Fechtsport | Eine Randsportart will sich im Oberwallis mit Schnuppertrainings und einem neuen Klub etablieren
«En garde!» – geglückter Auftakt

Lernen vom Profi. Nicolas Pellé gibt den jungen Fechterinnen und Fechtern wertvolle Tipps.
Foto: Walliser Bote
«Jetzt könnt ihr die Ausrüstung fassen und wir stellen uns im Mittelkreis auf» – die Kinder stürmen auf Anweisung des Fechtmeisters begeistert in die Materialecke und balgen sich um Degen, Fechtmaske und Schutzgewand.
Die Freude in der alten Turnhalle der Oberwalliser Mittelschule St. Ursula in Brig ist spürbar. Im Idealfall ist der gestrige Abend der Startschuss, um den Fechtsport im Oberwallis zu etablieren. 22 Kinder zwischen 8 und 11 Jahren haben sich versammelt, um erstmals mit der Traditionssportart in Berührung zu treten.
Das Aufwärmen mit Fechtmeister Nicolas Pellé läuft. Ausfallschritt und Dehnübungen – die meisten Kinder können nicht verbergen, dass dieser Programmpunkt für sie eher nicht der Höhepunkt des Abends ist. «In den Unterwalliser Klubs Monthey, Martinach, Sitten und Siders findet der Fechtsport grossen Anklang», so Celia Clavien. Sie ist die Kommunikationsverantwortliche des neu gegründeten Fechtklubs Oberwallis und koordiniert die Schnuppertrainings: «Bereits vor einem Jahr haben wir hier im Oberwallis einen Versuch gewagt. Damals waren es nur vier Kinder, die wirklich Interesse zeigten.»
Schauplatz war da noch ein Tanzraum im Olympica in Gamsen. Nicht ideal fürs Fechten. «Wir sind froh, an der Oberwalliser Mittelschule mit dieser Turnhalle eine geeignete Trainingsstätte gefunden zu haben», so Clavien.
Profi-Fechter trainiert Jung-Fechter
Mit dem Franzosen Nicolas Pellé haben die Verantwortlichen einen Fechtmeister engagiert, der eine gewisse Professionalität in den Trainings garantieren kann. Er fechtet auf Profistufe und hat sich in verschiedenen Ausbildungskursen weitergebildet. «Es macht Spass, den interessierten Kindern hier im Oberwallis die Grundlagen des Fechtsports beizubringen», so Pellé. Die Sprache stellt sich im deutschsprachigen Raum immer wieder als Hürde heraus. Sämtliche Fachausdrücke im Fechten stammen aus dem Französischen: «En garde» etwa oder «Saluer». «Saluer» sagt ein Fechter zu Beginn eines Kampfes, um seinen Gegner zu begrüssen. Dazu hebt er den Degen. Dieses Ritual wird gestern als Erstes geübt. Damit die Kinder ihn und die Fachausdrücke besser verstehen, hat Pellé einen deutschsprachigen Fechtkollegen an seiner Seite, der als Übersetzer die entsprechende Hilfestellung bietet.
Weitere Trainings mit Ziel Nachhaltigkeit
Nun dürfen die Kinder zu ersten Kampfformen antreten. «En garde!» und schon füllt sich die Halle mit Geräuschen von aufeinander klirrenden Degen. Pellé beobachtet die Übungen. Er unterbricht und korrigiert Fehler.
Das gestrige Training ist der Auftakt in eine Trainingsserie. In den nächsten drei Wochen finden immer Donnerstags Schnuppertrainings statt. Clavien beobachtet die Einheit und gibt den Eltern Auskunft. Sie weiss um die Schwierigkeit, in einer Randsportart einen Verein aufzubauen: «Die Kinder haben heute ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten. Trotzdem sind wir zuversichtlich, genug Kinder für unseren Klub zu finden.» Geplante Turniere innerhalb des Kantons sollen dabei einen zusätzlichen Anreiz schaffen. «Sobald sich die Kinder auf Wettbewerbsstufe messen, wird ersichtlich, ob das Interesse tatsächlich da ist», so Clavien.
Das Training ist vorbei. Müde, aber zufriedene Jungfechter ziehen ihre verschwitzten Fechtmasken aus und machen sich auf den Heimweg. Der erste Eindruck lässt darauf schliessen, dass die meisten von ihnen sich am nächsten Donnerstag erneut versammeln, wenn es wieder heisst: «En garde!»
David Taugwalder
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