Gesundheit | Die Aidshilfe Oberwallis gibt es schon seit 30 Jahren
«Es gibt immer noch viel Unwissen»

Aidshilfe. Die Fachstelle bietet Prävention und Unterstützung, nicht nur zum Thema HIV.
Foto: Walliser Bote
Visp | Am Freitag feierte die Aidshilfe Oberwallis ihr 30-jähriges Bestehen. Die Leiterin der Fachstelle, Desirée Grichting, über Entwicklungen in der Aidshilfe.
Desirée Grichting, welches sind die Tätigkeitsbereiche der Aidshilfe Oberwallis?
«Wir machen vor allem HIV-Prävention und begleiten HIV-positive Menschen und ihre Angehörigen. In der Prävention geht es auch um andere sexuell übertragbare Infektionen (STI), wie Tripper, Syphilis oder Chlamydien. Diese waren früher noch weniger ein Thema. Und früher lag der Fokus auf der Prävention mehr bei der Allgemeinbevölkerung, heute konzentrieren wir uns vorrangig auf die Risikogruppen.»
Welche sind das?
«Das grösste Risiko betrifft Männer, die Sex mit Männern haben, Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sowie Migranten aus Gebieten mit einer hohen HIV-Rate.»
Inwiefern sind Jugendliche eine Zielgruppe für die Prävention der Aidshilfe Oberwallis?
«Seit acht Jahren besuchen wir gemeinsam mit der Fachstelle SIPE die Berufsschulen von Visp und Brig. Hier klären wir die Schüler nicht nur über HIV und STI auf, wir sprechen mit ihnen auch über Medien und Sexualität im Allgemeinen.»
Welche Entwicklung gab es bei der Begleitung von Betroffenen und ihren Angehörigen?
«Da es sich bei HIV heute um eine chronische und nicht mehr um eine tödliche Krankheit handelt, sind die Begleitungen zurückgegangen. Betroffene, die sich in medikamentöser Behandlung befinden, sind heute gut in den Alltag integriert.»
Wie steht es um
die Neuansteckungen?
«Durch Prävention und Medikamente konnten die Neuansteckungen deutlich gesenkt werden. Letztes Jahr waren die Zahlen in der Schweiz mit weniger als 500 erstmals unter dem Schnitt der letzten zehn Jahre. Zuvor lag die Ansteckungsrate lange recht stabil zwischen 500 und 600 pro Jahr. Im Wallis verzeichnen wir zwischen zehn und 20 Ansteckungsfälle pro Jahr.»
Blick in die Zukunft: Was sind die kommenden Herausforderungen und wie sollen diese antizipiert werden?
«Menschen, die sich in den Achtzigerjahren, als das Virus aufkam, angesteckt haben, kommen jetzt in ein Alter, in dem einige ins Altersheim gehen. Der Bericht über Diskriminierungsfälle der Aidshilfe Schweiz zeigt Fälle
auf, in denen älteren Menschen mit HIV die Aufnahme ins Heim verweigert wurde. Deshalb wollen wir ein Konzept erarbeiten, um diesen Menschen den diskriminierungsfreien Zugang ins Altersheim zu ermöglichen.»
Wie sind solche Diskriminierungen zu erklären?
«Einiges geht wohl auf Ängste zurück, die damals in der Anfangszeit entwickelt wurden, weil man noch so wenig
über die Krankheit wusste. Auch heute gibt es noch viel Unwissen, etwa darüber, wie man sich anstecken kann. Deshalb hat die Aidshilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag eine Kampagne lanciert, die aufzeigt, dass HIV-positive Menschen mit unterdrückter Virenlast auch beim Sex nicht ansteckend sind. Diese Menschen nehmen täglich Medikamente ein und sind in ärztlicher Behandlung, wo sie regelmässig ihre Virenlast kontrollieren müssen.»
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