Oberwallis | Sommer werden immer heisser:

«Wir müssen uns an Sommer über 40 Grad gewöhnen»

Klimaexperte David Volken: «Es gab über 30 Hitzetage im Wallis.»
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Klimaexperte David Volken: «Es gab über 30 Hitzetage im Wallis.»
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Während Italien den heissesten Sommer seit 200 Jahren erlebte, wurde im Wallis der drittheisseste Sommer seit 150 Jahren registriert. Laut Klimaexperte David Volken ist das erst der Anfang.

David Volken, was mögen Sie lieber, kalte Wintertage oder heisse Sommertage?
Ich bevorzuge einen kalten Wintertag, denn ich bin ein leidenschaftlicher Skifahrer und mag es, wenn es im Winter kalt ist und schneit.

Die vergangenen Wintermonate waren warm, der Sommer richtig heiss. Müssen wir uns künftig vermehrt darauf einstellen?
Das ist richtig. Mehrere Studien zeigen auf, dass die Temperatur in sämtlichen Jahreszeiten ansteigen wird. Die grösste Erwärmung ist dabei im Sommer zu erwarten. Davon ist auch das Wallis betroffen.

Was heisst das konkret?
In den Alpen im Südwallis werden die Temperaturen in den Sommermonaten bis Ende Jahrhundert durchschnittlich um drei bis vier Grad ansteigen. Das zeigen Resultate aus zehn verschiedenen Klima­szenarien, aus denen der Mittelwert berechnet wurde.

Demnach wird es vermehrt Hitzetage mit über 30 Grad geben?
Auf jeden Fall. Um dies im Detail anzuschauen, blicken wir auf das Klima, welches in einem Zeitraum von 30 Jahren verglichen wird: In den Jahren 1961 und 1990 wurden in Visp zum Beispiel durchschnittlich 9,8 Hitzetage registriert. In den Jahren 1981 und 2004 waren es bereits 15,4 Hitzetage. Die absoluten Spitzenwerte wurden in den Jahren 2003 mit 42 Hitzetagen und 2015 mit 34 Hitzetagen gemessen.

Warum werden die Sommer immer wärmer?
Zwischen den 1960er-Jahren und den 1980er-Jahren gab es eine Klimapause. Während langer Zeit tappten die Experten im Unklaren, weshalb es in dieser Zeit zu einer Abkühlung kam. Nun ist der Fall klar: Die Ursache liegt beim CO2-Aus­stoss der Autos. Diese hatten keinen Katalysator, weshalb sich deren Partikel in der Atmosphäre verstreuten und dadurch das Sonnenlicht reflektiert wurde. Es gab dadurch bis zu zehn Prozent weniger Sonnenstrahlung an der Erdoberfläche. Dadurch sind die Temperaturen sogar leicht gesunken.

Müssen wir uns mittelfristig an solch heisse Sommer in unserer Region gewöhnen?
Mittelfristig wohl noch nicht, aber langfristig müssen wir uns auf jeden Fall daran gewöhnen. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird es Standard sein, dass ein Sommer vier bis fünf Grad zu warm ausfällt. Zudem müssen wir uns damit befassen, dass wir in der zweiten Jahrhunderthälfte vermutlich regelmässig mehr als 40 Hitzetage im Sommer registrieren werden. Das heisst, jeder zweite Sommer könnte extrem heiss sein.

Wie viele Hitzetage sind es eigentlich zurzeit in diesem Sommer?
Derzeit wurden in diesem Sommer 34 Hitzetage in Visp registriert. Im September könnten noch einige hinzukommen. Was wir bereits jetzt wissen, ist, dass der Sommer 2017 als drittwärmster Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864 in die Geschichte eingehen wird.

Gibt es denn im September grundsätzlich noch viele Hitzetage?
Das ist durchaus möglich. Vor einem Jahr wurde gerade in Visp einer der heissesten September überhaupt registriert.

Die höchste gemessene Temperatur in der Schweiz liegt bei 41,5 Grad und wurde in Grono im Kanton Graubünden gemessen. Können Temperaturen von 40 Grad und mehr auch im Wallis Standard werden?
Die höchste gemessene Temperatur im Kanton Wallis liegt zurzeit bei 37,2 Grad, sie wurde im Sommer 2003 in Sitten erreicht. Über 36 Grad gab es in Sitten auch in diesem Sommer. Es ist durchaus realistisch, dass die Sommer nochmals um zwei bis drei Grad zulegen können, dann sind wir sehr nahe dran an den 40 Grad. Daran müssen wir uns jedoch erst in der zweiten Jahrhunderthälfte gewöhnen.

Erhöhen die heissen Sommer die Hochwassergefahren?
Höhere Temperaturen haben zur Folge, dass die Schneefallgrenze ansteigen wird. In der Meteorologie gehen wir davon aus, dass die Schneefallgrenze bis zum Ende des Jahrhunderts um 400 bis 500 Meter ansteigt. Das bedeutet, dass es an unterschiedlichen Stellen regnet statt schneit, was wiederum zur Folge haben wird, dass das Wasser direkt abfliesst und die Gefahr für ein Hochwasser dadurch steigt. Demnach steigt die Hochwasser­gefahr während eines heissen Sommers an.

Simon Kalbermatten

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