Wirtschaft | Günstiger Strompreis und ideales Klima im Matterhorndorf

Zermatter Unternehmer schürfen nach digitalem Gold

Kryptounternehmer. Die Zermatter Josef (links) und Benjamin Schaller.
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Kryptounternehmer. Die Zermatter Josef (links) und Benjamin Schaller.
Foto: Walliser Bote

Quelle: 1815.ch /zen 20.04.18 0
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IT-Unternehmer Josef Schaller und Bauunternehmer Benjamin Schaller steigen ins Geschäft mit Kryptowährungen ein. In topmodernen Lokalitäten schürfen sie ab Anfang Mai nach dem digitalen Zahlungsmittel Litecoin. Gleichzeitig wollen sie den Angestellten ihrer Unternehmen ermöglichen, selbst als Schürfer tätig zu werden.

Josef und Benjamin Schaller haben in ihr ambitiöses Projekt am Fusse des Matterhorns rund eine Million Schweizer Franken investiert, um nach Kryptowährungen zu schürfen. In einer ersten Phase schürfen sie Litecoins. Später wollen sie auch weitere Währungen ins Portfolio aufnehmen. An einem geheim gehaltenen Ort im Matterhorndorf haben sie 170 Miner in einem 4000 Quadratmeter grossen, hochmodernen Lokal in Betrieb genommen. Schrittweise wollen sie die Anzahl der Miner bis auf rund 4000 Stück hochfahren.

Günstiger Strompreis

Was motiviert einen ehemaligen Hotelier und heutigen IT-Unternehmer sowie einen Bauunternehmer dazu, in das bekanntermassen mit Risiken behaftete Geschäft mit Kryptowährungen einzusteigen? «Die Idee ist sicher einerseits Geld zu verdienen und andererseits die Faszination von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie», sagt der studierte Wirtschaftsinformatiker Josef Schaller. «Auf der anderen Seite stärken wir das Netzwerk von Litecoin mit unseren Minern. Diese sind notwendig, um die Transaktionen, also Zahlungen mit Kryptowährungen, sicherzustellen und somit eine dezentralisierte Sicherheit zu garantieren.»

Das Betreiben einer Kryptomine ist stromaufwendig und rechnet sich nur dort, wo die Rahmenbedingungen stimmen. «Ein entscheidender Faktor ist der Strompreis. In Zermatt liegt dieser aktuell bei günstigen elf Rappen pro Kilowattstunde. Das ist etwa ein Drittel von dem, was zum Beispiel in Deutschland für eine Kilowattstunde auf den Tisch gelegt werden muss. An die extrem günstigen Strompreise in Island freilich kommt auch die Schweiz nicht heran. Darum stehen dort sehr viele Kryptominen», sagt Josef Schaller.

Direktimport aus China

Viel Strom beim Betrieb einer Kryptomine braucht es aber auch für die Kühlung der Rechnerlokalität. «Aufgrund der Höhenlage von Zermatt wird sich der Stromverbrauch dafür in Grenzen halten. Gleichzeitig werden wir die Abwärme nicht einfach nach draussen abführen, sondern nutzen diese zu Heizzwecken von Räumlichkeiten, die an die Kryptomine angrenzen», erklärt Benjamin Schaller. Trotz dieser günstigen Voraussetzungen rechnen die Unternehmer fürs erste Betriebsjahr mit Stromkosten von über 100 000 Franken.

Einen weiteren grossen Investitionsbrocken stellt der Kauf der Hardware dar. Die Unternehmer haben sich entschieden, fürs Erste nach Litecoins zu schürfen, weil der Kurs dieser Kryptowährung aktuell bei 135 Franken pro Coin liegt und somit entsprechendes Potenzial nach oben hat. «Entsprechend günstig fällt der Stückpreis von etwa 1500 bis 2000 Franken pro Miner aus, die speziell fürs Schürfen von Litecoins entwickelt wurden. Günstig auch deshalb, weil wir die Hardware ohne Zwischenhandel direkt aus China importieren können», so Josef Schaller.

Der Businessplan der beiden Zermatter sieht vor, dass ihre Kryptomine nach rund einem Jahr nach Abschreibung der Investitionen erstmals Gewinn abwirft. «Je mehr Rechenleistung wir durch unsere Miner zur Verfügung stellen, desto grösser ist der Anteil der Belohnung in Form der geschürften Währung. Unsere Rechner sind Teil eines Mining-Pools, hier werden die Belohnung und die Transaktionsgebühren entsprechend der eingebrachten Leistung verteilt.»

Wie viel Gewinn die Unternehmer erwirtschaften, wird massgeblich von der Kursentwicklung der geschürften Kryptowährungen abhängen. Darin liegt letztlich auch das Risiko bei Investitionen in Kryptowährungen. Weil sie bekanntlich anfällig sind für unberechenbare Kurssprünge nach oben wie nach unten, können Verluste wie Gewinne entsprechend hoch ausfallen. Das bekannteste Beispiel dafür ist der kürzliche Kurszerfall von Bitcoin, innert Tagen sackte er von 20 000 auf 8000 Dollar pro Coin ab. Zuvor aber brachte er Händlern zum Teil exorbitante Gewinne ein.

Öffnung für die Mitarbeiter

Das Projekt der Schaller-Brüder hat auch eine soziale Komponente. «Wir werden allen unseren Mitarbeitern anbieten, von unserem Know-how und der topmodernen Infrastruktur zu profitieren. Bei Interesse übernehmen wir für sie den Einkauf der Hardware sowie die Einrichtung und die Kontrolle der Systeme. Mit dem investierten Geld erwerben sie einen oder mehrere Miner auf eigenes Risiko. Jeder geschürfte Litecoin geht dann auf ein eigens für jeden Mitarbeiter eingerichtetes Konto», erklärt Benjamin Schaller die Idee. Ob die Mitarbeiter die Litecoins behalten oder auf einer Exchange-Plattform in Schweizer Franken umtauschen, liegt dann in ihrer Entscheidung.

Die Unternehmer wollen mit der Möglichkeit der Partizipation ihrer Mitarbeiter deren Interesse und das Verständnis für Kryptowährungen wecken. Und gleichzeitig den Umgang mit digitalen Währungen fördern. Für Josef Schaller ist klar, dass sich die digitalen Währungen in Zukunft in der Wirtschaft als Zahlungsmittel etablieren werden. «Der Argwohn, mit dem man der neuen Blockchain-Technologie und Kryptowährungen noch weit verbreitet begegnet, ist wohl zu vergleichen mit jenem, als die ersten Briefe mit E-Mail geschrieben wurden. Welche Auswirkungen E-Mail und das Internet generell auf ganze Wirtschaftsbranchen wie zum Beispiel die Post haben würden, wollten seinerzeit die Skeptiker auch nicht wahrhaben.»

Norbert Zengaffinen
20. April 2018, 07:23
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