Ski alpin | Was will Didier Plaschy mit Ski Valais eigentlich? Ein spannender Abend oberhalb von Visperterminen

«Gewohnheit ist Gift»

Aufzeigen, anregen, überzeugen. Skiklubvertreter von Rottu Racing am Dienstagabend mit Didier Plaschy auf dem Giw.
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Aufzeigen, anregen, überzeugen. Skiklubvertreter von Rottu Racing am Dienstagabend mit Didier Plaschy auf dem Giw.
Foto: zvg

Quelle: WB /rlr 24.01.19 0
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Neunzig Prozent der Fehler im Ski-Weltcup passieren, weil eine Kurve falsch angefahren wird. Das zumindest ist die Meinung von Didier Plaschy. Deshalb hat der Co-CEO von Ski Valais die 6- bis 12-Jährigen im Visier.

Man kann jetzt nicht unbedingt behaupten, dass der Iran mit dem Wallis etwas zu tun hat. Schon gar nicht im Skirennsport. Und gleichwohl hat dort im Kleinen begonnen, was inzwischen an Reife gewonnen hat und am frühen Dienstagabend auf dem Giw seine Umsetzung feierte.

Vor zehn Jahren flog Plaschy an ein Rennen in die iranischen Berge, vor zwei Jahren ein zweites Mal, diesmal hingegen zur Ausbildung und vom Internationalen Skiverband aufgeboten. Der Varner: «Ich fragte mich: «Wie kann ich einem jungen Iraner das Skirennfahren beibringen, wenn sein technisches Feld brach liegt?»

Die Antwort darauf liegt in den Extremen – wie auch anders bei einem Typ wie Plaschy, der aus dem Würfel Ramon Zenhäusern entgegen allen Expertenmeinungen eine Kugel gemacht hat. Der 45-Jährige und seine Ideenwelt sind nicht für jedermann gleich gut verdaulich, denn er redet über Biomechanik, Physik, Geometrie, Pädagogik und Psychologie, und der Aufstieg Zenhäuserns ist heute ein gewichtiges Argument, wenn er seine unkonventionellen Ideen überhaupt salonfähig machen will. Wer mit Plaschy diskutiert, diesem ruhelosen Technik-Junkie, spürt seine Überzeugung, seine Besessenheit.

Er ist sich sicher, dass die 6- bis 12-Jährigen, also die Generation, die im Vor-Ski-Valais-Alter ist, so etwas wie Indianer werden müssen. Wie Fährtenleser. «Das Entscheidende im Skirennsport», so Plaschy, «ist nicht das Tor, sondern die Linie. Sie ist das A und O für den Erfolg. Also muss der frühe Fokus auf der Förderung des Gespürs für die perfekte Linie liegen und nicht auf das Berühren des Stangentors.»

Genau hier machen die meisten Ausbildner in seinen Augen einen Fehler, weil sie, womöglich überehrgeizig, zu früh weltcupmässig trainieren. Das heisst: Kurs setzen und tausendmal fahren. Das An-der-Technik-Feilen aber erfolge erst ab dem 12. Lebensjahr und auf Stufe Ski Valais. Vorher sei anderes zentral: Angehende Rennfahrerinnen und -fahrer sollen die Toplinie bei allen Verhältnissen lesen lernen, unabhängig von Tempo und Distanz zwischen den Toren. Deshalb müssten bezüglich Zeit und Raum die extremen Situationen bis zur Intuition spielerisch trainiert werden, abwechslungs- und variantenreich, die ganze Palette, die Grenzen auslotend.

Plaschy plädiert bei den ganz Jungen entschieden für das Ausbrechen aus der herkömmlichen Kurssetzung, die er für zu wenig vielfältig hält. Ansonsten werde der Jungfahrer zum Gewohnheitstier, und Gewohnheit sei Gift im Spitzensport. «Wer das Linienlesen bis zwölf draufhat, ist ein Rohdiamant. Wer nicht, ist zu spät dran», sagt er. «Nicht mehr zu kompensieren.»

Plaschy vergleicht das mit einem Menschen, der alle Tierspuren im Schnee erkennen kann und nicht bloss die des ­Hirsches. Eine Kurve richtig anzufahren, sei eine hochkomplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Es kämen bei hohem Tempo die Schneeverhältnisse dazu, das Gelände, das Material, die Kurssetzung und manches mehr. «Das grösste Potenzial im Weltcup liegt denn auch in der perfekten Linie», glaubt er. Die Basis dazu will er im Vor-Teenager-Alter legen, weil der Mensch später nie mehr derart bewegungsaufnahmefähig sei. Und Kinder müsse man leider auf die Linie zwingen.

Hochkomplex, anspruchsvoll

Er geht nun im ganzen Kanton in die Klubs, zu den Trainern, Hilfstrainern und Eltern skirennfahrender Kinder, denn hier wird diese zentrale Aufgabe verrichtet. Sie sind die wertvollen Zudiener von Ski Valais. Plaschy will nichts auferzwingen, denn alle hätten Erfahrungen. Er will mit seiner Trainingsmethodik Denkanstösse geben, hinweisen, aufzeigen, anregen, überzeugen. Es ist ein sehr langer Prozess.

Vor ein paar Tagen weilte er auf dem Giw oberhalb von Visperterminen. Eingeladen waren die Klubs des Regionalen Leistungszentrums (RLZ) Rottu Racing (Aletsch bis Leukerbad). Zu den beiden anderen RLZ im Oberwallis, Mattertal und Saasski, und ins Unterwallis ging oder geht er separat.

Florian Stoffel, Leiter RLZ Rottu Racing: «Es war ein spannender, bereichernder Abend. Die Anwesenden hatten sehr grosses Interesse gezeigt. Es gibt den Wunsch nach Wiederholung.»

Roman Lareida
24. Januar 2019, 15:49
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