Gesellschaft | 40 Tage keine Pornos?
Fasten beim Pornokonsum? Für die Sexualtherapeutin durchaus sinnvoll
«Während der Fastenzeit verzichte ich auf das Schauen von Pornos», sagt ein Oberwalliser und erntet dafür Lob von der RZ-Sexualtherapeutin. Eine zeitweise Abstinenz beim Pornokonsum sei durchaus sinnvoll und gesund für die Fantasie, erklärt Anke Schüffler.
Es ist Fastenzeit und viele Menschen nutzen die Tage bis Ostern, um ihren Konsum von gewissen Dingen, meistens solcher, deren Genuss man durchaus schätzt, einzuschränken. Besonders beliebt: der Verzicht auf Süssigkeiten, Zigaretten oder Alkohol.
40 Tage keine Pornos
Doch es geht auch eine Spur ausgefallener. «Ich schaue während der Fastenzeit keine Pornos», sagt der Oberwalliser R. A.*. «Ich masturbiere zwar auch in dieser Zeit mehrmals die Woche, allerdings ohne audiovisuelle Unterstützung.» Es ist dabei nicht die erste Fastenzeit, in der R. A. auf Pornos verzichtet, «es ist meine vierte Saison», sagt der Mittdreissiger und lacht. Begonnen habe er mit dem «Porno-Fasten», um sich selbst zu beweisen, dass «es auch noch ohne funktioniert», so R. A., der in einer langjährigen Partnerschaft lebt. «Am Anfang ist es sicher immer eine kleine Herausforderung, doch man gewöhnt sich schnell wieder daran, ohne das Schauen von Filmen mit sich selbst ‹Spass› zu haben.»
«Sinnvolle Sache»
Für Sexualtherapeutin Anke Schüffler ist ein solch zeitlich begrenzter Verzicht auf Pornos durchaus sinnvoll. «Pornos geben den visuellen Rahmen der sexuellen Erregung vor», erklärt die Fachfrau. «Bei einem Verzicht ist man hingegen dazu angeregt, die eigene Fantasie spielen zu lassen oder sich ganz auf das Körpergefühl zu konzentrieren. So kann man sich wieder stärker bewusst werden, was einem wirklich gefällt, was einen erregt.» Klar sei auch, dass Pornos in den meisten Fällen nicht viel mit der Realität im Schlafzimmer zu tun hätten. «Welches Paar wechselt in der Realität während des Geschlechtsverkehrs schon achtmal die Stellung?», fragt Schüffler rhetorisch. «Wenn man auf Pornos verzichtet, nimmt das Gefühl für die Realität einer Paarbeziehung wieder zu, das ist förderlich.» Grundsätzlich sei jedoch gegen den Konsum von Pornos nichts einzuwenden, so die Sexualtherapeutin, egal ob dies heimlich oder als Paar geschehe. «Ein paar Geheimnisse darf auch eine Beziehung haben», sagt Schüffler. Dennoch gebe es auch Stolperfallen beim Pornokonsum. «Problematisch wird es, wenn man die eigene Beziehung damit gefährdet, beispielsweise weil der Partner mit Pornos überhaupt nicht klarkommt, oder weil ohne gar keine sexuelle Erregung mehr empfunden werden kann.» Genau hinschauen müsse man auch bei jungen Leuten, die unter Umständen jahrelang Pornos konsumieren würden, bevor sie überhaupt erstmals Sex hätten. «Da können sich schon falsche Vorstellungen, wie Sex zu sein hat, manifestieren», so die Fachfrau.
Von Pornos lernen?
Würden Pornos aber mit bewusstem Genuss von Erwachsenen konsumiert, so könnten sie dem Sexualleben sogar zuträglich sein. «Wenn die Filme nicht komplett realitätsfremd sind, kann man von Pornodarstellern durchaus noch etwas lernen», so die Sexualtherapeutin. Als Beispiel nennt Anke Schüffler das oftmals laute Stöhnen der Darsteller und Darstellerinnen. «Wer beim Sex laut stöhnt und intensiv atmet, erhöht die Durchblutung und steigert so das Lustgefühl. Zudem können Pornos auch als Anregung für das eine oder andere neue bereichernde Liebesspiel dienen.»
* Initialen von der Redaktion geändert
Martin Meul
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