Riskante Operation im Spital Sitten?
Chirurg Bettschart erneut in den Schlagzeilen
Chefchirurg Prof. Vincent Bettschart vom Spital Sitten hat eine Strafanzeige am Hals, die ihm eine riskante Operation mit Todesfolgen vorwirft. Jetzt reagiert die Spitalführung und lässt die Vorfälle untersuchen.
Der Chef der Chirurgieabteilung des Spitals Sitten ist damit erneut in die Schlagzeilen geraten. Im Jahr 2010 soll er während einer Operation die Übertragung eines WM-Spiels mitverfolgt haben.
Jetzt liegt eine Strafanzeige gegen ihn vor. Nach dem Tod eines Patienten im letzten März hat dessen Familie beschlossen, vor Gericht zu ziehen. Nach Informationen der Zeitschrift «Vigousse», hat der angeklagte Chirurg eine gleichzeitige Operation an der Bauspeicheldrüse sowie am Darm eines über sechzigjährigen Mannes durchgeführt, der später gestorben ist.
Die Familie des Verstorbenen wird durch Advokat Michel Ducrot vertreten, der auch Präsident der Vereinigung für Patientenanliegen beim Spital Wallis ist. Für ihn hat der Chirurg mit der Ausführung der Doppeloperation ein zu hohes Risiko genommen, «und zwar ausserhalb des Akzeptablen. Wir verlangen deshalb medizinischen Expertise zu diesem Fall».
«Vigousse» erwähnt in diesem Zusammenhang den Hinschied eines 63-jährigen Patienten aus dem Oberwallis, der während einer Operation an der Bauspeicheldrüse verstarb.
In einem Communiqué vom 1. September verlangte die SVP Unterwallis gar die Demission des Chirurgen.
Spital Wallis reagiert
«Der Verwaltungsrat des Spital Wallis nimmt in dieser Sache seine Verantwortung voll und ganz wahr», erklärt der Verwaltungsratspräsident des Spital Wallis, Charles Kleiber, in einer Stellungnahme vom Montag. «Wir werden zusammen mit allen Beteiligten schnell handeln und faktenbasiert die nötigen Entscheide treffen.»
Aus diesem Grund hat der Verwaltungsrat, der im April 2012 Prof. Bettschart erneut das Vertrauen aussprach, entschieden, eine medizinische Kommission zur Abklärung der Umstände einzusetzen. Diese besteht aus dem Generaldirektor des Spital Wallis, Prof. Eric Bonvin, den beiden ärztlichen Direktoren des Spital Wallis, Dr. Pierre-François Cuénoud und Dr. Reinhard Zenhäusern, sowie drei angesehenen externen Persönlichkeiten aus dem medizinischen Bereich.
Die Kommission wird die beiden Dossiers analysieren und innerhalb von zwei Wochen einen Bericht abliefern.
Parallel zu diesem medizinischen Gutachten werden auch sämtliche betroffenen Akteure, die direkt oder indirekt mit dem Departement Chirurgie in Verbindung stehen, angehört. Dadurch erhalten alle die Möglichkeit, sich frei zu äussern und zu einer objektiven Wahrheitsfindung beizutragen. Man wird bei dieser Gelegenheit auch nochmals auf die strengen Vertraulichkeitsregeln in Zusammenhang mit den medizinischen Patientendaten hinweisen.
Prof. Vincent Bettschart hat im Sinne der Vereinfachung der Abläufe vorgeschlagen, im betreffenden chirurgischen Bereich (Bauchspeicheldrüse) vorläufig keine Operationen mehr durchzuführen, bis die Ergebnisse der Abklärungen feststehen. Der Verwaltungsrat hat diesen Vorschlag angenommen.
Sobald die Ergebnisse der Abklärungen feststehen, wird sich der Verwaltungsrat zu einer ausserordentlichen Sitzung treffen, um auf Grundlage der erwiesenen medizinischen Fakten dieser beiden Dossiers die nötigen Massnahmen zu treffen. Die Entscheide des Verwaltungsrates werden intern und extern kommuniziert. Die Vorsteherin des Walliser Gesundheitsdepartements, Frau Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten, wurde über dieses Vorgehen informiert.
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