Unfall im Obergoms im Juli 2013
Pilot verlor Kontrolle über Segelflugzeug
Im Juli 2013 ist im Goms ein Segelflugzeug abgestürzt. Der 55-jährige Pilot aus der Deutschschweiz zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Laut Bericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (SUST) ist der Unfall darauf zurückzuführen, dass der Pilot die Kontrolle über das Segelflugzeug verlor.
Der Unfall ereignete sich in Ulrichen, beim Ort «Rampfgarten». Der 55-jährige Pilot aus der Deutschschweiz startete mit einer LS-8 um 13.11 Uhr von Münster aus. Der Schlepppilot sollte ihn in Richtung Galmihorn schleppen.
Rund drei Kilometer vor Erreichen des Schleppzieles klinkte der Pilot im Bereich der «Geschinergale», 1,5 Kilometer querab des Pistenkopfes 05 des ausgemusterten Flugplatzes Ulrichen, auf einer Höhe von rund 2200 Meter über Meer.
Nach dem Klinken wollte der Pilot an der «Geschinergale» weiter an Höhe gewinnen. Der unstetige Aufwind veranlasste den Piloten, schon nach einem kurzen Geradeausflug und einem Dreiviertelkreis nach links, über die Krete der «Geschinergale» Richtung «Ulrichengale» vorzufliegen.
Gemäss FLARM-Daten bewegten sich während des Dreiviertelkreises nach links bei der «Geschinergale» die Fluggeschwindigkeit über Grund zwischen 88 km/h und 137 km/h und die Vertikalgeschwindigkeit zwischen +1.25 m/s und -5.5 m/s.
Im Gebiet der Südostecke der «Ulrichengale» versuchte der Pilot im Hangflug zu steigen. Gemäss seinen Angaben leitete er nach einer ersten Hangflug-Acht eine zweite Acht ein mit der Absicht, diese ins Seitental (Obertal) zu verlängern.
Zum weiteren Verlauf gab der Pilot Folgendes an: «Von mir nicht erwartet, stoppte die Thermik und das Flugzeug kam unmittelbar in eine stärkere Abwindzone. Sofort leitete ich eine Umkehrkurve ein und bemerkte dabei eine reduzierte Geschwindigkeitsmarge. Nach gut 180° der Kurve schien mir, dass der rechte Flügel sich gegen den Hang neigte. Das Letzte, an was ich mich noch erinnere, ist, dass der Boden sehr nahe war.»
Die HB-3287 stürzte in der Folge aus geringer Höhe ab.
Suche und Rettung
Nachdem sich der Pilot vor dem linken Flügel - mit dem Kopf zum Berg und auf dem Rücken liegend - wiederfand, begann er mit seinem Mobiltelefon Anrufe zu tätigen. Daran, wie er nach dem Unfall in diese Lage gekommen war, kann er sich nicht mehr erinnern.
Eine erste Verbindung um 13:30 Uhr mit einem Segelfliegerkollegen, neun Minuten nach dem Absturz, kam nicht zustande. Auch zwei weitere Versuche waren erfolglos. Ohne diese Nummer wählen zu wollen, rief er ein Hotel an und teilte mit, dass er abgestürzt sei. Dieser Anruf führte zur Alarmierung der Polizei, die sich unverzüglich zum Flugplatz begab.
Ein weiterer Anruf galt seinem Fliegerkollegen, der im Duo-Diskus kurz vor ihm gestartet war. Da die Verbindung nach dem Zustandekommen wieder abbrach, rief der Fliegerkollege zurück. Nachdem dieser die ungefähre Position des Absturzes und den Verletzungsgrad seines Kollegen in Erfahrung gebracht hatte, alarmierte er um 13:40 Uhr die REGA.
Um 13:49 Uhr erhielt die Air Zermatt der Basis Raron den Alarm. Der Rettungshelikopter startete um 13:57 Uhr zum Unfallort «Ulrichen Obertal» und war um 14:10 Uhr am Unfallort. Der Start mit dem verunglückten Piloten an Bord erfolgte um 15:09 Uhr. Die Landezeit am Zielort Inselspital Bern war 15:52 Uhr.
Der Unfall ist laut Bericht der SUST darauf zurückzuführen, dass der Pilot, sehr wahrscheinlich während einer Umkehrkurve, infolge Unterschreitung der Mindestfluggeschwindigkeit die Kontrolle über das Segelflugzeug verlor und eine Kollision mit dem Gelände nicht mehr verhindern konnte.
Als beitragender Faktor wurde der frühe Klinkpunkt ermittelt, der wenig Handlungsspielraum zur Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten liess.
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