Varen | Barnabas Kuonen über seine Arbeit

Der Uhrmacher aus Varen

Barnabas Kuonen ist seit vier Jahren selbstständiger Uhrmacher Rhabilleur.
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Barnabas Kuonen ist seit vier Jahren selbstständiger Uhrmacher Rhabilleur.
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Barnabas Kuonen (27) ist Uhrmacher Rhabilleur. Der Varner repariert regelmässig Uhren mit einem Wert von mehreren Zehntausend Franken. Bei seinen eigenen Zeit­messern ist er eher pragmatisch. Genauso wie bei seinem Verhältnis zur Zeit.

Im Atelier von Barnabas Kuonen, der BV Time GmbH, ist das Ticken von Uhren allgegenwärtig. Wie sonst sollte es in der Werkstatt eines Uhrmachers auch sein. Zu hören sind vor allem die grossen Uhren, welche in einem Raum zur Kontrolle hängen. «Wenn ich eine Grossuhr repariert oder gewartet habe, bleibt sie noch rund zwei Wochen bei mir, damit ich überprüfen kann, ob alles in Ordnung ist», erklärt der Rhabilleur.

Mehrere Zehntausend Franken

An diesem Vormittag steht bei Barnabas Kuonen allerdings ein Service bei einer Kleinuhr an. Auf seinem Tisch liegt eine Rolex Daytona. Der Wert dieser bei Sammlern sehr beliebten Uhr: 20 000 Franken. «Wenn man mit solchen Uhren arbeitet, ist natürlich allerhöchste Vorsicht und Konzentration geboten», sagt Kuonen. «Die Besitzer vertrauen mir schliesslich ihre Wertanlagen und Schmuckstücke an, da dürfen keine Fehler passieren. Fingerabdrücke auf Uhrenbestandteilen oder dem Zifferblatt sind zum Beispiel absolut tabu, da sonst Rost entstehen könnte.» Vorsichtig zerlegt Barnabas Kuonen die teure Uhr. «Wenn eine mechanische Uhr alle zehn bis fünfzehn Jahre gewartet wird, so kann sie durchaus ein Alter von über 100 Jahren erreichen», erklärt der Fachmann. «Die Wartung bei mechanischen Uhren ist nötig, weil wie bei einem Motor Abnutzungserscheinungen an der Mechanik auftreten und die Viskosität des Schmiermittels nachlässt.» Mehrere Stunden dauert es, bis die Uhr zerlegt, gereinigt und wieder zusammen­­- gesetzt ist. «Die Arbeit des Rhabilleurs erfordert einen scharfen Blick und eine ruhige Hand, ähnlich wie bei einem Chirurgen», sagt Kuonen. Entsprechend anstrengend kann die Arbeit sein. «Wenn man an den ganz kleinen Teilen arbeitet und lange Zeit durch die Lupe schaut, so braucht es schon regelmässige Pausen, nicht zuletzt, damit sich die Augen etwas erholen können», erklärt der Rhabilleur. «Obwohl man sich bei der Arbeit nicht viel bewegt, ist man am Abend trotzdem regelmässig ziemlich erschöpft.»

Faszination der Mechanik

Ursprünglich wollte Barnabas Kuonen Goldschmied werden. «Als Kind habe ich gerne Schmuck gebastelt, später wollte ich dann auch beruflich in diese Richtung gehen», erzählt er, während er sich über das Uhrwerk beugt und ein Zahnrad und eine Schraube nach der anderen aus der Rolex entfernt. «Weil die Lehrstellen für Goldschmiede allerdings rar gesät sind und ich bei einem Besuch des Uhren- und Schmuck- Museums in La Chaux-de-Fonds fasziniert von der Mechanik der dort ausgestellten Uhren war, beschloss ich, die Ausbildung zum Uhrmacher in Angriff zu nehmen.» Es folgten vier Jahre Ausbildung an der Uhrmacherschule in Grenchen SO, wo sich Kuonen auf das Fachgebiet des Rhabilleurs spezialisierte. «Der Rhabilleur ist der Experte, wenn es um die Wartung und Reparatur der Uhrwerke geht», erklärt er. «Daneben gibt es noch den Uhrmacher Industrie, der neue Uhren zusammensetzt, und den Uhrmacher Praktiker, der sich auf den Einbau des Uhrwerks und die Fertigstellung konzentriert.» Kuonen jedoch ist fasziniert von der Mechanik und entscheidet sich darum für die Richtung des Rhabilleurs. «Eine Uhr ist wie ein grosses Puzzle, die Mechanik ist absolut logisch. Das fasziniert mich an meinem Beruf», sagt er. «Besonders spannend wird es, wenn mechanische Uhren Zusatzfunktionen wie diverse Kalenderfunktionene und Stoppfunktionen haben. Dann wird es richtig interessant.»

Selbst eher bescheiden

Obwohl der Varner regelmässig sehr teure Uhren wartet und repariert, träumt er selbst nicht von einem Zeitmesser, der durchaus als Geldanlage durchgeht. «Für mich ist bei einer Uhr wichtig, dass sie eine solide Mechanik hat, sodass sie bei guter und regelmässiger Wartung ein Leben lang hält», sagt Kuonen. «Auch eine solche Uhr kann dann den Kindern vermacht werden, sodass sie etwas haben, das die Eltern ein Leben lang begleitet hat, nach dem sie ihr Leben auch ausgerichtet haben.» Bezüglich der Zeit, dem Rohstoff der Uhrmacher, hält es Barnabas Kuonen ebenfalls pragmatisch. «Die Zeit, wie wir sie im Alltag erleben, ist etwas Menschengemachtes», sagt der Rhabilleur. «Sie hilft uns, unser Leben auf das unserer Mitmenschen abzustimmen.» Mit dem Zeitbegriff, welcher für das Universum gelte, habe sie allerdings nicht viel zu tun. «Egal wie genau eine Uhr geht, so genau wie das Universum können wir nie sein», sagt der Rhabilleur.

Martin Meul

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