Verhaftet und fotografiert
Jonas Jossen: «Verhaftung ist für mich mittlerweile gegessen!»
Eigentlich wollte Jonas Jossen aus Susten nur seinen Bruder in Bern besuchen. Doch was es bedeutet, zur wirklich falschen Zeit, am komplett falschen Ort zu sein, bemerkte der Oberwalliser erst, als die Handschellen klickten. Trotzdem ist der Briger Student nicht wütend.
Die Geschichte von Jonas Jossen ereignete sich Ende März, als der 18-jährige Student seinem Bruder und dessen Freundin beim Zügeln in der Stadt Bern helfen wollte. Aufgrund einer angekündigten Grossdemonstration - wie es in der Hauptstadt nicht selten vorkommt - wurde der junge Mann gleich zweimal kontrolliert. Beide Male wurden seine Angaben überprüft - stets freundlich und höflich waren die Polizisten, wie Jossen betont.
«Ein paar Dinge klarstellen»
Doch bei der dritten Kontrolle trauten ihm die zuständigen Polizisten nicht mehr: Sie nahmen ihn fest, was ein Journalist der Berner Zeitung auf seiner Kamera festhielt - das Bild sorgte daraufhin im Netz für Aufsehen, wurde über 650 Mal geteilt und Tausende Male gelesen.
Für Jossen, der zurzeit in Brig das Kollegium besucht, bleibt sein jüngster Ausflug nach Bern noch lange in schlechter Erinnerung, wie er gegenüber 1815.ch erklärt. «Als ich in Bern grundlos verhaftet wurde und ein Foto meiner Verhaftung von einem Journalisten auch noch festgehalten wurde, hat mich das dazu veranlasst, auf Facebook eine Erklärung abzugeben und ein paar Dinge klarzustellen.»
Gewaltige Welle ausgelöst
Dass dieses Statement gewaltige Wellen in den Sozialen- und den Onlinemedien auslösen würden, war sich der 18-jährige Student indes nicht bewusst. «Ich bekam Anfragen von namhaften Medien - doch ich habe in meiner Erklärung auf Facebook eigentlich alles gesagt, was es zu diesem Vorfall zu sagen gibt. Das Ganze ist mir doch etwas über den Kopf gewachsen», gibt er unumwunden zu.
Dass die Fotografie seiner Verhaftung überall publiziert worden ist, stört Jossen nicht einmal sonderlich. «Ich habe dem Fotografen auch nicht gemeldet, dass er das Bild zurückziehen soll.» Anfangs plante der Student eigentlich einen Leserbrief zu den Vorfällen in Bern zu schreiben; quasi um seinen Bekannten zu erläutern, wie es zu dem Foto kam und er keine Schuld an dem Vorfall trägt. «Heutzutage weiss man leider nie, welche Auswirkungen solche Fotos auf die eigene Zukunft haben können. Und ich wollte nicht, dass meine berufliche Zukunft durch solche Ereignisse gefährdet wird.»
«Die Krücken weggenommen»
Eingesperrt mit weiteren Mitgefangenen, die laut Jossen ebenfalls zur falschen Zeit am falschen Ort waren, erfuhr der Schüler mehrere absurde Gründe für die anderen Verhaftungen. «Einer von ihnen hatte sogar Krücken und sagte, er sei mit seiner Freundin aus dem Tram gestiegen und wurde dann sofort abgeführt. Die Krücken wurden ihm im Käfig natürlich weggenommen.»
Mit der Nummer vier als Erkennungsmerkmal wurde der Student aus Susten nach vier Stunden Wartezeit in der Zelle mitgeteilt, dass man nichts über ihn gefunden hat. Zum Glück habe er das Blatt mitgenommen, das er in der Zelle bekommen hatte. «Ich hielt es aufgeregt in meiner Tasche bereit und wurde prompt wieder von zwei Polizisten angehalten.»
«Zumindest ein Pult gezügelt»
Obwohl der Ausflug mit einer Verhaftung endete, schaffte es Jossen dann schlussendlich doch noch, seinem Bruder beim Zügeln zu helfen. «Zumindest für ein Pult hat es zeitlich noch gereicht», erklärt er schmunzelnd. «Mittlerweile kann ich aber sagen, dass die Sache für mich damit gegessen ist.»
Von Jonas Jossen werden die 1815.ch-Leser in nächster Zukunft noch einiges zu lesen bekommen. Der junge Mann schreibt für sein Leben gern und veröffentlicht demnächst auf 1815.ch sein Erstlingswerk «Kurs aufs Anderswo» - ein Fortsetzungsroman.
Artikel
Kommentare
heinrich - ↑2↓0
lets go jonas! möge dein buch ein erfolg werden!
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heinrich - ↑2↓0
ich bin für jonas jossen! möge dein buch ein totaler erfolg werden, egal was die hobbylosen 1815-kommentierer dazu meinen (deren literarische Dichtkunst sich auf 400 zeichen beschränken)
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Pascal - ↑1↓0
Wenn ein Jugendlicher wegen kurzgeschorenen Haaren in Bern kontrolliert worden wäre in der Annahme er sein ein "rechter" hätte 1815/WB sich keinen Deut darum gekümmert. Da sieht man wieder einmal die Ausrichtung unser Oberwalliser Medien. Schade das diese nicht unvorhereingenommen die Bevölkerung orientieren. Aber 1815/WB haben schon länger an Glaubwürdigkeit verloren. Schade eigentlich.
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Pascal - ↑0↓0
Lieber Diego...Sie wiedersprechen sich in den ersten 2 Sätzen selber "es geht nicht um die Glatze oder Strubbelfrisur sonder um oberflächliche Verurteilung..." Genau das ist es ja...dieses mal ist es der Strubbel das nächste mal die Glatze, was macht aber 1815/WB der Strubbel bekommt eine Gratiswerbung für sein Buch und er die Glatze wird verschwiegen
Diego - ↑0↓0
Wieder die Rechts - Links Diskussion ?
Hätte Jonas eine Glatze, anstatt der Strubbelfrisur gehabt, wäre er vielleicht als potenzieller Rechter mitgenommen worden. Darum geht es doch nicht!
Es geht um unverhältnismässige Massnahmen und oberflächliche Verurteilung.
Und das Jonas so breite Aufmerksamkeit ernten durfte, liegt wohl in erster Linie an seinem interessanten Schreibstil.
frosch - ↑1↓0
freiheit für alle politischen gefangenen
den kampf gegen repression und unterdrückung auch ins wallis tragen
kein ruhiges hinterland
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Steinefresser - ↑0↓1
Hab ich doch irgendwo seinerzeit schon Mal von Fidel Castro und Che Guevara gehört...
sodeliso - ↑0↓0
Willkomen im Polizeistaat Schweiz!
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Cayenneturbo - ↑0↓1
Ich wurde letztes mal auch zu unrecht mit 180 geblitzt. Darf ich jetzt auch ein paar Gedichte für den WB schreiben?
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Silberpfeil - ↑0↓1
Caenneturbo - super Kommentar!!!
Deine Gedichte wären vermtulich interessanter und lesenswerter, als diejenigen von Jonas.
@cayenneturbo - ↑1↓0
villicht en cayenneturbo aber derfir en zweitakter inner birru
@cayenneturbo - ↑1↓0
villicht en cayenneturbo aber derfir en zweitakter inner birru
1815.ch-Redaktion - ↑0↓1
Liebe(r) Herr oder Frau Cayenneturbo: An Ihrem Sarkasmus tragen Sie glücklicherweise keine Schuld:-)
cayenneturbo - ↑0↓0
Oh Schade, ich kann leider nur Gedichte (und vielleicht ein bisschen Sarkasmus...) ;)
1815-ch-Redaktion - ↑0↓0
Guten Tag, Herr oder Frau Cayenneturbo: Falls Sie neben Gedichten (die wir nicht auf 1815.ch veröffentlichen) auch Prosatexte schreiben, können Sie uns diese gerne zukommen lassen und wir prüfen eine entsprechende Veröffentlichung...
1815 Leser - ↑0↓1
Bitte 1815 verschont uns bitte von diesen Artikeln von Jonas Jossen. Brauchen und wollen wir Leser nicht.
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Zyno - ↑1↓0
Solche Artikel, brauchst DU nicht! Ich finde Artikel die mal bisschen weitergehen als nur der sogennante Tellerrand. Immer sehr lesenswert. Aber eben muss man halt weiter schauen können als eben benannter Rand ;-)
Heinz - ↑0↓1
Naja mit dieser Verkleidung ist man natürlich gewissermassen selber schuld... Vorallem da ja allgemein bekannt war, dass eine Demo geplant war zu diesem Zeitpunkt...
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1815 schauer - ↑0↓1
Schaut euch den typ doch mal an. Das ist ein fall für die fashion polizei. Das gehört doch hinter gitter! Da bekommt er wenigstens einen schicken streifenanzug und einen modischen kahlkopf. Aber ich bin mir immer noch sicher, dass er das alles nur inszeniert hat um werbung für sein buch zu machen! Die stecken doch alle unter einer decke.
Christian S. - ↑1↓0
Verkleidung? Als Jugendlicher? Als "Linker"? Als vermeintlicher "Demonstrant"? Ein dürftiger Grund jemanden einfach mal ein paar Stunden wegzusperren! Zudem war wohl zumindest den verhafteten Touristen (siehe Statement von Jonas Jossen im FB) wohl wenig von der Demo bekannt...
Christian S. - ↑1↓0
Hab die Geschichte auch im Netz aufgeschnappt. Respekt für die Veröffentlichung! Was ich aber nicht verstehe, wie man nun trotzdem nicht wütend ist? Solche unnötigen, unverhältnismässigen Polizeiaktionen, vor ALLEM gegen Jugendliche, müssen a) aufgearbeitet (vor Gericht) und b) verhindert werden. Ansonsten geht das Treiben munter so weiter...
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Tildi - ↑1↓0
Ich finde auch, was da passiert ist muss thematisiert werden!
Übermässige Polizeiaktionen mit grundloser Freiheitsberaubung über viele Stunden hier in der Schweiz! Gewalttaten passieren an Demonstrationen in Gruppen und nicht durch Einzelpersonsn, die mit Krücken aus dem Bus aussteigen!
Absolut skandalös!
Und man kann das nicht einfach inszenieren um ein Buch publik zu machen.