Reportage | Zu Besuch auf einer Dildoparty

Von Vibratoren, Liebeskugeln und Peitschen

Die Teilnehmerinnen der Dildo-Party hatten viel Spass.
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Die Teilnehmerinnen der Dildo-Party hatten viel Spass.
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Dildo-Partys erfreuen sich auch im Oberwallis immer grösserer Beliebtheit. Dabei geht es nicht nur ums Verkaufen, sondern auch um Aufklärung, wie ich beim Besuch einer solchen Party erfahren habe.

Es ist Samstagnachmittag und ich bin auf dem Weg in den Saal eines Hotels in Brig. Ich bin eingeladen, und zwar zu einer Dildo-Party. Leicht nervös betrete ich den Saal, in dem die «Party» staatfindet, schliesslich weiss ich, dass ich der einzige Mann sein werde.

Zum Junggesellinnenabschied

Der einzige Mann bin ich schon fast naturgemäss, schliesslich sind Dildo-Partys, wenn zwar nicht ausschliesslich, so aber dennoch hauptsächlich für Frauen. Kommt hinzu, dass die Party im Rahmen eines Junggesellinnenabschieds stattfindet. Auch dort haben Männer eher nichts verloren. Zwei Gründe also, weshalb ich eigentlich nicht hier sein sollte und mich ein bisschen seltsam fühle. Meine Strategie ist deshalb, möglichst wenig aufzufallen und möglichst viel aufzunehmen, denn wann bekommt man als Mann schon einmal die Chance, einer Gruppe von Frauen beim ungehemmten Reden über Sex, Spielzeug und Vorlieben zuzuhören?

Tipps vom Profi

Schon nach ein paar Sekunden wird mir klar – hier wird Tacheles geredet, züchtige Umschreibungen des Themas wird es nicht geben. Geleitet wird die Dildo-Party von Sexualtherapeutin Anke Schüffler. Die erklärt den elf anwesenden Frauen erst einmal, warum es für Frauen eine grosse Bereicherung sein kann, sich mit Sexspielzeug zu beschäftigen und es auch zu benutzen. «Männer haben ihr ‹Ding› ständig in der Hand und spielen von klein auf damit herum», sagt Schüffler zu den Frauen, die gespannt lauschen. «Uns Frauen wird dagegen beigebracht, immer schön die Beine übereinanderzuschlagen und uns ja nicht da ‹unten› anzufassen.» Sexspielzeuge seien daher ein tolles Mittel für die Frau, sich selbst und ihre Wünsche besser kennenzulernen, erklärt die Sexualtherapeutin weiter. Dann wird es handfest. Schüffler lässt verschiedene Sexspielzeuge herumreichen und gibt dazu Erklärungen ab. Die Reaktionen der anwesenden Damen fallen sehr unterschiedlich aus. Von einigen sind Sprüche wie «oh, ich habe das Vorgängermodell zu Hause» oder «der liegt aber gut in der Hand» zu hören. Für andere ist der Vibrator eine gänzlich neue Erfahrung. «Ich muss sagen, dass ich so ein Ding noch nie in der Hand hatte», gibt eine der Teilnehmerinnen unumwunden zu.

«Humor ist wichtig»

Sind die Teilnehmerinnen der Dildo-Party zu Anfang noch etwas gehemmt, lockert sich die Stimmung, je länger die Präsentation dauert, zunehmend auf. Auch weil Anke Schüffler es versteht, mit Anekdoten für Unterhaltung zu sorgen. «Die teuersten Liebeskugeln, die ich je verkauft habe, haben 400 Franken gekostet», erzählt sie. «Die Frau, die die Kugeln gekauft hatte, benutzte sie gerade, als sie zum Tanken fuhr. Dabei war sie so ‹entspannt›, dass sie statt Benzin Diesel tankte. Das hiess dann 20 Franken für die Liebeskugeln und 380 Franken für das Auspumpen des Tanks.» Schüffler weist immer wieder darauf hin, dass guter Sex und zu grosse Ernsthaftigkeit sich nicht vertragen. «Erlaubt ist, was Spass macht, Humor ist wichtig», sagt sie zu den Frauen. «Das heisst auch, dass ein Sexspielzeug keine Bedrohung für die Potenz des Partners darstellt.» Es gehe vielmehr darum, sich selbst zu erfahren und zu lernen, was gefällt.

Es geht um Abwechslung

Schüfflers ungezwungene Art lässt die Teilnehmerinnen mehr und mehr auftauen, die Fragen werden konkreter. So will eine der Frauen zum Beispiel wissen, ob man eine Liebeskette besser schnell oder langsam herauszieht. Auch technische Details werden diskutiert. Beispielsweise, ob man einen Vibrator besser mit einer Fernbedienung oder dem Handy steuert. Ein wichtiges Thema ist auch die Verarbeitung der Sexspielzeuge und die verwendeten Materialien. Nach der Präsentation der «klassischen» Spielzeuge hat Anke Schüffler dann auch noch Spezielleres im Angebot. Auf einem Tisch liegen Dinge, die in den Filmen «Fifty Shades of Grey» zum Einsatz kommen. «Peitschen, Handschellen, Seile oder Paddel sind vielfach bei Menschen beliebt, die eher eine hohe Reizschwelle haben», erklärt Schüffler. Bei den Teilnehmerinnen kommen diese Sado-Maso-Sachen eher weniger gut an. Ich haue mir mit einem Paddel auch ein, zwei Mal auf den Oberschenkel. Nein, ist auch nicht mein Fall. Auf grösseres Interesse stossen bei den Damen dagegen die verschiedensten Massageöle und Duftkerzen und Ähnliches. «Ein anderer Duft im Schlafzimmer kann schon helfen, für Abwechslung im Liebesleben zu sorgen», sagt dazu Gastgeberin Schüffler. Eine Abwechslung ist die Dildo-Party auch grundsätzlich. Ich habe viele neue ­Erkenntnisse gewonnen, offensichtlich auch die Teilnehmerinnen, denn zum Schluss der Party werden eifrig Bestellformulare ­ausgefüllt.

Martin Meul

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