Lebensmittel | 3000 Kilogramm Käse vom Markt zurückgerufen – wie reagiert man im betroffenen Betrieb im Goms?
Listerienbefall einiger Käse halten Bio-Bergkäserei auf Trab

Käselager. Käser Gery Zürcher muss alle für den Verkauf gesperrten Käse im betroffenen Lager speziell behandeln, um sie von möglichen Listerien
zu befreien.
Foto: MENGIS MEDIA/ANDREA SOLTERMANN
Reckingen-Gluringen | Die Entdeckung eines für Menschen mit Immunschwäche gefährlichen Bakteriums auf einigen wenigen Käsen der Bio-Bergkäserei Goms hat für den Gommer Vorzeigebetrieb grosse Folgen. Für Käserei-Präsident Roland Müller ist der Imageschaden nicht absehbar.
Ist ein Lebensmittelbetrieb von Listerien betroffen, klingeln bei den Konsumenten die Alarmglocken. Nicht zu Unrecht, besonders wenn es sich um die Art Listeria monocytogenes handelt, wie sie auf einem Käse im Lager der Bio-Bergkäserei Goms bei einer Routinekontrolle letzthin entdeckt wurde.
Unter Umständen Früh- oder Totgeburten
«Treten Menschen mit einem schwachen Immunsystem, ältere Personen sowie Kinder mit dem Bakterium in Kontakt, äussert sich die Erkrankung häufig mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Muskelschmerzen, in schweren Fällen kann es auch zu einer Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung kommen. Infiziert sich eine schwangere Frau mit dem Erreger, erkrankt sie selbst in der Regel nur leicht. Wird auch das ungeborene Kind infiziert, kann es unter Umständen zu einer Früh- oder Totgeburt kommen», erklärt Kantonschemiker Elmar Pfammatter gegenüber dem «Walliser Boten».
Bei Selbstkontrolle festgestellt
«Wir wissen nicht, wie der Käse mit der gefährlichen Listerienart in unserem Käselager befallen wurde. Und werden es wohl nie erfahren», erklärt Roland Müller, Präsident der Bio-Bergkäserei, bei einem Käserei-Besuch des «Walliser Boten» am Donnerstag in Reckingen-Gluringen. «Nachdem das Bakterium im Lager bei einer Selbstkontrolle und anschliessender Nachkontrolle festgestellt wurde, ist der Käse sofort für den Verkauf gesperrt worden.»
Gleichzeitig hat die Käserei alle zuständigen Stellen beim Kanton über den Listerienbefall informiert. «Parallel dazu haben wir alle Produkte aus dem Käselager, die über unseren Laden verkauft wurden und ebenfalls befallen sein könnten, sowie die Käse von unseren Abnehmern zurückbeordert. Laut Müller handelt es sich um rund 3000 Kilogramm Käse. Er wird nach der Rücknahme vernichtet. Eine kleine Menge im Vergleich zu den 100 Tonnen Käse, welche die Bio-Bergkäserei jährlich produziert und in den Verkauf bringt.
Am Mittwoch hat die Käserei auch die Öffentlichkeit über die Walliser Medien zum Vorfall informiert. Weil der Gommer Betrieb auch an ausserkantonale Abnehmer liefert, hat letztlich auch der Bund einen schweizweiten Rückruf gewisser Produkte der Bio-Bergkäserei veröffentlicht.
Lob vom Lebensmittelinspektor
Ein Vorgehen, das Kantonschemiker Elmar Pfammatter als korrekt bezeichnet. «Ist ein Betrieb von einem Listerienbefall betroffen, so organisiert dieser sofort eine Rücknahme vom Markt und einen öffentlichen Rückruf der betroffenen Produkte. Parallel dazu liegt es am Betrieb, alle möglicherweise mit den gefährlichen Bakterien befallenen Käse im betroffenen Lager einer Spezialbehandlung zu unterziehen, damit sie nach einer Nachkontrolle wieder unbedenklich in den Verkauf gelangen können.»
Produktion läuft weiter
Vom Verkaufsstopp betroffen ist also nur eines von mehreren Käselagern des Betriebs. Derweil läuft die Produktion von Käse im Betrieb mit zwölf Mitarbeitern wie gewohnt weiter, wie Müller festhält. «Die neu produzierten Käse werden natürlich nicht in jenem Keller eingelagert, wo Listerienbefall festgestellt wurde.» Damit die Kunden im Laden in Reckingen-Gluringen auch weiterhin bedient werden können, hat die Bio-Bergkäserei gar eigenen Käse zurückgekauft, der im vergangen Sommer ausgeliefert wurde. «Damit können wir sicherstellen, dass Kunden im Laden ein Teil der Produktpalette unserer Käserei angeboten werden kann.»
«Müssen mit dem Imageverlust leben»
Obwohl das Problem des Listerienbefalls in der Bio-Bergkäserei eingeengt und eine Behandlung der möglicherweise mit Listerien befallenen Käseprodukte eingeleitet ist, fürchtet Müller einen Imageschaden für das Geschäft, der sich jetzt noch nicht abschätzen lasse. «Damit müssen wir leben und hoffen, dass sich der Schaden in Grenzen hält. Gleichzeitig haben wir im Betrieb Massnahmen getroffen, um die Risiken eines Listerienbefalls noch weiter zu minimieren.»
Norbert Zengaffinen
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