Über das Ladensterben

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«Wo soll man einkaufen, wenn man keinen Schmuck essen will?», beklagte unlängst jemand die Entwicklung der Zürcher Bahnhofstrasse zu einer «Edelboutique-Einöde» für kauflustige Luxustouristen. Nicht erst seit dem Frankenschock haben es viele Geschäfte schwer. Teurere Mieten und globale Konkurrenz treiben das Lädelisterben voran. Die Einkaufsstrassen der grossen Metropolen gleichen sich immer mehr an, überall derselbe Einheitsbrei internationaler Labels. Dazu kommt die Online-Konkurrenz. Wer kauft in Zeiten von Amazon, Ebay und Zalando noch in der kleinen Buchhandlung oder im Schuhgeschäft nebenan?
Experten der Credit Suisse prognostizieren, dass im Laufe der nächsten zehn Jahre jeder dritte Laden in der Schweiz verschwinden wird. Diese Entwicklung macht auch in unseren Breiten nicht halt. In der Briger Innenstadt schliessen gleich mehrere Geschäfte (siehe Artikel «Ladensterben in Brig und kein Ende in Sicht» auf Seiten 4 und 5). Zahlreiche Dorfläden kämpfen im Oberwallis um ihr Überleben und können zum Teil nur weiterexistieren, weil sie von der Gemeinde unterstützt werden.
Findige Städteentwickler mögen sich den Kopf zerbrechen auf der Suche nach Konzepten, wie die Innenstädte farbig vielfältig bleiben oder wieder werden können. Es wird auch immer kleine, lokale Anbieter geben, die ein feines Näschen dafür haben, ihre Nische zu finden. Wir sollten aber nicht nur die Angebotsseite betrachten, sondern auch einen Blick auf die Nachfrageseite werfen. Letztlich haben wir Konsumenten die Geschäfte, welche wir verdienen. «Geiz ist geil. Ich bin doch nicht blöd.» – dies ist nicht selten die Losung. So soll sich keiner darüber beklagen, wenn das Dorflädeli schliessen muss, der selber seine Einkäufe regelmässig im grossen Einkaufszentrum erledigt und dabei vergisst: Kaufe vor Ort, weil es den Ort erhält. Und Fachgeschäfte sind sehr praktisch, um die ins Auge gefasste Kleidung oder das schöne Paar Schuhe zu probieren, sich über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Fernseh- oder Computermodells beraten oder sich eine Buchempfehlung geben zu lassen. Ein Fachgeschäft überlebt aber kaum, wenn der Kunde dann anschliessend billig im Internet bestellt. Ok, zugegeben, ein einmal getragenes Kleidungsstück lässt sich leichter bei Zalando retournieren – portofrei.

Frank O. Salzgeber

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