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Das Wahlkarussell dreht im Hintergrund

In Blatten im Lötschental wird der gesamte Gemeinderat neu zusammengesetzt.
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In Blatten im Lötschental wird der gesamte Gemeinderat neu zusammengesetzt.
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Zahlreiche ­Gemeinderatssitze müssen neu besetzt werden. ­Offizielle Kandidaten fehlen. Doch im Lötschental macht sich niemand Sorgen, dafür fähige Leute zu finden.

«Der Mangel an Kandidaten spitzt sich zu… Mehr als hundert Gemeinden in der Schweiz haben Gemeinderäte, die ihr Amt nie wollten», schrieb kürzlich die «NZZ am Sonntag» und folgerte: «Die Fälle zeigen, wie das Milizsystem bröckelt.» Auch im Wallis gilt für Gemeinden, in denen keine Listen hinterlegt wurden, das Majorzwahlsystem. Dieses kennt einen faktischen Amtszwang: ­Alle Stimmfähigen sind wählbar. Ein Verzicht nach erfolgter Wahl kann nur bei triftiger Begründung durch den Staatsrat genehmigt werden. Sehen sich im Wallis bald zahlreiche Personen in Gemeindeämtern, ohne dies zu wollen?

Kompletterneuerung in Blatten
Im Lötschental wurde nur in der Gemeinde Ferden eine Liste hinterlegt. In den drei anderen Gemeinden wird ohne Liste gewählt. Offizielle Kandidaten für die zahlreichen frei werdenden Gemeinderatssitze fehlen. So auch in Blatten, wo der gesamte Gemeinderat neu bestellt werden muss. Kurz vor den Wahlen kann eine Damenrunde im Restaurant Edelweiss aber noch keinen möglichen Kandidaten benennen. Sie wüssten nicht, wen sie am Wochenende wählen. Sicher ist aber: Sie gehen wählen. Bedenken, bis dann noch jemand Passendes zu finden, haben sie nicht. Offizielle Kandidaten gibt es keine, aber im Hintergrund dreht das Wahlkarussell. Lukas Kalbermatten, abtretender Gemeindepräsident von Blatten im Lötschental, erklärt: «Der Erste, der sich bewegt, den hat es.» Deshalb wolle sich niemand exponieren und sich öffentlich zu den Wahlen äussern. Sonst riskiere er, Stimmen zu erhalten. Dazu komme, dass es nicht die Mentalität der Lötschentaler sei, sich in den Vordergrund zu drängen. Das bedeutet aber nicht, dass niemand bereit ist, sich für das Gemeinwohl zu engagieren: «Das Amt wird nicht gesucht, aber wer gewählt wird, gibt sein Bestes.» Intern in den Familien werde schon diskutiert, wer infrage käme und wen man wählen könne. Auch wenn es keine offiziellen Kandidaten gibt, macht sich Lukas Kalbermatten keine Sorgen: «Ich kenne genug Leute im Dorf, die das problemlos machen könnten, und», fügt er schmunzelnd hinzu, «Blatten hat zwar weniger als 300 Einwohner, aber insgesamt gibt es 1200 Blattner Burger, und die sind im Prinzip alle in den Gemeinderat wählbar.»

Rieder auf den Spuren von Zeiter?
Ähnliches hört man von Hans-Jakob Rieder, der seit 16 Jahren im Wiler Gemeinderat sitzt, acht Jahre davon als Präsident: «Wir haben heute sogar mehr valable Kandidaten als früher, da die Gemeinde Wiler gewachsen ist und auch das Ausbildungsniveau gestiegen ist.» Weil seine Gemeinderatskollegen alle aufhören, stellt sich Hans-­Jakob Rieder nochmals für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung, um die Kontinuität zu wahren. Die Frage, ob er vielleicht gar Ambitionen hege, Edwin Zeiter zu übertrumpfen, der seit 1972 als Gemeindepräsident von Bister amtet, verneint Rieder laut lachend. Natürlich hat Rieder schon gewisse Vorstellungen, wer künftig mit ihm am Gemeinderatstisch sitzen könnte. Namen lässt er sich aber keine entlocken.

Kippel: Bernhard Rieder hört auf
Nach zwölf Jahren, davon acht Jahre als Gemeindepräsident, tritt Bernhard Rieder in Kippel nicht mehr an. Die drei Gemeinderäte Reinhard Tannast, Manfred Ebener und Theodor Ritler, welche sich zur Wiederwahl stellen, weisen zusammen 14 Jahre Ratserfahrung auf. Damit zählt Kippel auf ein erfahrenes Team. Dieses mit zwei geeigneten Personen zu ergänzen, sollte gemäss Bernhard Rieder keine Schwierigkeiten bereiten: «Das macht es für uns einmal mehr natürlich einfacher, als wenn der gesamte Rat ersetzt werden müsste.» Rieder kann sich aber schon vorstellen, dass kleine Gemeinden künftig mehr Schwierigkeiten haben werden, Amtsträger zu finden. Die Amtspflicht eines Gemeinderats wurde vor einigen Jahren von acht auf vier Jahre herabgesetzt. Dies führte dazu, das vermehrt ein Gemeinderat schon nach vier Jahren aufhört, was wiederum zur Folge hat, dass es künftig mehr Gemeinderäte braucht. «Gerade kleinere Gemeinden würden schon entlastet werden, wenn sie fusionieren», sagt Bernhard Rieder, der zu den Befürwortern einer Fusion der Lötschentaler Gemeinden zählt.

Konstanz in Ferden
In Ferden stellt sich Gemeindepräsidentin Nadja Jeitziner für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Ebenso ihre drei Amtskollegen Fabian Ambord, Christoph Werlen und Amadeus Blötzer. Diese vier Gemeinderäte sind in stiller Wahl gewählt. Das fünfte Mitglied als Ersatz für den abtretenden Fernando Lehner wird am Wochenende gewählt. Der Gemeinderat hat der Bevölkerung eine Wahlempfehlung abgegeben. Namen will Gemeindepräsidentin Nadja Jeitziner aber keine nennen.

Frank O. Salzgeber

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