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«Dem Berg einen Tag Ruhe gönnen»

Über 500 Tote hat das Matterhorn seit der Erstbesteigung 1855 gefordert. Auch aus ­Respekt ihnen gegenüber bleibt es am Jubiläumstag gesperrt.
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Über 500 Tote hat das Matterhorn seit der Erstbesteigung 1855 gefordert. Auch aus ­Respekt ihnen gegenüber bleibt es am Jubiläumstag gesperrt.
Foto: RZ

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2015 jährt sich die Erstbesteigung des Matterhorns zum 150. Mal. Am Jahrestag dieses Ereignisses wird der Berg jedoch menschenleer bleiben.

Der 14. Juli 1855 war der Tag, an dem das Matterhorn erstmals bezwungen wurde. Angesichts dieses Jubiläums ist das Interesse am Zermatter Wahrzeichen gross. Trotzdem ist seit letztem Jahr beschlossen: Am 14. Juli 2015, genau 150 Jahre nach der Erstbesteigung, wird der Berg gesperrt sein.

Respekt für Berg und Opfer

Die Absicht dafür kam von einem Zermatter Steuerungsausschuss. Dieser besteht aus dem Gemeinde- und dem Burgerpräsidenten, dem Delegierten des Zermatter Bergführervereines, dem Präsidenten von Zermatt Tourismus sowie dem Präsidenten des Hoteliervereines. Anschliessend wurde der Beschluss durch den Gemeinderat rechtskräftig gemacht. Die Gründe für die Sperrung kennt Daniel Luggen, Kurdirektor von Zermatt Tourismus: «Unser Ziel ist es, Respekt zu zeigen. Einerseits dem Matterhorn gegenüber. Es soll entschleunigt werden und nicht zum ‹Massenberg› verkommen. Und auf der anderen Seite natürlich gegenüber den Verunglückten der Erstbesteigung.» Aber auch allen weiteren Opfern des Berges solle an diesem Tag Achtung gezollt werden. Jedoch wird nicht nur am 14. Juli Wert auf einen bedachtsamen Umgang mit dem Zermatter Wahrzeichen gelegt: «Wir habe ausserdem beschlossen, das Matterhorn für Shows und Veranstaltungen zu sperren, die nichts mit dem alpinen Gedanken zu tun haben», erklärt der Zermatter Gemeindepräsident Christoph Bürgin. Denn: Der Berg sei weder eine Plattform zur Selbstdarstellung, noch eine Werbefläche für persönliche Interessen. Auf diese Entscheidungen hätten die Zermatter gut reagiert: «Von der Bevölkerung haben wir sehr positive Reaktionen auf die Beschlüsse erhalten.» Besonders die Idee, dem Matterhorn einen Tag lang ‹Ruhe zu gönnen›, habe grossen Zuspruch erhalten.Wie sieht es aber bei der Umsetzung dieser Idee aus? Ist es überhaupt möglich, eine Sperrung des Matterhorns durchzusetzen?

Durchsetzung der Sperre

«Wir versuchen, die Einhaltung der Sperre durch verschiedene Massnahmen zu erreichen. Die wichtigste davon ist, klar über unser Anliegen zu informieren», antwortet Bürgin. So soll der Beschluss beispielsweise durch eine Beschilderung kommuniziert werden. Als weitere Massnahme sei die ‹Hörnlihütte› am Vorabend des 14. Juli für Alpinisten nicht zugänglich. Dadurch werde ein Aufstieg erschwert. «Aus­serdem arbeiten wir mit italienischen Bergsteigern zusammen. So soll eine Erklimmung über die Südwand verhindert werden», erklärt Daniel Luggen. «Im Gegenzug für diese Unterstützung wird es am 17. Juli, dem Tag der ersten Besteigung über die italienische Seite des Matterhorns, ein besonderes Event geben. Als Akt der Freundschaft.» Des Weiteren wird auch der Luftraum über dem Berg am Jubiläumstag gesperrt sein. Am meisten jedoch zählen die Verantwortlichen auf die Vernunft und das Verständnis der Leute. Deshalb sollen Polizeipräsenz und verschärfte Kontrollen möglichst vermieden werden. Trotzdem: Der Beschluss, so Luggen, sei rechtskräftig und würde allenfalls auch durch einen Polizeieinsatz umgesetzt. Von solch einer Situation geht Gemeindepräsident Christoph Bürgin jedoch nicht aus: «Wir glauben, dass die Sperrung und damit auch der Berg und seine Opfer respektiert werden.»

Alexandra Pfammatter

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