Totozettel an den WB | Heute mit Daniel Maric (25) vom FC Lalden und Leon Sterren (19) vom FC Visp. Lalden gewann das erste Derby – Visp will am Sonntag Revanche
«Wenn es den Vispern nicht passt, umso besser»

Spannendes Direktduell. Daniel Maric (links) und Leon Sterren wollen das Derby mit ihren Teams siegreich gestalten.
Foto: WB / Alain Amherd
Daniel Maric und Leon Sterren, seid ihr euch vor diesem Gespräch schon einmal begegnet?
Maric: «Ich glaube nicht. Du hast im Herbst gegen uns nicht gespielt, oder?»
Sterren: «Doch. Unser Trainer hat mich damals ausnahmsweise auf dem Flügel aufgestellt. Vielleicht hast du mich darum weniger gesehen, da du im Zentrum spielst.» (lacht)
Dieses erste Derby in der Vorrunde gewann Lalden in Visp überraschend. Es war nach Visps Abstieg aus der 2. Liga das erste Aufeinandertreffen seit Langem. Hat Visp Lalden damals unterschätzt, Leon Sterren?
«Das denke ich nicht. Wir haben gewusst, was auf uns zukommt. Aber wir taten uns zu Beginn der Saison generell schwer in der neuen Liga. Dieses Spiel war für uns eine Warnung, dass es in der 3. Liga, ohne 100 Prozent zu geben, nicht geht.»
Daniel Maric, wie schätzen Sie das erste Derby rückblickend ein?
«Ich glaube nicht, dass Visp uns unterschätzt hat. Es kam nur drei Wochen vor dem Spiel zu einem Testmatch zwischen uns. Auch da haben wir in Visp 3:0 gewonnen. Wir haben es gut gemacht in diesen Duellen. Und ich glaube, dass uns die Rolle des Aussenseiters liegt. Das lässt uns befreiter aufspielen.»
Lalden hat das Derby auf den Sonntag um 11.00 Uhr angesetzt. Das ist ungewöhnlich. Und bewusst?
«Nein. Wir spielen immer wieder am Sonntag-Morgen. Ich denke, das kommt noch von früher. Die Leute gingen um 10.00 Uhr zur Messe und gleich im Anschluss auf den Sportplatz. Das ist bei der älteren Generation teils heute noch so. Wenn es den Vispern nicht passt, umso besser.» (lacht)
Leon Sterren, wie habt ihr auf die Anspielzeit reagiert?
«Ich bin ein Morgenmuffel, darum habe ich zuerst schon ein wenig gestutzt (lacht). Aber das passt schon. Wir wollen gewinnen, egal wann und wo das Spiel stattfindet.»
In der Tabelle sind Lalden und Visp nur durch zwei Punkte getrennt. Kann man da überhaupt von Favorit und Aussenseiter sprechen?
«Wir wollen am Ende unter den Top 5 sein. Das haben wir vor der Saison so formuliert und daran hat sich über den Winter nichts geändert.»
Leon Sterren, aufseiten von Visp müsste eigentlich der direkte Wiederaufstieg das Ziel sein…
«… das wird in dieser Saison sicher schwierig. Gerade auch, weil Leuk-Susten sich doch schon etwas abgesetzt hat und mit seiner Mannschaft alle Möglichkeiten hat, das so durchzuzie-
hen. Wir wollen bis im Sommer so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dann schauen wir, zu was es reicht. Falls es in dieser Saison nicht klappt, haben wir ein gutes Fundament, um im nächsten Jahr wieder an die Tür zur 2. Liga zu klopfen.»
Mit Ihnen, Dominic Vomsattel, Noah Zenhäusern und Claudio Pfammatter sind zuletzt gleich vier ehemalige Inter-A-Junioren nach Visp gewechselt. Damit wurde die Mannschaft ziemlich verjüngt.
«Ja, das hat sich so ergeben. Wir können hier den nächsten Schritt machen. Die 3. Liga ist gerade in körperlicher Hinsicht eine hilfreiche Erfahrung für uns. Zusammen mit den älteren Spielern in unserem Team ergibt das eine interessante Mischung.»
Daniel Maric, Sie agieren bei Lalden meistens als defensiver Mittelfeldspieler vor der Abwehr. Was gefällt Ihnen an dieser Rolle?
«Ich bin ein körperlich starker Spieler, der sich nicht so schnell unter Druck setzen lässt und eine gewisse Ruhe am Ball hat. Das kann ich hier gut einbringen.»
Leon Sterren, Sie haben sich in der Vorrunde mit vier Toren als gefährlicher offensiver Mittelfeldspieler erwiesen. Wie wohl fühlen Sie sich auf Ihrer Postition?
«Ich habe in der Vergangenheit oft weiter hinten als Innenverteidiger agiert. Unser Trainer sieht mich nun eher weiter vorne, was mir auch gefällt. Ich denke aber, dass ich vielfältig einsetzbar bin. Im ersten Rückrunden-Spiel gegen Termen/Ried-Brig habe ich als Innenverteidiger agiert, da wir dort Ausfälle zu beklagen hatten. Das hat gut geklappt.»
Was gibt der Lokal-Fussball euch persönlich?
Daniel Maric: «Sehr viel. Ich spiele nicht einfach Fussball, damit ich mich sportlich betätige. Der Fussball ist eine grosse Leidenschaft. Ich habe hier viele Kollegen. Oft bleiben wir nach den Spielen noch lange in unserer Kantine und sinnieren über Gott und die Welt. Seit einem Jahr trainiere ich zudem unsere Junioren E in Lalden. Das macht Spass und bringt einen auch als Person weiter.»
Leon Sterren: «Bei mir ist das ähnlich. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Kontakte ich über den Fussball geknüpft habe, ist das schon verrückt.»
Daniel Maric, Sie sind kroatischer Abstammung. Wie haben Sie den Final-Einzug der Kroaten an der WM in Russland im letzten Sommer erlebt?
«Das war unglaublich. Ich habe die Spiele oft zu Hause verfolgt, weil ich meine Ruhe haben wollte, so nervös war ich. Als das Nationalteam danach in der Heimat empfangen wurde, habe ich mit dem Gedanken gespielt, nach Zagreb zu fliegen. Leider hat es aus beruflichen Gründen nicht geklappt.»
Apropos Beruf. Sie erleben da gerade eine intensive Zeit.
«Ja, ich habe in dieser Woche die Abschluss-prüfungen für meine Ausbildung zum Vorarbeiter. Danach arbeite ich bei der Firma Interalp weiter, wo ich bereits seit sechs Jahren tätig bin.»
Leon Sterren, wo sind Sie abseits des Fussballs unterwegs?
«Ich schliesse im Sommer die Handelsmittel-Schule in Brig ab und mache danach ein Praktikum bei der Berufs- und Laufbahnberatung in Brig.»
Gibts bei Ihnen ein ähnlich prägendes Erlebnis wie bei Daniel mit der starken Weltmeisterschaft der Kroaten?
«Ich habe Verwandte in Düsseldorf. Während der Weltmeisterschaft 2006 war ich dort und habe die Spiele in Schrebergärten und Public Viewings verfolgt. Ich war damals sieben Jahre alt und habe das vielzitierte Sommermärchen hautnah miterlebt. Von da an war ich mit dem Fussball-Virus infiziert.»
Kommen wir nochmals auf den Sonntag zu sprechen. Warum gewinnt Lalden das Derby, Daniel Maric?
«Wir haben nichts zu verlieren und spielen vor eigenem Anhang. Der Druck liegt bei Visp und wir haben im Herbst gezeigt, dass sie uns liegen.»
Leon Sterren, warum hat Visp nach dem Spiel fünf Punkte Vorsprung auf Lalden?
«Wir haben uns in defensiver Hinsicht verbessert und sind vorne jederzeit für ein Tor gut.»
Gut möglich, dass es im Mittelfeld-Zentrum zum Duell Maric gegen Sterren kommt.
Maric: «Jetzt kennen wir uns. Diesmal übersehe ich dich sicher nicht.» (beide lachen)
Interview: David Taugwalder
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