Dorf ABC | Die Mälsuppe aus Zermatt

Neue Kräfte dank einer Mehlsuppe zu Mittag

Die Zermatter werden "Mälsuppe" gerufen.
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Die Zermatter werden "Mälsuppe" gerufen.
Foto: Leander Wenger

Quelle: RZ 0

Was hat Mehlsuppe mit der Bevölkerung des weltberühmten Ferienortes Zermatt zu tun, der in diesen Tagen zur grössten Stadt im Kanton Wallis wird und auf über 35 000 «Einwohner» anwächst?

Haben die Zermatter früher in den Wintermonaten viel Mehlsuppe gegessen? Eher nicht. Mehlsuppe genannt wurden sie jedoch immer wieder. «Die Zermatter chend jodlu, iner Mälsuppa godlu» – so lautet eine Textstelle im Vispertaler Schgatterliedji von Pfarrer Gregor Brantschen. Vermutlich liegt folgende Erklärung nahe bei der Wahrheit: Früher, als die Zermatter tagelang auf den Feldern schufteten, haben ihnen die Frauen über Mittag Mehlsuppe gebracht, sodass sie wieder zu Kräften kamen. Heute hat die Landwirtschaft im Dorf nicht mehr dieselbe Bedeutung wie damals. Der Tourismus hat das Zepter übernommen. Der an Italien angrenzende Ferienort lockt jedes Jahr Gäste aus der ganzen Welt in die Schweizer Alpen. Mit 38 Viertausendern ist Zermatt ein Eldorado für Wintersportler und Aktivurlauber. Trotzdem hat sich der autofreie Ferienort seinen ursprünglichen Walliser Bergdorf­­­-Charakter bewahrt. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr stellt die Gemeinde jedes Jahr vor Herausforderungen. Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser sagt: «Es ist der Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit, der Zermatt in diesen Tagen immer wieder vor Herausforderungen stellt.» Einerseits seien es die Gäste, die sich auf ein ultimatives Ferienerlebnis freuen, andererseits entstünden dadurch Mehrbelastungen, denen die Gemeinde gerecht werden müsse. Zermatt zählt knapp 6000 Einwohner. Während der Feiertage versechsfacht sich diese Zahl kurzfristig. Demnach braucht es mehr Strom und mehr Wasser im Dorf. Der Kehricht will entsorgt sein, die Gäste erwarten saubere Strassen. Zermatt wird allem gerecht. Die Leute pilgern oft seit Jahren in die Tourismus-Metropole am Fusse des Matterhorns. Für Biner-Hauser ist denn auch klar: «Ohne den Tourismus können wir in dieser Form nicht existieren.» Und worauf freut sich die Präsidentin am meisten in der Festtagszeit in Zermatt? «Es sind vor allem die Begegnungen mit den Menschen, auf die ich mich freue», sagt sie und fügt schmunzelnd an: «Und das alles in einem organisierten Chaos.»

Simon Kalbermatten

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