Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Christlichsoziale Klimaneutralität

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 1

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Christlichsoziale Klimaneutralität: Markus Söder 2040. Roberto Schmidt 2060.

Lange Zeit waren Franz Josef Strauss und seine CSU die Vorbilder für alle Rechtskonservativen in Europa. Noch immer ist Bayern politisch gesehen ein CSU-Land. Dies weil die Partei ausserhalb der wenigen Grossstädte bestens verankert ist.

Bayern hat 12 Millionen Einwohner. Die Schweiz gut 8 Millionen. Bayern hat prozentual weniger Erwerbslose als die Schweiz. Pro Kopf der Bevölkerung liegt der CO2-Ausstoss des Autolandes Bayern bei 6,1 Tonnen pro Jahr. In der Schweiz nur bei 4,3 Tonnen. Im Gegensatz zur Schweiz, im Gegensatz zum Wallis verfügt Bayern nur über wenig regulierbare Wasserkraft.

Die Voraussetzungen, um schnell klimaneutral zu werden, sind in der Schweiz folglich weit besser als in Bayern. Im Wallis erst recht.

Der Christlichsoziale Markus Söder macht eine erstaunliche Entwicklung durch, die so niemand erwartet hat. Schon gar nicht ich. Der bayrische Ministerpräsident will, dass Bayern bereits 2040 klimaneutral ist. 10 Jahre früher als dies die Gletscher-Initiative für die Schweiz fordert. 20 Jahre früher als dies der Walliser Staatsrat, als dies unser Christlichsozialer Roberto Schmidt vorsieht.

Der neue, geniale Slogan der CSU: «Mehr Wachstum dank weniger CO2.» Markus Söder will mit einem grossen Investitionsprogramm gleichzeitig die in der Haustür stehende Rezession und den Klimawandel bekämpfen. Und der in Berlin mitregierende bayrische CSU-Minister Müller fordert medienwirksam, dass Deutschland endlich in Afrika in Solar- und Windenergie investieren muss.

«Mehr Wachstum dank weniger CO2…»

Warum dieser politische Wetterumsturz in der CSU? Die CSU hat das Ohr beim Volk. Rapportiert wird konsequent von unten nach oben. Die Bayern lieben und pflegen ihre Heimat wie die Mehrheit der Walliserinnen und Walliser. Sie sind angesichts des rasanten Klimawandels, angesichts der sterbenden Gletscher tief besorgt. Und wollen Taten sehen.

Wann kippt die Stimmung im Wallis? Wann in der Schweiz? Simonetta Sommaruga muss sich auf die Socken machen. Roberto Schmidt braucht einen neuen Fahrplan. Genau wie Jean-Michel Cina, der sich als Präsident der WEG weigert, in die alpine Solarenergie einzusteigen.

Hopfen und Malz werden in Bayern angebaut. Hopfen und Malz verloren sind bei der SVP. Obwohl es an der Basis immer mehr SVP-Wähler – vorab Bäuerinnen und Bauern – gibt, die etwas gegen den Klimawandel machen möchten. Weil Klimaneutralität weder rechts noch links ist, wie das Beispiel der CSU zeigt.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Wenn …

Wenn die Menschen Dinosaurier wären, würden sie aufgrund der globalen Erwärmung des Mesozoikums ihren eigenen Untergang prognostizieren. Um der sauriergemachten Erwärmung einen Riegel vorzuschieben, würden sie an einem helllichten Triastag ein Dinosaurierbaby der Familie Aspergosaurus zur Priesterin einer neuen Weltreligion weihen. Auch würden auf den modernen mesozoischen Plasmaschirmen täglich Bilder von der Erdzerstörung durch saurische C02-Schleudern gezeigt. Daneben kämen die Tabellen der Wetternachrichten systematisch glutrot daher und der Wetter-Stegosaurus träte nur noch schwitzend und sonnenbrillentragend vor die Kamera.

Auf allen Kreidezeit-Kanälen würde Panik verbreitet, um die jungen Dinosaurier davon abzuhalten, bei der glühenden Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren. Für jeden von einem Berg fallenden Stein, jede noch so geringe Temperaturschwankung nach oben und jede im Herbst gelb werdende Lärchennadel würde der sauriergemachte C02-Ausstoss verantwortlich gemacht.

Verregnete Frühlinge, kalte Tage und verschneite Berge wären aus der Medienlandschaft verbannt und kämen nur noch in der Wirklichkeit vor. Auch die zunehmende Bewaldung des Planeten würde verschwiegen, sowie neuerdings grünende Sand- und Eiswüsten. Selbst dass der Merlot in den südlichen Alpentälern nicht mehr frostgefährdet wäre, behielte man für sich. Hingegen würden ins Meer versinkende Atolle von der vermeintlichen Grösse eines Kontinents in Dauerschleife und im Zeitraffer gezeigt, um der Dinosaurierwelt das Erdöl zu vergällen.

Fleischfresser wie Tyrannosaurus Rex oder Velociraptor würden in Pflanzenfresser umerzogen und dem pflanzenfressenden Brontosaurus würde das Furzen verboten, um den Hintertür-Ausstoss von C02 zu bekämpfen. Flugsaurier des Typs Pterodaktylus dürften wegen ihres luftverseuchenden Stoffwechsels nicht mehr fliegen und dem Triceratops würde die Thermoregulation durch sein Nackenschild verboten, weil Klimaanlagen dieser Art den falschen Eindruck erweckten, das Klima bleibe stabil.

Aufgrund dieser Massnahmen bliebe die Hoffnung bestehen, den verglühenden Erdplaneten doch noch zu retten.

Zu dumm wäre, dass die mittlere Welttemperatur unter der Wirkung eines vom Himmel fallenden Asteroiden und des vermehrten Russausstosses durch erhöhte Vulkantätigkeit plötzlich um 26 Grad Celsius sänke.

Zu Eis erstarrend und den Verkauf seines Wintermantels bereuend würde der letzte seiner Art, Bodenmannus Rex, dem kaltschnäuzigen, sich an kein Klimaszenarium haltenden Planeten a good night wünschen.

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Kommentare

  • Josef Zenhäusern, Bürchen - 55

    warum machen sie eigentlich Leserumfragen und lassen diese beiden „Frust-Schreiberlinge“ weitermachen??

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