Umweltverschmutzung
Forscher messen erstmals Schadstoffe im Eis eines Alpengletschers
Wenn Gletscher auftauen, gelangen im Eis eingelagerte Schadstoffe wieder in die Umwelt. Schweizer Forscher haben nun erstmals gemessen, in welcher Konzentration industrielle Schadstoffe in einem Alpengletscher vorkommen. Wie stark auftauende Gletscher die nähere Umwelt belasten, ist jedoch noch unklar.
Die Forscher haben eine gute und eine schlechte Nachricht: Dank des mittlerweile gültigen Verbots von polychlorierten Biphenylen (PCB) sind deren Konzentrationen in der Atmosphäre zurückgegangen. Doch durch das voranschreitende Schmelzen der Gletscher droht diese Altlast wieder in die Umwelt zu gelangen, wie das Paul Scherrer Instiut (PSI) am Freitag mitteilte.
Die Forscher des PSI, der Empa, der ETH Zürich und der Universität Bern hatten im Rahmen eines Nationalfondsprojekts die Konzentration von PCB in einem Alpengletscher untersucht. Diese chlorhaltigen Substanzen wurden früher beispielsweise in Transformatoren und Kondensatoren, aber auch in Fugendichtungen und Lacken eingesetzt. Die Produktion und Verwendung von PCB wurden in den 1970er Jahren in der Schweiz eingeschränkt und 2004 endgültig weltweit eingestellt.
Verbot mit Folgen
Dieses Verbot zeigte Wirkung, wie die Messungen an einem Eisbohrkern belegen, der vom Fiescherhorngletscher stammt: Von 1940 bis in die 1970er Jahre hatte sich die Konzentration der PCB im Durchschnitt verachtfacht, inzwischen sank sie jedoch wieder ungefähr auf den Wert von 1940, wie die Forscher schreiben.
Die Forschenden betonen aber, dass das Problem damit nicht gelöst sei: Durch das Schmelzen der Gletscher können diese bisher im Eis eingelagerten Stoffe wieder in die Umwelt gelangen.
Forscher wollen Belastung untersuchen
Wie die Schadstoffe in Alpengletschern transportiert werden, ist noch unklar: Hier bestünden "erhebliche Wissenslücken", schreiben die Forscher. Sie konnten nun aber den Weg der Schadstoffe in einem Gletscher verfolgen und die wichtigen zugrundeliegenden Prozesse untersuchen.
Ein neu entwickeltes Modell der Forscher zeigt, dass die Schadstoffe je nach chemisch-physikalischen Eigenschaften mit unterschiedlicher Effizienz im Gletscher gespeichert werden. In weiteren Arbeiten soll nun untersucht werden, wie stark Gletscher über das Schmelzwasser die Bergseen und somit die nähere Umwelt belasten.
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