Wildtiere | Bauern in der Aletschregion klagen über Hirschplage

«Hirschbestand muss auf erträgliches Mass reduziert werden»

In Rudelstärke. Im Aletschgebiet ärgern sich die Bauern wie Reto Walker über die hohen Hirschbestände.
1/2

In Rudelstärke. Im Aletschgebiet ärgern sich die Bauern wie Reto Walker über die hohen Hirschbestände.
Foto: Keystone

In Rudelstärke. Im Aletschgebiet ärgern sich die Bauern wie Reto Walker über die hohen Hirschbestände.
2/2

In Rudelstärke. Im Aletschgebiet ärgern sich die Bauern wie Reto Walker über die hohen Hirschbestände.
Foto: Walliser Bote

Quelle: 1815.ch /zen 12.06.18 0
Artikel teilen

RIEDERALP | In keiner Region im Oberwallis gibt es so viel Rotwild wie in der Aletschregion. Aufgrund der Schäden, die sie auf ihren Wiesen anrichten, fordern Bauern der Region ­eine drastische Reduktion der Hirschbestände.

Reto Walker aus Ried-Mörel ist Vollerwerbsbauer. Auf seinem Milchwirtschaftsbetrieb in Ried-Mörel stehen 35 Milchkühe im Stall. In der kommenden Woche fällt für ihn der Startschuss zum Mähen seiner Wiesen unterhalb des angrenzenden Riederwalds.

Halbe Heuernte geht ans ­Rotwild

Obwohl die Heuernte im Oberwallis aufgrund der grossen Feuchtigkeit nach dem langen Winter so üppig ausfällt wie seit Jahren nicht mehr, wird das für Walker wie für eine ganze Reihe weiterer Bauern in der Region nicht der Fall sein. Der Grund sind die grossen Hirschbestände im Aletschgebiet. «Das Rotwild richtet in unseren Wiesen seit Jahren immer mehr Schäden an. Jährlich verlieren wir bis zur Hälfte der Heuernte an die Tiere.»

Das fange im Frühjahr an, wenn die Hirsche in Gruppen bis zu hundert Tieren von den Wintereinständen vom Tal heraufsteigen und sich am ersten Grün der besonnten Wiesen in Oberried sattfressen. Die Folge davon sei, dass zur Zeit der Heuernte die Wiesen nur noch mit dünnen Grashalmen bewachsen seien statt aus einer Vielzahl von Futterpflanzen und Blumen. Diese wachsen nach dem ersten Abäsen durch das Rotwild nicht mehr nach.

Hirsche äsen auf ­Sömmerungsalpen

«Für die Schäden wurden wir in der Vergangenheit nach Meldung bei den Wildhütern zwar entschädigt. Das aber macht die verbliebene Heuernte qualitativ nicht besser. Das Heu ist vom Rotwild verkotet, sodass es nicht mehr für Silofutter verwendet werden kann. Es eignet sich höchstens noch zur Fütterung von Galtvieh.» Die Milchkühe hingegen rührten das Futter nicht mehr an.

Aber nicht nur auf den Heuwiesen in Oberried sorgen die Hirsche für Ärger. Dasselbe gilt auch für die höherliegenden Sömmerungswiesen. «In der kommenden Woche wird unser Vieh auf die Alpe Fleschen-Riederalp hochgetrieben. Aufgrund des langen Winters steht dort das Gras allerdings noch nicht allzu hoch. Im Alpgebiet aber sind in der zurückliegenden Woche Hirschrudel mit über hundert Tieren beobachtet worden, die sich am zarten Grün sattfressen», sagt Walker. Dort, wo das Rotwild seinen Hunger gestillt habe, bleibe für die Nutztiere in Regel kaum mehr viel übrig, weiss der Bauer aus Erfahrung.

«Kein Gehör in Sitten»

Was Walker ärgert, ist, dass die Bauern der Region schon seit Jahren vom Kanton fordern, dass der Rotwildbestand sofort reduziert wird, um die jährlich wiederkehrenden Schäden abzuwenden. «Bei der kantonalen Jagdverwaltung fanden die Anliegen der Bergbauern bislang jedoch kein Gehör. Die Wildhüter der Region zeigen zwar Verständnis für unsere Forderungen, letztlich muss das Problem aber in Sitten angegangen werden.» Es mache den Anschein, als ob man dort mit der Situation bezüglich der Rotwildpopulation überfordert sei.

Peter Scheibler, Chef der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, lässt den Vorwurf der Untätigkeit so nicht gelten. «Dass in der Region Aletsch der Rotwildbestand zu hoch ist, ist uns bewusst. Deshalb haben wir in den zurückliegenden Jahren bei der Jagdplanung die Abschusszahlen stets erhöht, immer mit dem Ziel vor Augen, die Bestände nicht nur zu stabilisieren, sondern zu reduzieren.»

«Öffnung des Banngebiets kein Tabu mehr»

Gleichzeitig weist er auch darauf hin, dass der Kanton in den letzten Jahren mit einer zweimaligen Nachjagd zur offiziellen Hochjagd versuchte, die Hirschpopulation einzudämmen. Gleichzeitig hält er fest, dass den Bauern die Schäden – sofern sie überhaupt gemeldet würden – jeweils entschädigt wurden. Den Bestand an Rotwild im Aletschgebiet zu drücken, könnte in Zukunft wohl auch über eine Teilöffnung des eidgenössischen Banngebiets im Aletschgebiet während der Hochjagd führen, so wie das etwa im Turtmanntal oder im Lötschental der Fall ist. «Im Banngebiet fühlen sich die Hirsche während der Jagd sicher», erklärt Scheibler und deutet an, «dass eine Teilöffnung in Zukunft wohl kein Tabu mehr sein wird.»

Norbert Zengaffinen
12. Juni 2018, 18:27
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. Velosegnung beim Verein Tandem 91
  2. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  3. Wo Zecken lauern...
  4. Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  5. Staubtrockene erste Aprilhälfte
  6. Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Tena MatijevicMartín StephanEnio Karlen
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    «Hirschbestand muss auf erträgliches Mass reduziert werden» | 1815.ch
    • Trauer
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Trauer
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Newsletter
    • wb
    • «Hirschbestand muss auf erträgliches Mass reduziert werden»

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich