Er kennt das Dorfleben. Er kennt die Herausforderungen im Dorf. Und er kennt den Wandel, den das Dorf in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Hermann Ebener spricht über das Leben im Weiler Eisten bei Blatten.

Hermann Ebener lacht und sagt: «Natürlich sind wir Blattner und gehören zur Dorfbevölkerung dazu.» Der Autor will von ihm wissen, ob er sich denn als Eistner oder Blattner fühle. Ebener lebt seit seiner Kindheit im Weiler Eisten, der zu Fuss in zehn Minuten von Blatten/Lötschen aus erreicht wird. Ebener kennt den Wandel, den das Dorf in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Er erinnert sich an Blatten in einer Zeit, in der sich die Bevölkerung selbst versorgt hat. «Heute ist das kaum noch ein Thema», weiss der 72-jährige Eistner, der in den 1960er-Jahren mit einem Kollegen die Mühle im Dorf betrieben hat. «Wir mahlten damals 2,5 Tonnen Getreide.» Dieses Geschäft sei jedoch bloss während vier Jahren lukrativ gewesen, sagt Ebener und schmunzelt. Die Zeit, in der die einheimische Bevölkerung grösstenteils im Dorf geschuftet hat, ist vorbei. Heute gehen die Leute oft ausserhalb des Dorfs ihrer Arbeit nach und nehmen das Pendeln auf sich. «Es gibt zahlreiche Arbeitskräfte im Dorf, die täglich pendeln, das kannten wir früher nicht», sagt Ebener und fügt an, dass die Leute früher oft während mehreren Wochen im Dorf geblieben seien. Erfreulich an dieser Entwicklung ist laut ihm, dass zahlreiche junge Einheimische deswegen dennoch ihren Wohnsitz in Blatten behalten haben. Das gebe ihm Hoffnung für die Zukunft des Dorfs. «Unsere Jugend stellt sich zur Verfügung für öffentliche Ämter, das ist sehr erfreulich.» Der Wandel in Blatten ist weiter im Gang. Ebener vermutet, dass der Tourismus künftig noch mehr miteinbezogen wird. «Der Tourismus wird in der anstehenden Entwicklung eine zentrale Rolle spielen, hier befinden wir uns in einem grossen Umbruch.» Nicht alles hat sich in Blatten jedoch verändert. Die Winter können auch heute noch lang und streng sein. So wie es der diesjährige Winter ist. Gleich mehrere Male bleibt die Strasse nach Blatten zugesperrt. Herrscht in solchen Tagen Angst im Dorf? «Nein, Angst haben wir deswegen nicht, aber ein ungutes Gefühl kann es schon geben, wenn es während mehreren Tagen schneit.» Ebener erklärt: «Die Bevölkerung weiss dann, dass die Schneefälle Lawinen auslösen müssten, bleiben die Lawinen dann aus, herrscht eine Ungewissheit.» Ebener weiss, wovon er spricht. In seiner Kindheit – im Jahr 1951 – wurde er Zeuge einer (Lawinen-)Tragödie in Eisten. «Eine Lawine riss einen Teil von Eisten komplett weg und forderte sechs Todesopfer. Dieses Ereignis hat mich geprägt, und ich werde es nie mehr vergessen», sagt er. Der Weiler ist heute vor Lawinenniedergängen sicher. Und für Ebener ein attraktiver Wohnort. «Ich schätze hier die Ruhe und den Frieden.» Auch im Winter? «Ich mag den Winter wie ich den Sommer mag. Alles zu seiner Zeit.»