Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Artikel 18 a des neuen Walliser Gesundheitsgesetzes: licence to kill?

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Oskar Freysinger und Albert Bass sollen sterben, wie sie wollen. Ich auch.

Mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer will selbstbestimmt aus dem Leben scheiden können. Sie haben das Recht dazu. Daran hielt auch Christoph Blocher als Bundesrat und Justizminister immer fest. Aber nur wenige nehmen die Dienste von Exit auch wirklich in Anspruch. Wenn es so weit ist, hängen viele von uns am verbleibenden Leben. Oder haben nicht mehr die Kraft, dieses selbst bestimmt zu beenden.

Die Altersheime im Wallis sind hoch subventioniert. Alle bezahlen an den Bau und Unterhalt von Altersheimen. Alle haben das Recht, im Altersheim so zu sterben, wie sie dies wünschen. Auch in Naters. Weder Albert Bass noch Oskar Freysinger haben das Recht, dies irgendjemandem von uns zu verbieten. Sie veranstalten einen lächerlichen und rechtswidrigen Kulturkampf. Viele lassen sich von diesen Herren nicht vorschreiben, wo und wie sie aus dem Leben scheiden. Ich auch nicht.

Hoffen wir, dass der Grosse Rat das Gesetz so, wie es die Kommission vorgeschlagen hat, annimmt. Hoffen wir, dass Albert Bass, Franz Ruppen und Oskar Freysinger gemeinsam das Referendum ergreifen. Sie werden für ihr bundesrechtswidriges Vorhaben an der Urne keine Mehrheit finden. Billiges Theater für nichts.

Kommen wir zu den wichtigen Themen: Spitäler und Altersheime müssen in Zukunft sanft gekühlt werden. Dies im Interesse der Alten, der Kranken und der Pflegenden. Dies habe ich mehrmals öffentlich und auch in meiner Einsprache in Sachen Occasionsspital Brig verlangt. Dafür wurde ich von Pausenclown Oskar Freysinger und dem faktenscheuen Problembär David Biner, für den sich die Chefredaktion ständig entschuldigen muss, angegriffen.

Wie mir Dr. Hugo Burgener letzte Woche mitteilte, werden aufgrund meiner Einsprache und einer gemeinsamen Ortsschau im Hotel Good Night Inn neu alle Briger Spitalzimmer mittels Deckenheizungen, die auch als Deckenkühlungen dienen, sanft klimatisiert werden. Hoffen wir, dass die Planer inzwischen begriffen haben, wie man die Temperaturen konstant zwischen 21° und 23° halten kann.

Auch Albert Bass will zumindest die Zimmer im Neubau des Altersheimes in Naters sanft klimatisieren. Weil in zu heissen Sommern zu viele Menschen zu früh sterben. Und die Arbeitsbedingungen für das Personal einfach unzumutbar sind. Alle anderen Altersheime werden nachziehen müssen. Louis Ursprung und Franz Ruppen wollen mit einer 13 Millionen teuren, total ineffizienten EnBAG-Energie-Zentrale die Gesundheitskosten in die Höhe treiben. Was wir brauchen, ist ein Plus-Energie-Spital, das die Kosten senkt. Die nächste Runde ist eingeläutet.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Hunde, wollt ihr ewig leben

Der Selbstbestimmung des modernen Gottmenschen sollen und dürfen keine Grenzen gesetzt werden. Doch grenzenlos ist nur sein Frust über sein Unvermögen, aus dem Nichts etwas zu schaffen. Also revanchiert er sich dadurch, dass er das Geschaffene hilfreich und fristgerecht ins Nichts zurückverfrachtet.

Im neuen Gesundheitsgesetz, das sich eigentlich «die Förderung, die Erhaltung und die Wiederherstellung der menschlichen Gesundheit» zum Ziel gesetzt hat (Artikel 1), soll durch einen Artikel 18 a die «individuelle Freiheit» eingeführt werden, in den «Gesundheitsinstitutionen mit öffentlichem Auftrag» von einer institutions-externen Person euthanasiert zu werden. Es werde kein Recht eingeführt, sondern eine «Freiheit», wird uns mit Unschuldsmiene mitgeteilt. Die Erklärung des Unterschieds bleibt nebulös. Da dreht sich Hippokrates im Grabe um und das C der Christdemokraten sucht das Weite. Zudem soll in den Privatzimmern für die hilfreiche Entsorgung die Werbetrommel gerührt werden dürfen.

Wenn die Menschen beginnen, ihr eigenes Leben so gering zu achten, welche Achtung haben sie dann noch für das Leben der anderen? Was ist mit dem gebrechlich gewordenen Greis, dem ständig «liebevoll» zugeflüstert wird, es sei an der Zeit zu gehen, weil er viel koste und das Erbe aufbrauche? Mit der Greisin, die gehorsam mit dem dominierenden Ehepartner in den Tod zu gehen beschliesst? Und wo hört das auf? In den Niederlanden sind inzwischen 25% der Todesfälle Suizide. In Belgien wurde die Euthanasie auch auf Kinder ausgeweitet.

Treffend steht auf der Packung des Euthasol, der Natrium-Pentorbital-Lösung für die Endlösung unseres Hundelebens, «only for dogs» geschrieben. Auch ein Schweizer Euthanasie-Kit wurde kreiert, um das Geschäft mit dem Tod kommerziell zu begleiten. In aller Würde (dignitas), selbstverständlich. Kein Wunder will die «private Geschäftstätigkeit», die Millionen ad patres und in die Kassen von Exit spült, jetzt auch noch gesetzlich legitimiert werden und die Alters- und Pflegeheime erobern.

Vor die Hunde geht dabei die Palliativmedizin, die fürsorgliche Sterbebegleitung, weil die nicht so billig zu haben ist. Auf diese Weise entsorgt sich eine Zivilisation selber. Wenn nicht über Abtreibung oder den staatlich subventionierten «goldenen Schuss», dann wenigstens durch Euthanasie, damit wir die Kreise unseres Lebens nicht, wie bei Goethe, «nach ewigen, ehernen, grossen Gesetzen» vollenden müssen.

Kein Zweifel: Die Rosen des «progressiven Denkens» wachsen bevorzugt auf Gräbern.

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