Kirche | Bistum Sitten will Gottesdienste nicht verbieten – Priester wehren sich
Mehrere Oberwalliser Pfarreien machen dicht

Leer. In mehreren Oberwalliser Pfarreien (im Bild die Pfarrkirche von Glis) werden bis auf Weiteres keine Gottesdienste mehr abgehalten.
Foto: zvg
Oberwallis | In den Pfarreien Glis-Gamsen-Brigerbad, Brig, Ried-Brig, Termen, Mund und Naters werden bis auf Weiteres alle Gottesdienste abgesagt. Und Beerdigungsmessen im engsten Familienkreis bis maximal 50 Personen gefeiert.
Die Pfarreien gehen damit einen Schritt weiter als das Bistum Sitten, das am Freitag mitteilte, dass gewöhnliche Werktags- und Sonntagsmessen sowie andere Feiern wie zum Beispiel das Ostertriduum im Kanton Wallis nicht verboten werden (der WB berichtete). Wie für alle anderen Veranstaltungen im öffentlichen Leben sei die Teilnehmerzahl jedoch auf 50 beschränkt. Diese Weisung sorgte übers Wochenende bei diversen Oberwalliser Pfarrern für grosse Verärgerung.
Pfarrer von Naters spricht Klartext
So hielt etwa Jean-Pierre Brunner, Pfarrer von Naters, am Samstag in einem Rundschreiben fest: «Ich finde es unentschuldbar, dass der Bischof von Sitten den Pfarrern aufbürdet zu entscheiden, wer zum Gottesdienst darf und wer nicht.» Er werde nicht Leute vor der Kirche abzählen oder diese abweisen. Sonst solle der Bischof selbst in seine Pfarrei kommen und bei einer Beerdigung sagen, dass nur 50 Personen in die Kirche kommen könnten. Das Bistum müsse endlich mal seine Verantwortung als Oberhirte übernehmen, statt diese den Pfarrherren abzudelegieren.
Pfarrer Paul Martone schliesst sich dem Inhalt von Brunners Schreiben an: «Auch ich hätte gerne einen Entscheid des Bischofs gehabt, der klar sagt, was zu tun ist, nämlich alle Messen abzusagen, so wie dies in anderen Diözesen der Schweiz praktiziert wird.» Einen solchen Entscheid zu fällen, sei gewiss nicht einfach, aber das hätte den Seelsorgern geholfen und zur Einheit unter den Gläubigen und Seelsorgern im Oberwallis beigetragen.
Stattdessen werden jetzt nicht nur Priester, sondern auch die Kirchgänger vor den Kopf gestossen. Martone: «Ich habe in Raron und Ausserberg alles abgesagt. Indes werden andernorts noch Gottesdienste abgehalten. Viele Gläubige können das nicht nachvollziehen, und ich bin dann der Böse.» Ein klarer Entscheid des Bischofs mit einer einheitlichen Linie wäre daher hilfreich. Das sei zurzeit nicht der Fall.
Wie Martone weiter ausführt, sei auch Generalvikar Richard Lehner der Meinung, die Gottesdienste sollten generell abgesagt werden: «Der Bischof trägt das aber nicht mit und letztlich entscheidet der Bischof.»
Glaube und Vernunft
Pfarrer Edi Arnold seinerseits ruft zu Besonnenheit und Respekt vor den Entscheidungen der Bistumsleitung und der Behörden auf: «Bei Einschränkungen gilt es umso mehr, die Herzen zu weiten für Gott und für die Nächsten.» Zuerst solle man beten, gemeinsam beten, dann überlegen und miteinander in Ruhe sprechen.
Auch Martone findet es richtig und wichtig zu beten, die Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen: «Aber es ist ebenso richtig und wichtig zu entscheiden, was das Beste für die Gesundheit des Menschen ist.» Das Beten müsse mit der Vernunft zusammengehen. Oder wie Papst Benedikt XVI. einst sagte: «Der Glaube setzt die Vernunft voraus und vervollkommnet sie.»
Papst Benedikt sei sogar der Überzeugung, dass nicht vernunftgemässes Handeln dem Wesen Gottes zuwider sei. Drum seien jetzt klare und eindeutige Entscheide, sprich ein bindendes Wort des Bischofs gefordert und zwar schnell, subito, subito. «Das sind wir den Menschen, die uns anvertraut sind, schuldig«, so Martone.
Kirchen für persönliches Gebet weiterhin offen
In ihrem Entscheid, Gottesdienste bis auf Weiteres abzusagen, stützen sich die Pfarreien von Glis-Gamsen-Brigerbad, Brig, Ried-Brig, Termen, Mund und Naters auch auf die Empfehlungen der Behörden. So empfiehlt der Kanton Wallis, auf Messen zu verzichten, auch wenn es sich um Messen mit weniger als 50 Personen handelt.
In den besagten Pfarreien feiern die Priester sonntags und werktags weiterhin die Eucharistie, jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei würden auch die Gedächtnisse und Stiftmessen gefeiert, die im Pfarrblatt vermerkt seien. Dekan Daniel Rotzer sowie die Pfarrer Rolf Kalbermatter, Edi Arnold und Jean-Pierre Brunner laden alle Gläubigen ein, sich jeweils im Gebet mit ihnen zu verbinden und geistig zu kommunizieren. Ferner blieben die Kirchen weiterhin für das persönliche Gebet offen.
Martin Kalbermatten
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