Leukerbad | Studiengang soll nach Sitten verlegt werden

Die FDP will Leukerbad die Physiotherapieschule wegnehmen

Die Physioschule in Leukerbad wird zum politischen Spielball.
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Die Physioschule in Leukerbad wird zum politischen Spielball.
Foto: Hevs

Quelle: RZ 1

Die Unter­walliser FDP will erreichen, dass der Studiengang Physiotherapie von Leukerbad nach Sitten verlegt wird. Aus dem Oberwallis gibt es Empörung.

Der Vorstoss der FDP um Grossrat Julien Dubuis sieht auf den ersten Blick recht harmlos aus. Dubuis fordert vom Staatsrat, dass dieser den Standort der Physiotherapieschule in Leukerbad auf die Nutzung von Synergien hin überprüft. Die Tatsache, dass der Studiengang Physiotherapie der Hochschule Wallis in Leukerbad angesiedelt sei, sei aus Sicht der Zusammenarbeit mit der Suva und dem Walliser Ableger der ETH Lausanne (EPFL) nicht optimal.

Standort Sitten vorgeschlagen

Für Dubuis und die FDP ist klar, der Studiengang sollte besser in Sitten angesiedelt werden. Einerseits um die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu verbessern, andererseits um den Dozenten entgegenzukommen. «Unseres Wissens leben zahlreiche Dozierende des Studiengangs nicht in Leukerbad», schreibt die FDP in dem entsprechenden Vorstoss. «Sie könnten also durchaus im künftigen Kompetenzzentrum für Gesundheit ‹Pôle santé› in Champsec (Quartier in Sitten A. d. Red) unterrichtet werden.» Dies, so gibt sich die FDP um Julien Dubuis überzeugt, würde zahlreiche Synergiemöglichkeiten eröffnen und die Attraktivität des Studiengangs weiter steigern. «Überdies würde der neue Standort auch neue Dozierende anlocken, wodurch dieser Studiengang einen zusätzlichen Bekanntheitsschub erhalten würde», schreibt die FDP weiter.

Überprüfung gefordert

In der kommenden Grossratssession muss das Parlament nun entscheiden, ob es den Staatsrat mit einer Überprüfung des Standorts Leukerbad für den Studiengang Physiotherapie beauftragt. Das Argument der Zweisprachigkeit, eines der Kriterien dafür, dass Physiotherapie in Leukerbad unterrichtet wird, lässt die FDP dabei nicht gelten. «Der zweisprachige Studiengang geniesst einen guten Ruf, aber die Zweisprachigkeit hängt nicht vom Standort, sondern vielmehr von den Dozierenden ab», schreiben die Liberalen weiter.

Angriff auf das Oberwallis

Der Vorstoss der FDP stösst derweil bei CVPO-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy auf wenig Gegenliebe. «Erst im Frühling hat sich der vormalige Staatsrat noch klar zum Standort Leukerbad bekannt», sagt er. «Kaum haben wir eine neu gewählte Regierung, kommt aus Parlamentskreisen bereits das Ansinnen, dem Oberwallis eine wichtige Bildungseinrichtung wegzunehmen. Das ist inakzeptabel.»

Bereits genug Hürden

Philipp Matthias Bregy ärgert sich jedoch nicht nur darüber, dass die Physiotherapieschule in Leukerbad zum Politikum gemacht wird, er verweist auch darauf, dass die Absolvierung des Studiengangs Physiotherapie für Studenten aus dem Oberwallis bereits jetzt mit mehr Hürden verbunden ist. «Die Zweisprachigkeit in der Schule existiert nur ungenügend», so der CVPO-Fraktionschef. «Die Mehrheit der Kurse wird auf Französisch unterrichtet.» Für Studenten aus dem Oberwallis sei dies bereits eine gewisse Hürde. «Damit wird indirekt der Standort Leukerbad an sich geschwächt und nun kommt auch noch der direkte Angriff», hält Bregy fest. «Alles in allem zeigt sich wieder einmal, dass die FDP primär die Interessen der grossen Unterwalliser Städte vertritt.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Walter Raffauf, Berlin - 210

    Ich wünsche der Physiotherapieschule ihren Erhalt am Standort in Leukerbad! Der Ort hat eine lange Tradition der medizinischen Rehabilitation durch die 1953 eröffnete Rheumaklinik und die Erweiterung um die neurologische Rehaklinik 1962. International ist Leukerbad bekannt und zieht viele nicht nur Erholung sondern Gesundheit suchende Menschen an.
    Aus meiner Sicht war es schon nicht glücklich, dass vor Jahren zugelassen wurde, dass das Rehazentrum Leukerabad aus der Obhut des Kantons in Privatbesitz und unter private Leitung gelangen konnte. In der Folge wurde 2013 der neurologische Teil der Klinik geschlossen. Das offizielle Argument des Eigentümers war, dass der Standort für eine moderne neurologische Rehabilitation ungeeignet sei. Das mag für sehr schwere Fälle zutreffend sein, aber für viele neurologische Patienten nach einem Schlaganfall, mit Multipler Sklerose oder nach Kinderlähmung, die dort zuvor rehabilitiert wurden, war der Standort hervorragend. Zum Highlight dieser Klink, nämlich der fachkundigen physiotherapeutischen Behandlung im Thermalwasser der Leukerbader Quellen haben diese Patienten jetzt keinen Zugang mehr.
    Eine Schließung der Physiotherapieschule würde eine weitere Schwächung des Gesundheitsstandortes Leukerbad und des Oberwallis bedeuten. Das etwas Abgelegene des Ortes, der nur mit dem Bus zu erreichen ist, sollte als ein Vorteil für die Studierenden gesehen werden: Man kann sich dort optimal konzentieren und in der Freizeit ins Bad oder auf die Ski gehen. Und soweit ist es dann am Wochenende zur Familie im Unterwallis auch wieder nicht.

    Dr. Walter Raffauf, Arzt für Neurologie, Berlin, im Zeitraum von 2009-2013 wiederholt als Vertretung des neurologischen Chefarztes im Rehazentrum Leukerbad tätig.

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