Geschichte | Beeindruckende Dorf- und Familienchronik über die Gemeinde Blatten
2286 Stammbäume nachgezeichnet

Am Ziel. Ahnenforscher Ignaz Bellwald mit Jean-Christoph Lehner (rechts), Gemeindepräsident von Blatten.
Foto: Walliser Bote
Ist ein Dorf noch so überschaubar, öffnet der Blick in seine Vergangenheit ungeahnte Dimensionen. Sie werden breiter, je tiefer man blickt.
Die Dorf- und Familienchronik der Gemeinde Blatten belegt diese Einsicht äusserst eindrücklich. Am Samstagabend wurde sie in der übervollen Mehrzweckhalle von Gemeindepräsident Jean-Christoph Lehner und dem Autorenteam vorgestellt.
In allen Erdteilen
Acht lange Jahre dauerte die Arbeit an der Chronik. Wer das Werk vor sich hat, begreift urplötzlich, dass seine Erarbeitung Zeit brauchte. Ignaz Bellwald, der Lötschentaler Hobby-Historiker mit nie erlahmendem Fleiss und der Hartnäckigkeit, den Details der oft verworrenen Ahnenforschung in allerlei Archiven auf den Grund zu gehen, trug die Daten von 2286 Stammbäumen zusammen. Sie weisen Herkunft und Weg von 9500 Personen mit Blattner-Wurzeln, stammend aus 15 Familiennamen, wohnend in über 400 Ortschaften auf allen Erdteilen. Das verbreitetste Geschlecht, die Bellwalds, bringt es alleine auf 599 Stammbäume.
Geduldsarbeit
Der Autor stammt selber aus einem dieser Zweige, seine Vorfahren lebten einst am «Wissriäd». Er sei sich der Arbeit und der Verantwortung bewusst gewesen, die er da auf sich genommen habe, schreibt Ignaz Bellwald in seinem Vorwort. Wie wahr: Den schwierigen Weg der genealogischen Arbeit hatte er schon bei den Familienchroniken von Wiler und Kippel beschritten. Dies im Wissen, dass in diesem Fach bei aller Sorgfalt niemand vollkommen sein kann. Die Einmaligkeit, das Bleibende eines solchen Werkes überwiegt aber die unvermeidbare Fehlerhaftigkeit um ein x-Faches. Wer etwas Falsches entdecke, könne das für einen möglichen Nachdruck gerne melden, sagte Gemeindepräsident Lehner völlig entspannt. Auch er brauchte in diesem Projekt, das sein Vorgänger Lukas Kalbermatten im April 2010 mit dem damaligen Gemeinderat angerissen hatte, Geduld.
199 000 Wörter
Am Samstagabend hatten alle Erforschungen, Überprüfungen, Korrekturlesungen, Bedenken ein Ende. Dass das Buch rechtzeitig unter dem diesjährigen Weihnachtsbaum zu liegen kommt, haben Ignaz Bellwald und die Gemeinde auch dem aktiven Co-Autorenteam Agnes Bellwald-Kalbermatten, Werner Bellwald, Beata Kalbermatten und Hans Kalbermatten zu verdanken. Dieses leistete in den letzten acht Monaten intensive Unterstützungsarbeit; ergänzte die Familienchronik mit einer Dorfchronik zu den verschiedensten Aspekten.
Die gehaltvolle Ansprache von Hauptautor Bellwald gewährte interessante Einblicke in die Arbeit am 892-seitigen Werk. Es lässt sich erahnen, was neben der Sammlung und Überprüfung der eigentlichen harten Fakten nur schon die Organisation, Sichtung und Platzierung der 3500 Fotos inklusive deren Legenden für einen Aufwand bedeutete. 1 296 200 Zeichen wurden in diesem Werk in über 199 000 Wörter zusammengeführt. Das bedeutet Nachhaltigkeit und Nachschlagewert über Jahrzehnte hinaus.
Gute Unterstützung
Ein solches Werk (zum Verkaufpreis von 120 Franken) ist nicht ohne die grosszügige Unterstützung von Gönnern und Sponsoren zu stemmen. Über 80 Personen formierten sich zusätzlich in einem eigens gegründeten «500er-Klub», der Verein «Kultur Blatten» mit seinen 60 Mitgliedern zeigte sich auch engagiert, und dass die «Stiftung Blatten» für einmal nicht eine Stadelsanierung, sondern ein Buch unterstützte, wurde ihr von der das Projekt treibenden Gemeinde hoch angerechnet.
Thomas Rieder
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