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Unterwalliser Eishockey auf dem Sterbebett

Wie weiter? Der HC Siders verpasste den Aufstieg in die dritthöchste Eishockeyliga der Schweiz.
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Wie weiter? Der HC Siders verpasste den Aufstieg in die dritthöchste Eishockeyliga der Schweiz.
Foto: RZ-Archiv

Quelle: RZ 0

Über den HC Red Ice Martinach wurde der Konkurs verhängt. In Sitten fehlt ein Team für die neue Saison und Siders will einen Teil seiner Identität verkaufen. Was ist los mit dem welschen Eishockey?

Die Frage ist berechtigt und drängt sich derzeit mehr auf als je zuvor: Wie viele Eishockeyvereine verträgt es im Wallis? Neben dem Oberwalliser Aushängeschild, dem EHC Visp, spielte der HC Red Ice Martinach die vergangene Saison in der zweithöchsten Spielklasse, während sich der Traditionsverein HC Siders, die ambitionierte Mannschaft des HC Sitten-Nendaz-4 Vallées und der EHC Saastal in der 1. Liga duellierten. Dies alles in der wirtschaftlichen Randregion Wallis. Kürzlich ist es zum Knall gekommen: Martinach ist in Konkurs gegangen. Währenddem stieg Sitten in die neu gegründete My Sports League – eine Liga zwischen NLB und 1. Liga – auf. Doch Sitten hat (zurzeit) noch kein Team für die Meisterschaft. Ein Trainer wurde bis RZ-Redaktionsschluss noch keiner gefunden, soll jedoch in diesen Tagen vorgestellt werden. Und dann ist da noch der HC Siders. Seine Absicht: Farmteam des HC Genf-Servette aus der NLA werden. Hinter den Kulissen wird fleissig an dieser Idee gefeilt.

Stadionprojekt in Siders immer konkreter
Alain Bonnet, Präsident des HC Siders, spricht lieber von der nächsten Saison als vom Projekt mit dem HC Genf-Servette. «Wir wollen sportlich nächstes Jahr in die My Sports League aufsteigen, das ist unser Saisonziel», sagt er und zeigt sich ambitioniert. Der Verein will die 900 verkauften Saisonabos aus dem Vorjahr toppen. Zudem gibt es Neuigkeiten bezüglich Stadionneubau: Die Gemeinde Siders steht vor einem Kaufabschluss einer grossen Parzelle in Chalais. Noch dieses Jahr soll ein Architekturwettbewerb für ein Stadionprojekt lanciert werden. Ein Stadion für die My Sports League? Oder gar für die NLB? Als Farmteam von Genf-Servette soll Siders in der nächsten Saison in die NLB integriert werden. Bis Ende Jahr wird diesbezüglich ein Projekt ausgearbeitet. Der Vorteil: Das Budget müsste von einer Million Franken (Stand jetzt) bloss um 500 000 Franken auf 1,5 Millionen aufgestockt werden. Diverse Spieler des NLA-Klubs Genf würden in Siders «parkiert». Die RZ weiss: Ein grosser Teil der Fans ist skeptisch gegenüber dem Projekt. Ihr Vorwurf: Siders verkauft dadurch einen Teil seiner Identität. Der Präsident sagt dazu: «Unsere Bedingung ist, dass wir in Rot-Gelb und mit unserem Logo spielen, das wurde gewährleistet.» Nach dem Red-Ice-Konkurs hat sich Genf mit einer konkreten Anfrage eines Farmteams an Siders gewendet.

HC Siders für EHC Visp ein Sonderfall
Machen Siders und Servette in Sachen Farmteams Ernst, soll der HC Siders bereits in der Saison 2018/2019 in der NLB spielen. Formell muss Siders dazu als Farmteam bei einer Liga-Versammlung aufgenommen werden. Auch der EHC Visp – derzeit Partnerteam des HC Siders – müsste zustimmen, dass Siders nun nicht mehr Partner, sondern Liga-Konkurrent ist. EHC Visp-CEO Sébastien Pico sagt: «Grundsätzlich ist der EHC Visp dagegen, weitere Farmteams in die NLB aufzunehmen, Siders ist für uns jedoch ein Sonderfall.» Pico betont, dass man zum HC Siders eine sehr gute Beziehung pflege und den Mittelwallisern keineswegs Steine in den Weg legen wolle, um in die NLB zurückzukehren. Denn: Ein starker HC Siders in der NLB ist attraktiv für den EHC und garantiert einen grossen Zuschaueraufmarsch bei Direktbegegnungen. Während Visp mit einer Siderser Rückkehr zusätzliche Derbys winken, wollen andere NLB-Klubs kein weiteres Farmteam in der Liga. Pico weiss: «Die NLB-Traditionsvereine wehren sich gegen weitere Farmteams.» Mit den GCK Lions, der EVZ Academy und den Ticino Rockets sind drei Farmteams in den Spielbetrieb der zweithöchsten Eishockeyliga integriert. Hinzu kommt der EHC Winterthur, der stark von Kloten aus der NLA gesteuert wird. Heisst: Über ein Drittel aller NLB-Klubs sind Farmteams.

HC Sitten (noch) ohne Mannschaft
Zurück zum Walliser Eishockey. Da ist auch noch der HC Sitten. Der Aufsteiger in die neu gegründete My Sports-League. Die Mannschaft muss noch massiv verstärkt werden, wenn sie in der neuen Liga konkurrenzfähig sein will. Steve Vergères, Präsident des HC Sitten, gibt sich dazu diplomatisch: «Das Kader ist noch nicht komplett», sagt er. Hat Sitten genügend Qualität, um in der neuen Liga zu bestehen? «Natürlich haben wir viele junge Spieler in der Mannschaft, die neue Liga ist interessant und attraktiv, doch es gibt auch viele Fragezeichen, deshalb geht es für uns in der ersten Saison primär darum, Erfahrungen zu sammeln», sagt Vergères. Nach dem Konkurs des HC Red Ice ist Sitten hinter dem EHC Visp die zweitstärkste (Eishockey-)Kraft im Wallis. Siders könnte sie durch einen Aufstieg am grünen Tisch und als NLB-Farmteam von Servette wieder ablösen. Vergères sagt dazu bloss: «Das ist ein interessantes Projekt, geht uns vom HC Sitten jedoch nichts an.»

Simon Kalbermatten

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