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«Wir hassen die SVP sicher nicht»

Kevin Karlen von der Operation Libero.
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Kevin Karlen von der Operation Libero.
Foto: zvg

Quelle: RZ 8

Kevin Karlen (23) ist Mitglied der Operation Libero. Ein Interview über die Bewegung, das Verhältnis zur SVP und junge Menschen in der Politik.

Kevin Karlen, Operation Libero ist keine Partei, gilt aber spätestens seit der Abstimmung zur Durchsetzungsinitiative als politischer Akteur. Was ist Operation Libero eigentlich?
Operation Libero ist eine Bewegung von politisch interessierten Menschen. Dass wir keine Partei sind und sein wollen, hat seine guten Gründe, denn viele Leuten bei Operation Libero haben Mühen mit der derzeitigen Parteienlandschaft in der Schweiz. Mich persönlich stört beispielsweise, dass die Parteien teilweise sehr unflexibel in ihrem Denken sind und bei aktuellen Problemen lieber einer Parteilinie folgen, als sich der Herausforderungen unvorbelastet anzunehmen. Die Operation Libero will dieses Denken aufbrechen, in dem wir den Parteien eine Sichtweise von aussen bieten und versuchen, eigenen Themen auf die politische Agenda zu bringen.

Operation Libero steht für einen politischen Umbruch in der Schweiz. Was hätten Sie denn gerne anders?
Die letzten Jahre in der Politik waren vor allem von konservativem Denken geprägt. Es wird versucht, eine Schweiz zu bewahren, die es gar nicht mehr gibt oder gar nie gab. Wir denken, dass es unser Land viel weiterbringen würde, wenn wir uns auf die Zukunft konzentrieren würden anstatt auf die Vergangenheit. Dazu gehört auch, dass wir die Realitäten anerkennen, diese als Chancen sehen und das Beste daraus machen.

Geben Sie doch ein Beispiel.
Nehmen wir das Thema Migration. Migration gab es immer und wird es immer geben. In letzter Zeit wird versucht, diesen Fakt zu leugnen. Man verkauft die Idee, dass man das Land gegen eine globale Entwicklung abschotten könne. Erstens ist das nicht möglich und zweitens auch heuchlerisch.

Heuchlerisch?
Nehmen wir das Beispiel der SVP-Masseneinwanderungsinitiative. Wie kann ein Land einerseits versuchen, hochqualifizierte Fachkräfte anzuwerben, andererseits vielen Menschen den Zugang aber verwehren? Das ist eine «Füüfi und Weggli-Politik», also heuchlerisch. Entweder wir wollen Menschen aus anderen Ländern, um die Schweiz aufzuwerten oder wir machen dicht. Das aber dann mit allen Konsequenzen. Migration ist ein Fakt, ob es uns passt oder nicht. Wir bei der Operation Libero plädieren darum dafür, Migration auch als die Chance zu sehen, die sie ist.

Sie sprechen die SVP an. Diese war auch Ihr Gegner bei der Kampagne für ein Nein zur Durchsetzungsinitiative. Hassen Sie die SVP?
Nein, sicher nicht. Ganz sicher hassen wir keine Partei. Womit wir aber grosse Mühe haben ist, wenn jemand die Menschen für dumm verkauft und sie belügt. Gerade bei Debatten zu Migrationsthemen werden unglaublich viele falsche Zahlen benutzt, um die eigenen Ziele zu erreichen. Die Operation Libero kämpft mit Fakten und das Politisieren mit falschen Zahlen und Ängsten widerspricht dem fundamental. Das ist der Grund, warum wir die Kampagne der SVP für die Durchsetzungsinitiative bekämpft haben, genauso wie wir es jetzt bei der Revision des Asylgesetzes tun.

Operation Libero funktioniert hauptsächlich im Netz. Dort tummeln sich vor allem junge Menschen, die allgemein als politisch uninteressiert gelten. Ist das nicht ein Problem?
Ich denke nicht. Zum einen gibt es auch sehr viele ältere Leute, die Operation Libero wertschätzen. Und zum anderen haben unsere Aktionen in der Vergangenheit gezeigt, dass dieses Bild bezüglich junger Menschen und Politik eigentlich gar nicht stimmt.

Tatsächlich?
Ich denke, dass viele Parteien die Interessen der jungen Menschen nicht oder kaum vertreten. Das kann sehr frustrierend sein, wenn man merkt, dass andere für einen entscheiden, und sich nur um ihre eigenen Interessen scheren. Die Operation Libero bietet hier eine Alternative, die viele junge Menschen nur zu gerne wahrnehmen. Klar, es müssen sich noch viel mehr junge Leute für Politik interessieren und auch engagieren. Operation Libero kann das. Meiner Meinung nach machen nämlich viele Politiker, die versuchen, junge Leute für die Politik zu begeistern, einen grundsätz­li­chen Denkfehler.

Der da wäre?
Junge Menschen werden sich nie von 60-Jährigen für Politik begeistern lassen. Ich glaube, die Einzigen, die bei jungen Leuten ein solches Interesse wecken können, sind ebenfalls Junge. So gesehen macht die Operation Libero nicht nur Politik, wir sorgen auch dafür, dass es auch in Zukunft Menschen gibt, die sich für Politik interessieren und diese auch machen.

Martin Meul

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Kommentare

  • Patrick - 128

    Man kann hochqualifizierte Arbeitskräfte bekommen und die Einwanderung eigenständig steuern. Schottet sich ein Land ab, wenn es die Einwanderung selber steuert? Sind Länder wie die USA, Kanada, Japan etc. abgeschottet?

  • Charles-Louis Joris - 101

    "Junge Menschen werden sich nie von 60-Jährigen für Politik begeistern lassen. Ich glaube, die Einzigen, die bei jungen Leuten ein solches Interesse wecken können, sind ebenfalls Junge."
    Die Skepsis ist nur zu verständlich... doch sollte sie nicht ans Alter gebunden werden. In den USA aktuell ist es ausgerechnet der älteste aller Vorwahlenkandidaten, Bernie Sanders, der jugendlche Massen begeistert

    • JR - 24

      Aber in den USA ist die Auswahl halt auch sehr eingeschränkt.

  • Klara Zenruffinen - 2321

    Schön, dass unsere Jugend sich offen und selbstbewusst gegen die frustrierten Hetzer aus der rechten Ecke wehrt. Weiter so.

    • Petsch - 311

      Beschönigen des Problems bringt nichts liebe Klara!

  • Viége - 2122

    Selbstdarsteller... als würde dieser Herr für alle "Jungen" Mitmenschen reden!
    Aus meiner Sicht, kein SVP Wähler, ist die Offene Multi-Kulti Gesellschaft schlicht gescheitert. Siehe Abwärtstrend der Linken in Europa.

  • Anti-Operatio Libero - 2028

    Wer hier wohl die Menschen belügt und für dumm verkauft.....????

    • Charles-Louis Joris - 63

      Die Antwort ist schnell gefunden - die SVP-Dumpfaffen belügen und verkaufen ihre Wähler zugunsten ihrer Milliardären-Klientel.

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