Grächen | Antony C. Kandath steht in der Kritik

Grächner Pfarrer spaltet Gemeinde

Trügerische Idylle: Hinter den Kirchenkulissen herrscht grosses Misstrauen. Viele Kirchgänger wenden sich vom neuen Pfarrer ab.
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Trügerische Idylle: Hinter den Kirchenkulissen herrscht grosses Misstrauen. Viele Kirchgänger wenden sich vom neuen Pfarrer ab.
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Der Ortspfarrer von Grächen, Antony C. Kandath, hat sich mit einem Teil der Bevölkerung überworfen. Diese fordern jetzt den Abgang des gebürtigen Inders.

Es ist ruhig in diesen Tagen in Grächen. Die Wintersaison gehört der Vergangenheit an und die Sommersaison hat noch nicht angefangen. Doch der Schein trügt. Seit dem Amtsantritt von Pfarrer Antony C. Kandath brodelt es hinter den Kirchenkulissen. Der Grund: Die «aufdringliche und herrische Art des Pfarrers» stösst bei weiten Teilen der Bevölkerung auf eine ablehnende Haltung. Diese fordern jetzt vom Bistum eine Reaktion.

Harsche Vorwürfe

Der Reihe nach: Pfarrer Antony C. Kandath ist seit dem ersten Adventssonntag in Grächen tätig. Zuvor wirkte der Geistliche in Graubünden, so unter anderem in der Pfarrei St. Fidelis in Landquart. Auf Geheiss von Bischof Jean-Marie Lovey wird Kandath auf Anfang Dezember 2016 zum Pfarradministrator in Grächen ernannt. «Das heisst, seine Ernennung ist nicht definitiv und gilt bis auf Weiteres», wie Generalvikar Richard Lehner auf Anfrage mitteilt. Doch bereits nach einem halben Jahr haben viele Grächnerinnen und Grächner genug vom neuen Pfarrer. Die Vorwürfe gegen das Kirchenoberhaupt haben es in sich: Pfarrer Kandath sei fordernd, herrisch, uneinsichtig und egoistisch. «Ich habe das Gefühl, dass Pfarrer Kandath keine Kritk vertragen kann», sagt Vreni Walter, die sechs Wochen als Sakristanin in der Pfarrei ausgeholfen hat. «Sein Tonfall war sehr bestimmend und ich hatte immer ein beklemmendes Gefühl, wenn ich mit ihm geredet habe.» Nach mehreren Aussprachen wirft sie den Bettel hin.

Agressiver Bittsteller

Szenenwechsel: Am Ostersonntag will Familie Anthamatten ihren jüngsten Sohn in der Pfarrkirche in Grächen taufen. «Als wir Pfarrer Kandath mitgeteilt haben, dass wir gerne einen auswärtigen Geistlichen als Taufpfarrer hätten, reagierte er mit Unverständnis und drohte uns, die Tauffeier zu verschieben. Schliesslich hat sich der Kirchenratspräsident für uns starkgemacht und die Sache bereinigt», sagt Tamara Anthamatten. Doch damit nicht genug. «Als unser Taufpfarrer am besagten Tag nach Grächen kam, fand er die Sakristei verschlossen vor. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in der Kirche umzuziehen.» Auch Jacqueline Abgott­spon stellt Pfarrer Kandath kein gutes Zeugnis aus. «Nach dem Tod meiner Schwiegermutter hat der Pfarrer mehrere Familienangehörige dazu gedrängt, eine Kollekte zwischen 1000 und 1500 Franken für die Eingangstür der Pfarrkirche zu spenden. Mit seiner aufdringlichen Bitte machte er nicht einmal vor dem Aufbahrungsraum halt», sagt Abgottspon, immer noch sichtlich aufgebracht. Zudem sei der Pfarrer nicht darauf eingegangen, auf Wunsch der Verstorbenen keinen Lebenslauf vorzutragen. «Stattdessen hat er uns vor der ganzen Kirchgemeinde blossgestellt und gesagt, er habe keinen Lebenslauf erhalten, darum könne er auch keinen vorlesen», klagt Jacqueline Abgottspon, die sich daraufhin schriftlich beim Pfarrer beschwerte.

«Nehmen Echos sehr ernst»

Inzwischen hat auch die Lehrerschaft reagiert und sich mit einer Bittschrift an das Bistum gewandt. «Man ist unzufrieden mit der Art und Weise, wie Pfarrer Kandath den Religionsunterricht organisiert», sagt der stellvertretende Schuldirektor Pascal Zimmermann. Auch Kurt Ruppen, Präsident des gemischten Chors Grächen, ist ratlos. «Pfarrer Kandath hat einen sehr schwierigen Charakter. Seine aufdringliche und fordernde Art erstickt jedes Vertrauensverhältnis im Keim und erschwert die Arbeit.» Sogar Lügengeschichten machen die Runde. Die Folge: Einige der Chormitglieder ziehen in Erwägung, aus dem Chor auszutreten. «Auch für mich ist die Zusammenarbeit mittlerweile eine sehr grosse Belastung», klagt Ruppen. Inzwischen hat auch der Kirchenratspräsident Albert Andenmatten, der erst seit drei Monaten im Amt ist, demissioniert. Auf Anfrage wollte er sich nicht dazu äussern, ob ein direkter Zusammenhang mit Pfarrer Kandath besteht. Das Bistum seinerseits schreibt in einer Stellungnahme, «dass man all diese Echos sehr ernst nimmt und versucht, sich ein Bild zu machen». Zu konkreten Vorwürfen will sich die Bistumsleitung aber nicht äussern. Es werde in Zukunft darum gehen, die Situation im Auge zu behalten und die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten. Pfarrer Kandath war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Walter Bellwald

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