Achtung Arglist | Von Sébastien B. bis zu Loredana Zefi – immer die gleiche Masche

«Wer einmal bezahlt, hat schon verloren»

Der Teufel trägt Prada. Oder Gucci, oder sonst was Teures. Die Rapperin Loredana soll zwei Oberwalliser betrogen haben.
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Der Teufel trägt Prada. Oder Gucci, oder sonst was Teures. Die Rapperin Loredana soll zwei Oberwalliser betrogen haben.
Foto: Keystone

Quelle: WB /dab 14.05.19 0
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Opfer und Täter variieren, die Masche ist meist dieselbe: Zuerst das Vertrauen, dann das Vermögen. Dann die Würde. Warum es für Betroffene so schwer ist, sich aus dem Schwindel-Strudel zu befreien.

Der Enkeltrick, einnehmende Chat-Liebhaber, falsche Versprechungen. Die Walliser Kantonspolizei warnt gefühlt mindestens einmal im Quartal vor den neusten Trends in der stets wachsenden Tricks- und Betrugsbranche. Wurde man früher auf der Reise nach Rimini vor Taschendieben und Hütchenspieler an italienischen Autobahnraststätten gewarnt, wimmelt es heute an jeder Ecke des Internets von Betrügern, die unbehelligt ihre Fallstricke auslegen.

«Dann zahlen sie weiter und weiter, als wollten sie diese Scham irgendwie kompensieren»
Rechtsanwalt Harald Gattlen

Es sind nicht alle Fälle so spektakulär wie jener von Loredana Zefi, Rapperin mit einem Millionen-Publikum auf den sozialen Netzwerken, die – gemeinsam mit einem ihrer Brüder – ein Oberwalliser Paar um rund 900 000 Franken betrogen haben soll. Es gibt auch die Fälle des Alltags mit kleineren Delikt-Summen. Und vor allem: Es gibt eine nur schwer abschätzbare Dunkelziffer. Oft ist die Scham, jemandem auf doch eher dümmliche Weise auf den Leim gekrochen zu sein, gefühlt höher als die verlorene Summe Geld.

Es ist genau dieses Schamgefühl, das die Opfer meist dazu treibt, weiterhin den Geldforderungen der Betrüger nachzukommen. Eine Beobachtung, die auch Harald Gattlen oft macht. Als Rechtsanwalt hat er schon mehrfach die Opfer in Betrugsfällen vertreten. «Meistens merken die Opfer, dass sie bei der ersten Zahlung wohl eine Dummheit gemacht haben», hält Gattlen allgemein fest. «Aber dann zahlen sie weiter und weiter, als wollten sie diese Scham irgendwie kompensieren. Die Dynamik, die dadurch entsteht, wird von den ­Tätern dann skrupellos ausgenützt.»

So zahlte ein Oberwalliser Pfarrer über Monate hinweg immer wieder Beträge in unterschiedlicher Höhe an die Bittsteller (siehe Spalte rechts). Dem Oberwalliser Paar ging es bei Loredana genauso: «20 Minuten» hat vergangene Woche aufgezeigt, wie sie immer und immer wieder unter den skurrilsten Vorwänden von der Rapperin aufgefordert wurde, Geld zu liefern. Auch das nicht untypisch. «Im Strudel gefangen», so Gattlen, «hoffen die Opfer, dass bei der nächsten Zahlung endlich alles geregelt sei.» Genau das sei jedoch das Problem, weil die Betrüger die vermeintlichen Zurückzahlungen des «geliehenen» Geldes von immer wieder neuen Bedingungen abhängig machen. Gattlens Fazit aus seiner Erfahrung als Rechtsanwalt: «Wer in solchen Fällen einmal bezahlt, hat schon verloren.» Bei Loredana und dem Oberwalliser Paar wird es in einem allfälligen Verfahren nun entscheidend sein, ob die Rapperin bei ihrem Vorgehen ein entsprechendes Mass an Arglistigkeit an den Tag gelegt hatte. Und wie hoch die Selbstverschuldung der Opfer ist.

David Biner
14. Mai 2019, 17:34
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Alles fake – Oberwalliser Betrugsfälle

Falsche Anwältin
Loredana Zefi ist die jüngste von insgesamt zehn Geschwistern, ihre Eltern stammen aus dem Kosovo, aufgewachsen ist sie im luzernischen Emmenbrücke. Vor einer Woche machte «20 Minuten» publik, wie die Rapperin eine Oberwalliser Frau um 700 000 Franken betrogen haben soll. Die Masche? Ein Bruder von Loredana erschlich sich via Social Media das Vertrauen der Oberwalliserin. Später bittet er sie um 87 000 Franken. Er wolle seiner Mutter die dringend nötige Nierenoperation im Ausland finanzieren. Dann sind der Mann und das Geld weg. Jetzt tritt Loredana auf den Plan, spielt eine Anwältin und bietet der Oberwalliserin an, ihr das Geld zurückzuholen. Natürlich gegen Bezahlung. So ging das weiter, bis die Oberwalliserin pleite war.

Falscher Boheme
Er hat einen einschlägigen Ruf, der ihm sogar bis nach Zermatt vorauseilt. Trotzdem schaffte es Sébastien B., mitten in der Hochsaison ein schmuckes Restaurant im Matterhorndorf in den Konkurs zu treiben. Die Besitzer bleiben auf hohen Renovationskosten, Zulieferer auf offenen Rechnungen sitzen. Auch einfache Leute triffts. Einem Schreiner nimmt er das ganze Ersparte. Die Masche? Er sei derzeit nicht liquid, werde ihm den Betrag aber rasch wieder zurückzahlen, sagte B., der sich sonst gerne als Boheme und Bonvivant in gehobener ­Gesellschaft bewegt.

 

Falscher Verehrer
Sie, eine gut situierte Rentnerin, seht sich nach Zuneigung. Er, ein spielsüchtiger Rentner, wittert eine bequeme Einnahmequelle. Dies die Konstellation, die Anfang Jahr am Briger Bezirksgericht mit einem Schuldspruch gegen den 72-Jährigen endete. Er hatte die Frau um den Finger gewickelt, besorgte ihr den Haushalt, hatte schliesslich ihre Bankkarte samt PIN-Code, für alltägliche Zahlungen zu machen. So begann er, ihr Geld abzuzweigen. In einer Nebenrolle spielte er ihr zudem den heimlichen Verehrer vor, der ihr am Telefon viele Versprechen machte. Gegen Bezahlung. Schliesslich hatte er sie so um ­mindestens 165 000 Franken erleichtert.

Falsche Bittsteller
Auch ein Oberwalliser Geistlicher wurde Opfer seiner Gutgläubigkeit. Drei Cousins aus dem Balkan reichten sich den über 80-Jährigen durch, baten um Geld für dringende Operationen von Angehörigen im Ausland und für fiktive Renovationsarbeiten für ihr angeblich von einem Sturm beschädigten Hotel. Erst der Bruder des Opfers entdeckte die Fehlbeträge bei der Steuererklärung. Gut 600 000 Franken waren weg.

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