Trockensteinmauern | Zu teuer für Hobby-Winzer?

Überdimensioniertes Sanierungsprojekt in Raron?

Die Trockensteinmauern bei ­St. German sollen saniert werden.
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Die Trockensteinmauern bei ­St. German sollen saniert werden.
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Übernimmt man sich bei der Sanierung der ­Trockensteinmauern in der Region Raron? «Das Risiko besteht», findet Pro Natura Oberwallis.

Für knapp 4,5 Millionen Franken sollen die Trockensteinmauern in den Rebbergen der Rarner Chumme und bei St. German saniert werden. Dazu sollen auch zwei ­Erschliessungsstrassen gebaut werden.

Ein falscher Vergleich?

Während Bund, Kanton und Gemeinde den Grossteil der Kosten übernehmen, werden aber auch die Rebparzellenbesitzer in die ­Tasche greifen müssen. Etwa 25 Prozent der Kosten sollen sie übernehmen, also etwas mehr als eine Million Franken. Die Parzellenbesitzer sollen sich aus diesem Grund zu einer Genossenschaft zusammenschliessen, die anschliessend die Kosten, die für die Parzellenbesitzer anfallen, unter ihren Mitgliedern aufteilt. Als Vorbild gilt den Rarner Planern dabei die Situation in den Weinbergen von Visperterminen. Allerdings sind die wirtschaftlichen Vorzeichen in Raron und St. German gänzlich anders. Während in Visperterminen mit dem Heida ein Wein von nationaler Bekanntheit produziert wird, fehlt ein solches wirtschaftlich starkes Produkt in der Region Raron. Sollten die Parzellenbesitzer, wie bereits mehrfach vermutet, zur Mitgliedschaft in der Genossenschaft gezwungen werden und somit einen Grossteil der Kosten tragen müssen, könnte das Auswirkungen auf die Situation auf die Besitzverhältnisse in den Rebbergen haben. Bei Kosten von mehr als einer Million könnte nämlich ein einzelner Parzellenbesitzer mehrere Tausend Franken für das Sanierungsprojekt bezahlen müssen. Bei rund 600 Parzellenbesitzern in der Region und Kosten von 1,1 Millionen Franken fällt für den einzelnen Besitzer nämlich bereits ein durchschnittlicher Betrag von 1800 Franken an, für einen Hobby-Winzer eine grosse Summe. Aufgrund der kleinen Parzellen übersteigt dieser Wert zudem vielfach bereits den effektiven Wert der Parzelle. «Es ist durchaus möglich, dass sich einige Besitzer überlegen, ob sie so viel Geld in die Hand nehmen möchten, wenn ihre Parzelle effektiv weniger wert ist, oder ob man die Parzelle nicht lieber aufgibt», sagt Franz Salzgeber von Salzgeber Weine in St. German. Weil zudem, anders als in Visperterminen, der wirtschaftliche Hintergrund nicht gegeben ist, dürften sich die Weinbauern auch kaum Hoffnungen machen, ihre möglichen Auslagen über den Verkauf ihrer Trauben wieder hereinzuholen, vielfach haben sie Mühe, überhaupt einen Käufer für ihre Ernte zu finden.

Überrissenes Projekt?

Könnten die hohen Kosten also zu einem Bumerang für die Planer werden? «Ja», findet Eva-Maria Kläy, Geschäftsführerin von Pro Natura Oberwallis. «Die Erfahrung aus anderen Projekten zeigt uns, dass dort, wo ohne grossen wirtschaftlichen Hintergrund Weinbau betrieben wird, solche hohen Kosten kontraproduktiv wirken können und Parzellen aufgegeben werden.» Pro Natura begrüsse zwar sehr, dass man versuche, die Trockensteinmauern zu erhalten. «Allerdings nützt das wenig, wenn die Parzellen anschliessend nicht mehr bewirtschaftet werden. Denn dann kommt es schnell zu einer Vergandung des Gebiets, und man hat nichts gewonnen.» Kläy hofft darum, dass das Projekt etwas redimensioniert wird. «Fraglich ist vor allem, ob man nicht bei den Erschliessungsstrassen Geld sparen könnte», sagt sie. «Warum es eine solche breite Strasse (3,5 Meter) braucht, ist nicht klar. Für die Arbeiten an den Mauern reicht auch eine viel schmälere Zufahrt.» Auch den von den Planern ins Feld geführten touristischen Aspekt für die breite Strasse lässt Kläy nicht gelten. «Welcher Tourist wandert schon gerne auf einer Flurstrasse?», fragt sie rhetorisch. Noch ist beim Projekt das letzte Wort nicht gesprochen, und die Parzellenbesitzer können sich noch bis zum 11. April per eingeschriebenem Brief beim Amt für Strukturverbesserungen dazu ­äussern.

Martin Meul

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