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Wallis-Urlaub heuer zu teuer?

Urlaub im Wallis? Seit der Aufhebung des Mindestkurses ist die Schweiz für Gäste aus dem Euroraum weniger lukrativ geworden.
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Urlaub im Wallis? Seit der Aufhebung des Mindestkurses ist die Schweiz für Gäste aus dem Euroraum weniger lukrativ geworden.
Foto: RZ-Archiv

Quelle: RZ 4

Wegen des starken Frankens droht der Tourismusbranche der schlechteste Sommer seit Jahren. Retten das Schützenfest und die Feiern rund ums Matterhorn den Sommer?

Der Tourismus ist eine standortgebundene Dienstleistung. Anders als viele Industriebetriebe können Hotels, Res­taurants und Bergbahnen ihren lokalen Kostennachteil nicht durch den Einkauf von Leistungen aus dem günstigeren Ausland wettmachen. Zudem stammen viele Gäste aus Nachbarländern, die fast ausschliesslich zum Euroraum gehören. Andererseits zieht es einheimische Urlauber wegen des starken Frankens zunehmend ins Ausland. Dabei leidet gerade der Bergtourismus mehr als der Städtetourismus. Die Lösung? Keine. Die Hoffnung: zwei Anlässe im Oberwallis von (inter)nationalem Interesse.

Schweizer Gäste im Lötschental

«Wir rechnen mit keinem Gästerückgang, sondern mit einer schwarzen Null», sagt Daniel Luggen, Kurdirektor von Zermatt Tourismus. Somit bliebe die Zielsetzung unerfüllt, denn vor der Aufhebung des Mindestwechselkurses, hat Zermatt Tourismus eine Zunahme von fünf Prozent budgetiert. «Für diese positive Entwicklung haben die anziehende Konjunktur in unseren Herkunftsmärkten und vor allem das Jubiläum 150 Jahre Erstbesteigung Matterhorn gesprochen», sagt Luggen. Wo spürt Zermatt Tourismus den starken Franken am meisten? «In den ­Euro-Ländern», so Luggen. Die Überseemärkte seien stabiler. Zudem finde sich der Leistungsträger immer mehr in der Situation, seinen Preis gegenüber den Gästen oder Kunden zu erklären, weshalb vermehrt verhandelt werde. Wie Zermatt kämpft auch das Lötschental gegen den starken Schweizer Franken. Bereits im Winter sind vereinzelt Stornierungen wegen der Aufhebung des Mindestwechselkurses eingegangen. Geschäftsleiter Adrian Schnyder relativiert: «Im Lötschental werden rund 82 Prozent der Logiernächte von Schweizern generiert und so ist das Lötschental weniger als andere Stationen von der Aufhebung des Eurominderstkurses betroffen.» Dennoch ist man in der Destination bemüht, etwas gegen den starken Franken zu unternehmen. Schnyder erklärt, dass viele Gäste aus dem Euroraum im vergangenen Winter nach Rabatten und/oder gratis Extraleistungen nachgefragt haben. In den meisten Fällen habe man diese auch gewährt. Ein weiterer Punkt: Im Lötschental versucht man, den Gästen einen Mehrwert zu bieten: So profitiert der Gast mit der Gästekarte in über 100 Partnerbetrieben und Anbieter von zum Teil grossen Rabatten. Schnyder: «Wir versuchen, die Vermieter auch dahin zu sensibilisieren, dass sie den Gast im positiven Sinn überraschen. Schon ein Zusammensitzen mit einem Glas Wein oder ein kleines Präsent können helfen, dass aus dem Gast ein Stammgast wird.» Diesbezüglich verfolgt auch Zermatt eine klare Strategie: «In Zermatt sind wir in der glücklichen Lage, dass wir in den letzten Jahren kontinuierlich unser Angebot verbessert und auf die Bedürfnisse des Gastes ausgerichtet haben», sagt Luggen. Zudem habe man über all die Jahre eine gut positionierte Marke aufgebaut und im Bereich der Herkunftsmärkte stark ­diversifiziert.

Sorgen in der Aletschregion

Ob in Zermatt, der Aletschregion oder dem Saas- oder Lötschental, in der Tourismusbranche hat in jüngster Vergangenheit ein Wandel stattgefunden. Schnyder dazu: «Die Leute reisen öfter und kürzer in den Urlaub. Es wird weniger Geld ausgegeben, die Gäste verpflegen sich vielfach in der Ferienwohnung.» Geri Berchtold, Geschäftsführer von Aletsch Tourismus, ergänzt: «Ein grosser Teil der Touristen hält sich während eines Tages oder weniger Stunden in einer Destination auf. Spielt das Wetter mit, werden diese Gäste auch heuer ins Wallis reisen.» Einbussen sind jedoch auch in der Aletschregion (fast) unumgänglich: «Natürlich harzt das Geschäft in diesem Sommer und wird sich aufgrund der Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Vorjahren nochmals zuspitzen», sagt Berchtold. Dann wird er deutlich: «Falls wir die Zahlen des verhältnismässig schlechten Sommers im Vorjahr halten können, so wäre das schon mal positiv.»

Das Wetter als Hoffnungsträger

Ähnlich ist die Situation auf den Campingplätzen. «Ein grosser Teil der Gäste aus den Euroländern wird heuer nicht in die Schweiz reisen», weiss Maria Hartmann, Geschäftsführerin auf dem Campingplatz «Bella Tola» in Susten. Was zusätzlich schmerzt: Die benachbarten Euroländer sind durch den starken Franken für die Schweizer billiger geworden, weshalb ein Rückgang an Schweizer Gästen auf dem Camping erwartet wird. «Wir haben weniger Buchungen als noch im Vorjahr», sagt Hartmann. Einziger Hoffnungsträger sei das Wetter. Neben einem temperaturmässig angenehmen Sommer hofft man auf dem Campingplatz «Santa Monica» in Raron noch auf einen zusätzlichen Trumpf. Geschäftsführer Erwin Sterren: «Gerade im Juni hoffen wir auch auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher des Eidgenössischen Schützenfestes, die bei uns auf dem Camping übernachten.» Ansonsten werde es bestimmt kein einfacher Sommer, sagt er. Liegt es ausschliesslich am starken Schweizer Franken? «Ja, das ist bestimmt der Hauptgrund», sagt Sterren und fügt an: «Zudem spielt auch das Wetter eine zentrale Rolle. Gerade Holländer hätten früher bereits im November ihren Campingurlaub gebucht, während sie heute spontan über eine Anreise entscheiden.» Für die Gäste aus der Euro-Zone bietet Sterren einen ­Euro-Fixkurs von 1.20 Franken an. «Auch wenn wir dadurch nur wenige Gäste dazu gewinnen, versuchen wir es einmal mit der Methode», sagt er.

Simon Kalbermatten

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Kommentare

  • Remke (Deutschland) - 20

    Wir waren über mehrere Jahre (sehr gerne) Gast im Goms. Leider ist durch die Franken-Aufwärtung für uns der Urlaub hier versagt. Nachlässe der Herbergseltern kompensieren sich nicht da die von uns häufig genutzten öffentlichen Verkehrsmittel unbezahlbar wurden.

  • Dübi - 00

    Wallis-Urlaub heuer zu teuer?
    Eintrag:
    Wim Nieuwenhoven (Holland)
    Seit 50 Jahren verbringe ich meine Ferien in den Schweiz, zuerst mit meine Eltern, später mit meine Familie. Meistens Wallis oder Berner Oberland. Auch dieses Jahr wieder (Wallis), aber leider ist es den letzten Mal. War immer schon teuer, aber es hat sich gelohnt und ich mag die Schweiz. Aber leider wird es seit den letzten Kurssprung zu teuer und muss ich etwas anderes suchen.

    Dübi
    Wim Nieuwenhoven, sehr schade. Wir Walliser werden Sie sehr vermissen...
    Waren Sie doch über eine halbe Generation in unserer Heimat ein willkommener und treuer Freund.
    Ich wünsche Ihnen zukünftig alles Gute und eines sollen Sie bitte nie vergessen.
    Sie sind immer wieder in unserer Heimat, im Wallis recht herzlich willkommen.

  • Dübi - 20

    Wim Nieuwenhoven, sehr schade. Wir Walliser werden Sie sehr vermissen...
    Waren Sie doch über eine halbe Generation in unserer Heimat ein willkommener und treuer Freund.
    Ich wünsche Ihnen zukünftig alles Gute und eines sollen Sie bitte nie vergessen.
    Sie sind immer wieder in unserer Heimat, im Wallis recht herzlich willkommen.

  • Wim Nieuwenhoven (Holland) - 10

    Seit 50 Jahren verbringe ich meine Ferien in den Schweiz, zuerst mit meine Eltern, später mit meine Familie. Meistens Wallis oder Berner Oberland. Auch dieses Jahr wieder (Wallis), aber leider ist es den letzten Mal. War immer schon teuer, aber es hat sich gelohnt und ich mag die Schweiz. Aber leider wird es seit den letzten Kurssprung zu teuer und muss ich etwas anderes suchen.

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