Zermatt | Senkung der Gewichtslimite auf der Strasse Täsch-Zermatt

Unsichere Zukunft für Zermatt Unplugged

Livemusik vor dem Matterhorn: Das könnte schon bald Vergangenheit sein.
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Livemusik vor dem Matterhorn: Das könnte schon bald Vergangenheit sein.
Foto: zvg/© Pascal Gertschen

Quelle: RZ 8

Die Reduktion der Gewichtslimite für die Strasse Täsch–Zermatt hat Auswirkungen auf das regionale Gewerbe. Und die Zukunft von Zermatt Unplugged ist nicht gesichert.

Der politische Dauerbrenner Strasse Täsch-Zermatt geht in die nächste Runde. Seit Anfang Jahr sind auf dem Teilstück nur noch Fahrzeuge mit einem Maximalgewicht von 26 Tonnen zulässig. (Bis zum 31. Dezember 2016 waren es noch maximal 32 Tonnen.) Dies, wie der Oberwalliser Kreischef bei der Dienststelle für Strassen, Verkehr und Flussbau Jgnaz Burgener unlängst im WB erklärte, wegen sicherheitstechnischen Bedenken. Niemand könne wollen, dass früher oder später ein Lastwagen in der Vispe lande, so Burgener.

Negative Auswirkungen

Der Entscheid zeigt erste Folgen. Konkret für das alljährlich im April stattfindende Musikfestival Zermatt Unplugged. Für den An- und Abtransport der Infrastruktur sind zahlreiche Sattelschlepper notwendig. So erklärt OK-Mitglied Marco Godat, dass für die diesjährige Austragung die besagten Transporte zwar möglich seien, «jedoch stützen wir uns dabei lediglich auf mündliche Zusagen. Was hingegen nächstes Jahr ist, wissen wir heute nicht», sagt er. Godats Bedenken sind nicht unbegründet. Denn Recherchen zeigen, dass zahlreiche der für das Festival notwendigen Sattelschlepper die vom Kanton festgelegten 26 Tonnen bei Weitem übersteigen. Wäre denn ein Ausweichen auf die Bahn eine Alternative? «Nein», sagt Godat und erklärt, dass mehrere Bestandteile wie beispielsweise das Zelt gar nicht umgeladen werden können. «Das ist schlicht unmöglich», betont er. Und bei anderen Sachen, welche allenfalls per Bahn transportiert werden könnten, käme ein mehrmaliges Umladen hinzu. Das würde sich folglich negativ auf die Kosten niederschlagen.

Folgt weitere Gewichtsreduktion?

Die Zukunft des Festivals steht somit auf wackligen Füssen. Auch wenn es seitens Kantonsbehörden heisst, dass Ausnahmegesuche für Fahrten von über 26 Tonnen nach Möglichkeit positiv beurteilt würden. Es bleibt aber fraglich, ob das aus Haftungsgründen in der Praxis auch tatsächlich so gehandhabt wird und ob die Gewichtslimite allenfalls sogar nicht noch tiefer angesetzt wird. Ausgeschlossen ist das nicht. Denn derzeit analysieren Experten im Auftrag des Kantons den genauen Strassenzustand. Dieser präsentiert sich aufgrund des vernachlässigten Unterhalts ja offenbar so schlecht, dass die Behörden das Maximalgewicht wegen Sicherheitsbedenken reduziert haben. Wird dieses darum allenfalls weiter reduziert? Spielen in diesen Überlegungen auch die Frequenzen eine Rolle? Stehen diese (laut Verkehrserhebung verkehren auf der Strasse jährlich gut 700 000 Fahrzeuge) in einem Missverhältnis zur Strassenqualität? Wie die RZ weiss, werden diese nämlich auch analysiert. Sollten die Experten zu diesem Schluss kommen, werden als Nächstes die Frequenzen/Fahrbewilligungen reduziert? Wer würde eine solche nicht mehr erhalten? (Laut offiziellen Zahlen werden jährlich über 10 000 Stück ausgestellt.) Trifft dies das Oberwalliser Gewerbe, so hätte das verheerende Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft.

Kritik vom Gewerbeverein

Dieser Meinung sind mehrere regionale Zulieferer und Handwerksbetriebe, welche dieses Szenario sogar als «Katastrophe» bezeichnen. Namentlich zitieren lässt sich aus Angst vor einem künftigen Entzug der Fahrbewilligungen jedoch niemand. Der Tenor ist aber einhellig: «Im Prinzip kann alles per Bahn transportiert werden. Aber das ist mit Mehrkosten verbunden, welche auf die Kunden in Zermatt abgewälzt werden. Das wiederum verteuert im ohnehin schon schwierigen Umfeld das Endprodukt.» Dieser Ansicht ist auch der Zermatter Gewerbeverein, der das kantonale Vorgehen scharf kritisiert. Damit werde das Produkt Zermatt künstlich verteuert, meint Vorstandsmitglied Philipp Fuchs, der in Zermatt eine Bäckerei betreibt: «Die Bahntransporte wurden in der Vergangenheit teurer und jetzt wird noch die Gewichtslimite auf der Strasse reduziert. Das bedeutet doppelte Fahrten, mehr Verkehr, höhere Umweltbelastung, höhere Kosten, teurere Endprodukte und letztendlich schlechtere Wettbewerbsfähigkeit.» Er stellt die Frage: «Ist das Tourismusförderung oder aber -verhinderung?» Dem Kanton seien die Fakten um den schlechten Strassenzustand seit Langem bekannt, erhalte aber aus Zermatt jedes Jahr über 35 Millionen Franken an Steuern und ignoriere gleichzeitig den Volkswillen. «Bei drei Abstimmungen haben sich die Stimmbürger jeweils klar für eine sichere Strassenzufahrt ausgesprochen.» Der Kanton habe Rechte und Pflichten und dürfe Steuern einziehen. «Aber er hat auch eine Gegenleistung zu erbringen», bringt es Fuchs abschliessend auf den Punkt. Kann der Kanton dazu überhaupt gesetzlich verpflichtet werden? Ein Blick in das kantonale Strassengesetz Artikel 25 schafft Klarheit: «Die öffentlichen Verkehrswege sind entsprechend den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen des Verkehrs zu erstellen und auszubauen.» Die RZ konfrontiert den zuständigen Staatsrat Jacques Melly mit dem Sachverhalt, der eine schriftliche Stellungnahme übermittelt. In dieser geht er aber auf die wirtschaftlichen Bedenken nicht ein und verweist auf den Expertenbericht, welcher im April vorliegen soll. Danach werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Peter Abgottspon

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Kommentare

  • Urs Biner - 108

    Keine Sorgen. Oskar hat seinem Duzfreund, dem selbsternannten Star-Architekten, erlaubt das Vernissage ohne ausreichende Brandschutzmassnahmen zu betreiben. Jetzt wird Oskar seinen Künstlerfreund nicht fallen lassen: dank Unplugged wird Oskar die Strasse lawinensicher ausbauen. Künstlerduzfreunde halten zusammen...

  • schorsch - 1813

    nun werte mattini,

    beim bau des täscher terminals wurde die hohle hand gegenüber dem staat grösser mit der begründung, dass die strasse nicht voll ausgebaut werden soll!

    scheint so, dass die vergangenheit so manchen einholt...

  • Jean-Pierre Wettstein - 3621

    Selbstverständlich soll die Strasse so ausgebaut sein, dass die Einwohner von Zermatt problemlos mit dem PW zufahren können. Güter jedoch, sollten konsequent auf die Bahn verlagert werden. Sonderbewilligungen sollen nur dann vergeben werden, wenn der Transport via Bahn nicht möglich und die Sicherheit gewährleistet ist. Es kann nicht sein, dass die Bahn durch den Kanton mit Steuergeldern subventioniert wird und derselbe Kanton die Nichtbenützung dieser Bahn durch den Ausbau der Alternativroute (Kantonsstrasse) fördert. Ausserdem ist es auch für den Tourismus im Matter- und Saasertal nicht förderlich, wenn ununterbrochen schwere LKWs in den schönen idyllischen Dörfern dieser Region unterwegs sind.

    • Thomas Abgottspon - 62

      Lieber Christian, - die Strasse ist im Eigentum des Kantons und bekanntlich kann und darf Eigentum in der Schweiz nicht einfach so "hüt und hoh" einem anderen Eigentümer zugewiesen werden. Dann ist/war Zermatt nirgends Vertragspartner bei der ganzen Verkehrserschliessung MGB/Parking Täsch. Einzig als Konsultativmeinung wurde die Gemeinde Zermatt für das damals anvisierte Projekt angefragt. Hier erfolgte die Zustimmung ohne eigentlichen Gemeinderatsbeschluss, geschweige von Urversammlung noch von Meinungsbildung der Bevölkerung und Leistungsträgern. Sehr wohl profitieren die Zermatter Gäste von einem hervorragenden Umstieg in Täsch. Dass die Zermatter Stimmbürger Strasse jedoch eine andere Meinung haben, beweist die Konsultativabstimmung aus dem Jahre 2005. Hier stimmten die ZermatterInnen einer uneingeschränkten, zweispurigen Strasse zu. Passiert ist nicht viel, nur dass nun plötzlich verschiedene Verantwortungsträger die Werkshaftung im Nacken spüren. Wie Sie richtig schreiben, werden die Preissenkungen der Zermatter Beherberger zum regionalen Problem. Darum ist die Strasse Täsch - Zermatt nun keine lokale Herausforderung mehr. Diese Strasse birgt viel Potential und spannende Ansichten in sich. Die Nutzung der Strasse könnte für alle Beteiligten und Partner (inkl. Gde. Täsch, MGB und Parkinggenossenschaft) zum Wohle aller nutz- und gewinnbringend gestaltet werden. Darum benötigt es in der Frage der Strasse Täsch - Zermatt intelligente Köpfe, die aufeinander zugehen können und das Potential zum Nutzen aller heben. Alle anderen werden durch die Währungen, Umbrüche in Gesellschaft und Wirtschaft auf der Strecke bleiben.

    • christian - 62

      seht geehrter herr abgottspon, warum sollte der walliser/schweizer steuerzahler den zermattern neben der bahn noch eine zweispurige strasse finanzieren die schwerverkehrstauglich ist? zermatt ist wirtschaftlich sicher wichtig, nachdem durch die preissenkung immer mehr touristen nach zermatt abwandern dürfen nicht noch alle steuergelder dort investiert werden. wenn die strasse den zermattern so wichtig ist, erklärt sie doch zur gemeindestrasse und baut sie selber aus...

    • Thomas Abgottspon - 1129

      Sehr geehrter Herr Wettstein, - die ZermatterInnen haben sich anlässlich einer Konsultativabstimmung 2005 für eine zweispurige, wintersichere und öffentliche Strasse ausgesprochen. Dieser Volkswille sollte respektiert werden. Oder mögen Sie es, wenn jemand anders Ihnen vorschreibt, wie Ihr Wohnort erreicht werden darf oder eben sogar nicht?

  • Zermatter Einwohner - 1536

    Da der Kanton eine strassenerneuerung nicht genehmigen will, frage ich mich ob der kanton die erhöten Reparaturkosten meines autos übernimmt, denn immerhin ist dass die löchrichste, so starkt frequentierte Strasse im oberwallis.

    Bei solchen strassenzuständen machen die Dämpfer nicht so lange mit wie normal, ausserdem leided die unterbodenplatte des motors auch an einigen stellen.

    Falls jemand eine Adresse hat wo ich die Rechnung der Reparaturen hin schicken kann dem danke ich schonmal im vorraus.

    Grüsse aus Zermatt

    • Fred - 84

      Müssen wir jetzt echt Mitleid haben?
      Dann lass deinen Lada halt in Täsch wie jeder andere auch

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