Wirtschaft | Schüler gründen Firmen

Start-ups an Briger Mittelschulen – Turnbeutel und Kaffeekapseln

«Tschiffra va moru» – «iischi bags» macht Turnbeutel aus alten Planen.
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«Tschiffra va moru» – «iischi bags» macht Turnbeutel aus alten Planen.
Foto: RZ

Das Team von «caffè unico» bei der Qualitätskontrolle der Kaffeebohnen.
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Das Team von «caffè unico» bei der Qualitätskontrolle der Kaffeebohnen.
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Quelle: RZ 0

Auch in diesem Schuljahr wurden an den Mittelschulen im Oberwallis wieder einige Start-ups-Unternehmen gegründet. Mehrere Kollegiumsschüler setzen dabei auf Kaffee, an der OMS sind unter anderem Taschen Trumpf.

«Das Feeling des Open Air Gampel mit nach Hause nehmen.» Das ist das Credo des Unternehmens ­«iischi bags». Wobei Unternehmen, zumindest im Moment, noch etwas hoch gegriffen scheint. Im Rahmen eines Projekts in Zusammenarbeit mit dem WWF Oberwallis haben sich Schülerinnen und Schüler der zweiten HMS in Brig Gedanken zum Thema «Upcycling» gemacht. «Upcycling» meint dabei, aus Abfallprodukten etwas Neues von Wert zu schaffen. Die Projektgruppe ­«iischi bags» hatte dazu den Einfall, aus nicht mehr benötigten Planen vom Open Air Gampel Turnbeutel herzustellen, sozusagen die «Tschiffra va moru», wie Projektmitglied Raniero Clausen erklärt.

Arbeiten outgesourct

Es blieb nicht bei der Idee, die Turnbeutel gingen in Produktion, mehr als 100 «bags» wurden bereits produziert. «Wir haben die Planen vom diesjährigen Open Air eingesammelt und begonnen, daraus ‹iischi bags› herzustellen», sagt Clausen. Die «Firmeninhaber» schneiden dazu zunächst die Planen in benötigter Grösse zurecht. «Anschliessend gehen die Zuschnitte ins Lötschental, wo sie von einer Schneiderin zusammengenäht werden», führt Clausen aus. «Danach werden die Taschen von uns noch mit Ösen und Trägern versehen.» Die outgesourcte Arbeit schlägt für die HMS-Schüler dabei mit fünf Franken pro Tasche zu Buche. «Es ist klar, dass wir daher das Ziel verfolgen, unsere ‹Bags› auch zu verkaufen», so Clausen. Dies soll einerseits über Direktbestellungen an den Mittelschulen in Brig und andererseits über einen Online-Shop geschehen, der «aber noch aufgebaut werden muss», wie der Sprecher der Projektgruppe sagt. In diesem Schuljahr steht den Schülerinnen und Schülern die Unterrichtszeit im Fach Integrierte Projektteile zur Verfügung, um ihre Unternehmen voranzutreiben. Die Firma «iischi bags» soll aber über das laufende Schuljahr hinaus bestehen. «Für uns ist klar, dass wir ‹iischi bags› über längere Sicht hin produzieren und verkaufen wollen», sagt Clausen. «Wie wir die Abläufe in Zukunft regeln wollen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.» Ziel sei es, möglichst schlanke Strukturen aufzubauen, schliesslich stehe ab kommendem Schuljahr der Projektunterricht nicht mehr für Arbeiten in der Firma zur Verfügung.

Kaffeekapseln vom Brigerberg

Während an der OMS Taschen Trumpf sind, setzt man am Kollegium Spiritus Sanctus auf Kaffee, genauer auf Kaffeekapseln. Vier Studenten haben dafür im Rahmen ihrer Maturaarbeit die Firma «Caffè unico» gegründet. «Wir wollten ein Produkt herstellen, dem man sich im Rahmen der Matura­arbeiten noch nicht gewidmet hat», erklärt Cristobal Kuster, der bei «Caffè unico» für die Produktion verantwortlich ist. «So kamen wir auf die Idee, Kaffeekapseln für Nespressomaschinen zu produzieren.» Damit stiegen die vier Kollegiumsschüler in ein Geschäft ein, in dem bekanntlich grosse Konkurrenz unter grossen Firmen herrscht. «Dieses Handicap gleichen wird durch unsere Regionalität und unseren engen Kundenkontakt aus», erklärt die Marketingverantwortliche Laila Zurbriggen. «Der Trend geht eindeutig zum regionalen Produkt, auch beim Kaffee. Dieses Bedürfnis können wir befriedigen, indem wir unseren Kaffee von der Erlebnisrösterei Sempione in Termen beziehen.» Die Herstellung der Kapseln und deren Befüllung erfolgt dann durch eine Firma im Aargau. «Ursprünglich wollten wir die Kapseln von Hand befüllen», sagt CEO Joel Hauser. «Dies erwies sich jedoch als nicht praktikabel, da wir beim Befüllen von Hand nicht eine hundertprozentig gleichbleibende Befüllmenge garantieren konnten.» Für die erste Charge haben die vier Firmengründer nun die Produktion von 16 000 Kapseln in Auftrag gegeben. «Verkauf werden diese dann auf Weihnachtsmärkten, über einen Online-Shop und durch Partnerschaften mit Schulen», erklärt der Finanzchef von «caffè unico» Sandro Berchtold.

Firma auf Zeit

Im Gegensatz zu «iischi bags» hat «Caffè unico» allerdings ein Verfallsdatum. Die Firma wurde mit Hilfe von Young Enterprises Switzerland (YES) gegründet. «Bei YES-Projekten ist es Pflicht, die Firma nach einem Jahr aufzulösen», sagt dazu Laila Zurbriggen. «Das ist natürlich etwas schade, schliesslich steckt man viel Herzblut und Arbeit in eine solche Firmengründung.» Andererseits gehe es ja vornehmlich darum, erste Erfahrungen in der Welt der Wirtschaft zu machen, und dies sei selbstredend der Fall.

Martin Meul

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