Sport | Fussball-Vision gescheitert

Der Zerfall des FC Oberwallis – jetzt reden die Partnerklubs

Die Spieler des FC Oberwallis Naters gehen künftig wohl wieder für den FC Naters auf Torjagd.
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Die Spieler des FC Oberwallis Naters gehen künftig wohl wieder für den FC Naters auf Torjagd.
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Hans Ritz ist Präsident des FC Oberwallis Naters.
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Hans Ritz ist Präsident des FC Oberwallis Naters.
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Quelle: RZ 0

Der Schlusspfiff ist erfolgt. Das Spiel ist aus. Der FC Oberwallis Naters hat keine Zukunft. Die Hintergründe einiger Missverständnisse, die zum Zerfall eines vielversprechenden Projekts geführt haben.

Mit Pauken und Trompeten empfängt Hans Ritz im März 2012 eine Handvoll Oberwalliser Medienschaffende und verkündet die frohe Botschaft der Geburt des FC Oberwallis. FC Oberwallis Naters, um genau zu sein. Ritz ist Verwaltungsratspräsident der neu gegründeten FC Oberwallis AG Naters und hat eine klare Philosophie: Das Sponsoring soll auf die gesamte Region ausgebreitet und für die talentierten Nachwuchsspieler sollen professionelle Strukturen geschaffen werden. Damals sagte er: «Es ist der einzige Schritt, um den Oberwalliser Fussball weiterzubringen.» Heute wissen wir: Das Projekt ist gescheitert. Der FC Oberwallis Naters hat ­keine Zukunft. Was ist passiert?

Die fehlende Identifikation

Die Idee ist vielversprechend und die Struktur scheint stabil zu sein. Mit Ausnahme des FC ­Salgesch sind sämtliche Oberwalliser Fussballvereine in die AG integriert. Die Macher sind sich einig: Die Gründung der FC Oberwallis Naters AG bedeutet einen Meilenstein im Oberwalliser Fussball. Heute – knapp sieben Jahre später – ist die Vision geplatzt. Es gibt zu viele Missverständnisse. Zu viele Eigenbrötler. Zu viel Gegeneinander. (Fast) kein Miteinander. Kaum ein Präsident eines Partnervereins bedauert den Entscheid, dass der FC Oberwallis Naters künftig zu grosser Wahrscheinlichkeit wieder in den FC Naters integriert wird. Angelo Martig, Präsident des FC Steg, sagt: «Die Auflösung des FC Oberwallis Naters hat sich in den vergangenen Monaten angedeutet, es war absehbar, dass es so enden wird.» Für Martig hat grundsätzlich die Identifikation zum FC Naters gefehlt. «Wir führten mit dem FC Naters sportlich immer eine gesunde Rivalität, nun waren wir auf einmal Partner, das war nicht einfach.» Für Rinaldo Arnold, Präsident des FC Brig-Glis, bleibt die Grundidee hinter dem FC Oberwallis Naters eine gute. «Dass die besten Spieler mit den Besten zusammenspielen sollen und sich gegen die Besten der anderen Teams messen, finde ich einen guten Ansatz. Leider war die Vorgehensweise nicht immer ideal.»

Der Vorwurf aus Naters

Ins gleiche Horn bläst auch Philipp Theler, ­Präsident des FC Raron. Für ihn ist klar, dass der FC Raron über die Jahre immer aus Solidarität die Beiträge in die AG eingezahlt hat. «Gebracht hat es unserem Klub nichts», sagt er. Wie die anderen Oberwalliser 2.-Liga-Vereine bekundet Raron Mühe damit, dass die 1.-Liga-Mannschaft aus Naters immer wieder Spieler beim FC Naters II «parkiert» hat. Da Naters II in der 2. Liga spielt, sind Oberwalliser Nachwuchsspieler gegen Brig-Glis, Raron oder Visp (jetzt 3. Liga) angetreten. «Wir haben somit Spieler mitfinanziert, die gegen uns Tore erzielt haben», bringt es Theler auf den Punkt. Andererseits hat der FC Oberwallis Naters auf diverse Vereine immer Druck ausgeübt, die besten Spieler nach Naters zu transferieren und sie auch in Naters zu lassen, bis ihre fussballerische Ausbildung beendet ist. Frederik Kreuzer, Präsident des FC Visp, erinnert sich: «Uns wurde vermehrt konkret vorgeworfen, dass wir die Spieler zu früh zurück zum Stammverein holen», sagt er und dementiert dies auch gleich: «Ich hatte oftmals eher das Gefühl, dass Spieler von sich aus wieder beim Stammverein spielen wollten.» Im Gegensatz zu früher sei manch ein Spieler nicht mehr bereit, dreimal pro Woche zu trainieren und jedes zweite Wochenende eine weite Reise zu einem Auswärtsspiel auf sich zu nehmen, so Kreuzer. In Raron erinnert sich der Präsident an den Vorwurf, dass die Rarner ihre Spieler zu wenig oft an Naters abgegeben hätten. Theler dazu: «Später stellte sich dann heraus, dass der FC Oberwallis Naters unsere Spieler ­gar nicht kontaktiert hatte; diese haben sich ­demnach natürlich nicht mit einem Wechsel ­beschäftigt.»

Fehlende Basis bei den Junioren

Der Grundsatz, die Besten mit den Besten spielen zu lassen, soll in den Überlegungen des FC Oberwallis Naters auch auf Stufe Junioren umgesetzt werden. Im Jahr 2012 heisst es im damals veröffentlichten Konzept: Ziel der Juniorenabteilung ist es, dass sämtliche A-, B- und C-Teams des FC Oberwallis in der Coca-Cola Junior League (CCJL) mitspielen. Das liegt auch im ­Interesse der Partnerklubs. Frederik Kreuzer sagt: «Es muss im Interesse des Oberwalliser Fussballs sein, dass wir auf Juniorenstufe Teams in der CCJL haben, damit sich die Spieler an einen hohen Rhythmus gewöhnen können.» Die CCJL ist die höchste Juniorenliga im Breitenfussball. Die Realität sieht anders aus. Einzig die B-Junioren spielen heute in der CCJL. Das zeigt das Desaster im Oberwalliser Juniorenfussball auf. Zum Vergleich: Zu Spitzenzeiten haben Raron, Visp und Naters früher vier bis fünf Teams in der CCJL (damals besser bekannt als Inter) gestellt. Bei den C-Junioren stellt Visp ein Team in der Promotion und ist damit unmittelbar eine Liga tiefer als die CCJL vertreten. Der FC Brig-Glis, der FC Naters und der FC Termen/Ried-Brig ­stellen zudem ein gemeinsames Team in dieser Liga. Die A-Junioren des FC Oberwallis Naters sind im Frühling aus der CCJL abgestiegen und spielen nun im 1. Grad. Sie stehen vor grossen Herausforderungen. Weil das Team im Herbst beim Auswärtsspiel in Bagnes wegen zu wenig Spielern Forfait erklären muss, begeben sich die Verantwortlichen nun auf Spielersuche. Ein Vorschlag, die A-Junioren mit dem FC Termen/Ried-Brig zusammenzuschliessen, wird von den Brigerbergern abgelehnt. Zudem verliert das ehemalige Team Oberwallis der A-Junioren mit Claudio Pfammatter (wechselt in die erste Mannschaft seines Stammvereins FC Visp) einen ­Leader und Leistungsträger. Die Vorzeichen, ab Sommer wieder in der CCJL zu spielen, sind alles andere als optimal. Einzige Hoffnung in der CCJL sind die B-Junioren, die mit hohen Ambitionen in die Rückrunde starten und zu den Spitzenteams der Liga gehören. Um laufend eigene Spieler in den Spielbetrieb der ersten Mannschaft zu integrieren, bräuchte es jedoch zwingend ein Team in der CCJL bei den A-Junioren.

Der Traum von der Promotion League

Aushängeschild des FC Oberwallis Naters ist die erste Mannschaft in der 1. Liga. Hans Ritz träumt längst davon, einmal in die 1. Liga Promotion aufzusteigen. Im März 2012 heisst es: Mittelfristig ist der Aufstieg in die 1. Liga Promotion vorgesehen. Tatsächlich qualifiziert sich das Team in der Saison 2013/14 für die Aufstiegsspiele. Und scheitert. Ein Jahr später gibts den 10. Schlussrang. Ein weiteres Jahr später den 9. Platz. Die Promotion League ist in den vergangenen Jahren noch weiter entfernt als eine ideale Zusammenarbeit mit den regionalen Fussballklubs. Immerhin: Punkto Infrastruktur erfüllt der Verein sämtliche Kriterien, die ein Aufstieg in die dritthöchste Schweizer Fussballliga erfordert. Zurzeit findet sich die erste Mannschaft auf dem 12. Tabellenrang. Akute Abstiegsgefahr statt Aufstiegsträume. So lautet die bittere Realität für die Rückrunde. Oder in Zahlen gefasst: 13 Punkte trennen die Oberwalliser von einer Klassierung, die für die Aufstiegsspiele berechtigt. Bloss vier Zähler ­jedoch beträgt der Vorsprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz.

Wie geht es weiter?

Eine Struktur zerfällt. Eine Strategie stirbt. Eine Vision platzt. Wie geht es nun weiter mit dem FC Oberwallis Naters? Im Herbst haben sich der FC Oberwallis Naters und der FC Naters entschieden, einen gemeinsamen Workshop durchzuführen, wie die Zukunft des Vereins oder der Vereine aussehen könnte. Die Verantwortlichen arbeiten nun in Arbeitsgruppen am Zukunftsmodell. Wie Präsident Hans Ritz mitteilt, wird die Öffentlichkeit informiert, sobald erste Resultate vorliegen. Als Kontaktperson für Medienschaffende verweisen die Vereinspräsidenten Norbert Rittiner (FC Naters) und Hans Ritz auf Marco Decurtins. Zusammen mit Gemeinderat Philipp Matthias Bregy soll er einen Workshop durchführen und die ersten Schritte definieren. «Der Workshop war sehr positiv, auch die anschliessende erste Sitzung zwischen Ver­waltungsrat und Vorstand FC Naters, an der ich die Ergebnisse präsentieren durfte», sagt ­Decurtins. Nun liege es an den Verantwortlichen, die nächsten Schritte vorzubereiten. Decurtins ist nicht in der Arbeitsgruppe dabei, ausschliesslich ­Vorstand und VR arbeiten an der Zukunft ihres Vereins. Wie die RZ aus verlässlicher ­Quelle weiss, zweifelt in Naters niemand mehr daran, dass der FC Naters und der FC Oberwallis ­Naters künftig wieder als ein Verein auftreten werden. Hat die Auflösung der FC Oberwallis Naters AG ­Konsequenzen für den FC Brig-Glis? «Das glaube ich nicht», sagt Rinaldo Arnold, ­Präsident des FC Brig-Glis. Und für den FC Raron? «Nein, das glaube ich nicht, ich gehe davon aus, dass auch künftig talentierte Spieler aus dem Oberwallis die Chance erhalten, in der ersten Mannschaft des FC Naters zu spielen», so Theler.

Simon Kalbermatten

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