 Millionen Franken sein. Heute beschäftigt der Radiosender rund 40 Personen, die meisten davon in einem 100-Prozent-Pensum. Dass der Oberwalliser Lokalradiosender noch vor zehn Jahren mit einer Million weniger an Gebührengeldern ausgekommen ist, lässt Bärenfaller nicht als Argument gelten. «Wir haben einen klaren Leistungsauftrag des Bundes und müssen für jeden Franken, den wir an Gebührengeldern einkassieren, einen Franken in der Werbung einholen. Zudem hat sich das Mediennutzungsverhalten stark verändert. Wenn wir hier Schritt halten wollen, sind wir auch in Zukunft auf die Gebührengelder angewiesen», hält Bärenfaller fest.

Walter Bellwald/Martin Meul

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