Kolumne | Diese Woche zum Thema

Warum macht die SVP-Gemeinde Naters beim Magic Pass nicht mit?

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Walliser Bote

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Naters: Das Nein zum Magic Pass ist ein SVP-Eigengoal

Heute ist Saas-Fee wieder eine Marke. Die Wintercard erhöhte den Umsatz der Hotels und Restaurants um 25 Millionen Franken pro Jahr. 190 000 Gäste mehr übernachteten in Saas-Fee. Ohne Wintercard wäre es übrigens den Bahnen noch schlechter gegangen.

Die Wintercard ist die Mutter des Magic Passes. Das Kind ist intelligenter und deshalb erfolgreicher als die Mutter.

Vorteil 1: In Zukunft machen 30 Skigebiete mit. Die Gäste lieben Auswahl.

Vorteil 2: Im letzten Jahr haben bereits mehr als 105 000 Menschen diesen Pass gekauft. Tendenz weiter steigend. Es gibt in der Westschweiz bereits mehr Leute mit Magic Pass als Leute mit einem ­Generalabo der SBB.

Vorteil 3: Der Magic Pass gilt neu nicht nur im Winter, sondern – mit Ausnahme von Saas-Fee – auch im Sommer. Deshalb macht die erfolgreiche Gemmibahn jetzt auch mit.

«Franz Ruppen und Philipp Matthias Bregy haben die Teilnahme am ­Magic Pass ­vergeigt»

Vorteil 4: Beim Magic Pass fallen weniger Gebühren an.

Die Gemeinde Naters steht finanziell mit dem Rücken zur Wand.

Eigengoal 1: In das World Nature Forum haben sich im letzten Jahr nicht einmal mehr 8 000 Besucherinnen und Besucher verirrt. Neun Mal weniger als ursprünglich geplant. Das Parkhaus ist ein Fass ohne Boden.

Eigengoal 2: Das Reka-Dorf ist finanziell kein Erfolg. Deshalb ist es neu ein Hotel. Noch geheim: Die Gemeinde muss allein auf ihren Anteil sieben Millionen abschreiben.

Eigengoal 3: Der Bau der neuen Pendelbahn von Blatten auf die Belalp hätte den Umsatz der Bahn von sechs auf neun Millionen Franken erhöhen sollen. Stattdessen sind die Skier-Days tiefer als vor dem Bau der neuen Bahn. Armin Agten hatte mit seiner Kritik an dieser Fehlinvestition leider recht.

Die Belalp Bahnen gehören mehrheitlich der Gemeinde Naters. Nationalrat Philipp Matthias Bregy sitzt im Ver­waltungsrat. Nationalrat und Gemeindepräsident Franz Ruppen zieht die Fäden. An der letzten Generalversammlung bat ich als Aktionär diese beiden Hauptverantwortlichen, den Magic-Pass-Zug nicht zu verpassen. Weil die Belalp Bahnen im Winter wie im Sommer mehr Gäste und mehr Einnahmen brauchen.

Leider hat die SVP-Gemeinde Naters diesen Zug verpasst. Obwohl die Belalp Bahnen der ideale Partner gewesen wäre. Cleverer waren Senior und Junior Schröcksnadel.

Franz Ruppen und Philipp Matthias Bregy müssen 900 000 Quadratmeter Land auszonen. Auszonen bedeutet enteignen. Wegen der Fehlinvestitionen in den Tourismus haben sie kein Geld in der Kasse für Ent­schädigungen. Und vor sinnvollen Baulandumlegungen haben sie so viel Angst wie der Teufel vor dem Weihwasser.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Warum macht die SVP-Gemeinde Naters beim Magic Pass nicht mit?

Der Grund dafür ist, dass diese Entscheidung nur vom Verwaltungsrat der Belalp Bahnen getroffen werden kann und nicht vom Natischer Gemeinderat, was der rote Peter, der das polemisch formulierte Thema vorgegeben hat, selbstverständlich weiss.

Triftige Gründe dafür, dass die Bel­alp Bahnen nicht überstürzt beim Magic Pass mitmachen wollen, gibt es zur Genüge. Mit dem Hammer-Deal von Saas-Fee und dem unglücklichen Tiefpreis-Abenteuer von Andermatt-Gemsstock vor einigen Jahren hat sich nämlich gezeigt, was passiert, wenn man sich überstürzt auf nicht geeichte Abenteuer einlässt.

Die Belalp Bahnen haben daraus ihre Schlüsse gezogen und setzen auf finanziell nachhaltige Strategien wie Familienfreundlichkeit, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Festigung der Stammkundschaft, saisonale Preisaktionen, neue Angebote und meteodynamisches ­Pricing. Darauf ist es zurückzuführen, dass das Unternehmen seit vier Jahren Gewinne schreibt. Eine Tiefpreisstrategie ist keine Option, weil Preisdumping mit der Zeit die gesamte Branche in die Misere stürzt, es sei denn, man vermöge eine Alleinstellungssituation aufrechtzuerhalten, was noch keinem gelungen ist.

Peter Bodenmann kümmert es selbstverständlich nicht, wenn durch den Magic Pass eine Kon­kurrenz zum Oberwalliser Skipass entsteht und eine Überflutung der erfolgreichen Destinationen während der Hochsaison durch Billigfahrer zwar volle Auslastung, aber keinen Cashflow bringt. Viele Billigfahrer auf der Belalp spülen ihm halt viele Billiggäste ins Hotel, also muss der Magic Pass her, wie alles, was ihm persönlich Geld bringt. Seit die WKB die Erbengemeinschaft Bodenmann vor dem Aus gerettet hat und er im Gegenzug aus der Regierung ausschied, betreibt er in seinem Hotelbetrieb munter Preisdumping, um die Konkurrenz fertig­zumachen.

Wenn man jedoch selbst einige Leichen im Keller hat, sollte man wohlweislich darauf verzichten, der halben Welt die Leviten zu lesen.

Es sei daran erinnert, dass der grosse Vordenker aus Brig im Jahre 2007 mit 169 zu 28 Ja-Stimmen und 4 Enthaltungen aus dem Vorstand von Brig Belalp Tourismus ausgeschlossen wurde, weil er eine respektvolle und sachgerechte Behandlung der Geschäfte verunmöglichte. Erinnert sei auch an die künstliche Aufwertung der EWBN-Aktien von BBT, um Minuszahlen zu verdecken und die Bilanz zu schönen, als Peter Bodenmann noch Mitglied des Vorstands war. Tja, Wasser predigen und Wein trinken, das kann er, der rote Kolumnist.

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