Kolumne | Diese Woche zum Thema: «Basistunnel – 900 Millionen für das Wallis»

Schlagabtausch zwischen Peter Bodenmann und Oskar Freysinger

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger duellieren sich jeden Donnerstag in der RZ Oberwallis. Diese Woche zum Thema: «Basistunnel – 900 Millionen für das Wallis».

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

900 Millionen für mehr Krach

Der Bundesrat will 900 Millionen Franken in den Lötschberg-Doppelspurausbau stecken. Die Bauarbeiten sollen – von heute aus gerechnet – 10 Jahre dauern. Fast doppelt so lang wie der Bau des Neat-Basistunnels.

Einmal mehr lassen wir uns – wie bei dem Bau der Autobahn – Sand in die Augen streuen.

Missstand 1: Wir bezahlen zu viel. Die Bahnfahrt nach Bern ist zu teuer. Wir bezahlen wegen der Tarifzuschläge pro Kilometer 31 Prozent zu viel. Obwohl die Lötschberg-Basislinie heute bereits hoch rentabel ist. Obwohl der Preisüberwacher diese Tarifzuschläge immer wieder hart kritisiert. Die Tessiner würden so etwas nie akzeptieren. Unsere in Bern schon.

«Wir haben leider eine Gurken-Truppe in Sitten und Bern»

Missstand 2: Halbstundentakt sofort möglich. Der Halbstundentakt Richtung Oberwallis ist nicht erst und dank 900 Millionen Franken Investition ab 2029 möglich. Dies gibt inzwischen auch die Sprecherin des Bundesamtes für Verkehr, Olivia Ebinger, gegenüber dem «TagesAnzeiger» zu: «Natürlich kann man zwischen Bern und Brig den Halbstundentakt auch ohne Lötschberg-Ausbau ausführen. Aber eben auf Kosten des Güterverkehrs.» Na also.

Missstand 3: Mehr Güterverkehr. Viola Amherd will mehr Güterverkehr ins Oberwallis bringen. Das macht keinen Sinn. Denn neu haben wir schweizerisch mehr als genug Kapazität im alpenquerenden Güterverkehr. Dank der Gotthard-Basislinie und dank der auf Kosten der Schweiz ausgebauten Luino-Linie.

Statt unseren engen Talboden mit mehr Krach zu belasten, brauchen wir einen Plan B:

Alternativer Baustein 1: Ein Kilometer zwischen Brig und Bern darf nicht mehr kosten als ein Kilometer zwischen Bellinzona und Zürich. Und der Halbstundentakt kann und muss sofort kommen.

Alternativer Baustein 2: Wir brauchen direkte und schnelle Verbindungen zu den Flughäfen von Genf, Zürich und Mailand.

Alternativer Baustein 3: Neu müssen zwischen Kandersteg und Goppenstein auch Busse und Lastwagen verladen werden können. Dies dank neuer, innovativer Niederflurwagen. Dies im Interesse des Oberwalliser Tourismus, des Oberwalliser Gewerbes und der Umwelt. Damit nicht alle über Vevey fahren müssen.

Alternativer Baustein 4: Zwischen der Handeck und Oberwald muss ein einspuriger Tunnel nur für Elektrofahrzeuge das Goms verkehrstechnisch besser erschliessen.

Unabhängig davon gilt: In Blausee-Mitholz sind 3500 Tonnen Munition nicht explodiert. Sie müssen – wie dies die Standortgemeinde verlangt – korrekt entsorgt werden. Das wird mindestens zwei Milliarden Franken kosten. Bevor mit diesen Arbeiten begonnen werden kann, muss man rechtsufrig einen Tunnel zwischen Frutigen und Kandersteg bauen. Auf Kosten des VBS und der Nationalstrasse. Sonst wird der Autoverlad definitiv lahmgelegt. So wie dies Werner Jordan im Grossen Rat verlangt.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Basistunnel – 900 Millionen für das Wallis

In Brig geistert seit Jahren ein Orakel herum und wirft mit Sätzen herum wie «Der Doppelspurausbau des Lötschberg-Basistunnels ist chancenlos». Er wiederholt dies wie ein Mantra und erhofft sich, in genuiner SP-Manier, dass die Wiederholung seines Orakels zu dessen Verwirklichung führen möge. Self-fulfilling prophecy!

Nun hat aber der Bundesrat, der anscheinend kein Ohr für derartige Orakel hat, beschlossen, die brachliegenden 14 Kilometer des Basistunnels am Lötschberg für 900 Millionen auszubauen, was dem Wallis den Halbstundentakt ermöglichen und den Kapazitätsengpass weitgehend tilgen wird. Am Ende werden nur sieben nicht gebohrte Tunnelkilometer bleiben, die in einem optionalen Schritt in ferner Zukunft ausgebrochen werden müssten.

Da der Ausbauschritt 2035, in den der Ausbau des Lötschberg-Tunnels nunmehr aufgenommen wurde, Zürich mit 3,8 Milliarden Investitionen gut bedient und lediglich Basel und Luzern mit unausgereiften Projekten unberücksichtigt lässt, stehen die Chancen gut, dass das Projekt ungefähr in der jetzigen Form im Parlament durchkommt. Dies umso mehr, als sich SVP, SP, CVP, BDP und Grünliberale dafür ausgesprochen haben.

Seltsam in diesem Umfeld mutet die Abstimmung im Walliser Parlament an, bei der es um eine Resolution ging, die forderte, dass die objektlos gewordene Olympia-Milliarde für die Finanzierung des Lötschberg-Tunnels verwendet werden sollte. Ausser die Grünen und die SVP stimmten alle dagegen. Insbesondere der Fraktionschef der CSPO wetterte kräftig dagegen. Ob die Resolution erfolgreich gewesen wäre, bleibe dahingestellt, aber wenn schon die eigenen Parlamentarier im Kanton das Geld lieber flöten gehen lassen, stirbt die Hoffnung zuerst.

«Der Pessimist sieht das Dunkel im Tunnel, der Optimist das Licht an dessen Ende»

Wie dem auch sei, der Halbstundentakt ins Wallis nützt wenig, wenn sich unser Tourismus nicht infrage stellt, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Alpen haben nicht nur Wintersport zu bieten. Angesichts der höher steigenden Schneefallgrenze müssen Angebote für den Sommer ausgebaut werden. Beim Empfang steht auch nicht alles zum Besten, will man sich eine treue Kundschaft schaffen. Eine engere Verbindung zwischen dem kulturellen Potenzial unseres Kantons und dem Weinbau und deren bessere Vermarktung tun not sowie die Berücksichtigung moderner Technologien im sportlichen und Unterhaltungsbereich. Es gibt viel zu tun. Dazu braucht es keine Orakel, sondern Innovation und Flexibilität und eine Abkehr von Kleinkrämerei, Clan-Politik, Filz und Klüngelei à la Montana-Crans und Verbier.

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