Naters | Wildhüter Bernhard Ruppen wird pensioniert

Zum letzten Mal auf der Pirsch

Noch vor Sonnenaufgang trifft Bernhard Ruppen (links) mit Bernhard
Lohmann, einem deutschen Jagdgast, auf der Riederfurka ein.
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Noch vor Sonnenaufgang trifft Bernhard Ruppen (links) mit Bernhard Lohmann, einem deutschen Jagdgast, auf der Riederfurka ein.
Foto: RZ

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Nach 32 Jahren geht Wildhüter Bernhard Ruppen in den Ruhestand. An seinem letzten Arbeitstag ist er noch auf einer Kon­trolltour im Baltschiedertal unterwegs.

Es ist früher Morgen, noch nicht mal sechs Uhr. Bernhard Ruppen, Wildhüter der Region Aletsch, Gredetsch- und Baltschiedertal, wartet an der Talstation der Riederalp­bahn in Mörel auf einen Jagdgast. Für Ruppen beginnt damit der erste Tag seiner letzten Arbeitswoche als Wildhüter. Bernhard Lohmann aus dem deutschen Münsterland hat 2000 Franken bezahlt, um einmal im Leben an Ruppens Seite eine alte Gämse zu schiessen – noch vor Sonnenaufgang und mitten im Jagdbanngebiet Aletschwald, wo sonst nur der Wildhüter alte oder kranke Tiere abschiessen darf. «Auch das gehört zu den Aufgaben eines Wildhüters», meint Ruppen, allerdings komme das pro Jahr nur etwa zwei- bis dreimal vor. Unzählige Kilometer und Höhenmeter hat er in den letzten 32 Jahren zu Fuss zurückgelegt. Fast jede Tierart, die im Oberwallis vorkommt, ist ihm begegnet. Heute, am 31. August, tritt er nun in den Ruhestand.

Zwei Jagdbanngebiete

Ruppen war schon im Simplongebiet und im Fieschertal unterwegs, die letzten Jahre aber überwiegend zwischen dem Baltschiedertal und Martisberg einschliesslich Tunetschalp. Damit liegen gleich zwei eidgenössische Jagdbanngebiete in seinem Sektor, der Aletschwald und das Alpjuhorn. «Das sind praktisch die Kinderstuben für Steinböcke, Gämsen und Hirsche», meint Ruppen. Kurz vor der Jagd muss er mittels einer Störaktion aber auch mal dafür sorgen, dass namentlich Hirsche ins offene Jagdgebiet ausweichen. Das wird dadurch erreicht, indem er ein Kalb schiesst, woraufhin die Kühe samt Anhang das Banngebiet für kurze Zeit verlassen. Mit am beeindruckendsten für ihn war die Rückkehr des Bartgeiers. «Es ist schon eindrücklich, wenn ein so grosser Vogel nur etwa 20 oder 30 Meter über mir kreist und zusieht, wie ich gerade aus einem geschossenen Tier die Innereien herausnehme», erzählt er. In Erinnerung bleiben werden ihm anderseits aber auch die Nächte, in denen er auf der Lauer lag – aber nicht nach Tieren, sondern nach Frevlern. Details dazu lässt er sich aber keine entlocken. Er verweist auf seine Schweigepflicht.

Kein bisschen amtsmüde

Amtsmüde ist Ruppen keineswegs, das sieht man ihm deutlich an. Er betont sogar: «Ich hätte schon mit 62 aufhören können, doch der Reiz der Natur war grösser als der Reiz des frühen Ruhestands.» Sogar an seinem allerletzten Arbeitstag will er noch zu einer ganz normalen Kontrolltour ins Baltschiedertal aufbrechen, um zu schauen, wo sich die Steinböcke aufhalten. Und weil schon am 18. September die Hochjagd beginnt, wird er auch dann wieder aktiv sein, wenn auch nur noch als ehrenamtlicher Hilfswildhüter. «Mein Nachfolger fängt am 1. September an, da kann man ihn nicht schon ohne Unterstützung sich selbst überlassen», meint Ruppen.

Christian Zufferey

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