Neue Stiftung | Gründung der «Fondation Léonard Gianadda Mécénat»

«Das letzte Hemd hat keine Taschen»

Léonard Gianadda will, dass sein Mäzenatentum in seinem Sinn weitergeführt wird.
1/1

Léonard Gianadda will, dass sein Mäzenatentum in seinem Sinn weitergeführt wird.
Foto: Thomas Andenmatten

Quelle: WB 18.09.19 0
Artikel teilen

MARTINACH | Léonard Gianadda hat eine neue Stiftung gegründet. Anlässlich seines 84. Geburtstags rief er die «Fondation Léonard Gianadda Mécénat» ins Leben. Am Mittwoch stellte er die Stiftung und ihren Zweck einem kleinen Kreis Medienschaffender vor.

«Reich zu sterben, ist dumm», sagte Léonard Gianadda anlässlich einer Medienorientierung im Skulpturengarten der Fondation Pierre Gianadda. Diese Worte kamen aus dem Mund eines Philanthropen, der in den letzten 40 Jahren rund 110 Millionen Franken in lokale Projekte mit sozialem oder kulturellem Hintergrund gesteckt hat. Die Stiftung «Fondation Léonard Gianadda Mécénat» ist bereits die dritte, die von ihm ins Leben gerufen wurde. «Mein ganzes Vermögen, das nach der grosszügigen Berücksichtigung meiner Kinder noch vorhanden gewesen ist, fliesst in diese Stiftung.» Wie viel das ist, wollte er nicht benennen. Er sagte dazu nur so viel: «Es ist sehr, sehr, sehr viel Geld.» Er besitze nun ausser zwei Bildern, die einen emotionalen Wert für ihn hätten, rein gar nichts mehr. «Nicht einmal die Wohnung, in der ich lebe, gehört noch mir», sagte Gianadda.

In seinem Sinn weiterführen

Stiftungszweck sei es, das Mäzenat weiterzuführen. Léonard Gianadda will damit sicherstellen, dass auch nach seinem Ableben seine uneigennützigen Unterstützungen eine Fortsetzung finden. Was für ihn das Mäzenatentum charakterisiere, bezeichnete Léonard Gianadda so: «Es ist in erster Linie eine Form von Altruismus. Man muss seine Interessen, seinen Geschmack, seine Freuden mit seinem Umfeld, aber auch mit jenen teilen wollen, die nicht die gleichen Möglichkeiten haben.»

Die neu gegründete Stiftung soll die Bestrebungen Gianaddas in seinem Geist fortsetzen. Dabei soll die gleiche Linie, Logik und Philosophie eingehalten werden, wie sie von Léonard Gianadda vorgegeben wurde. Neun Personen sind Mitglieder des Stiftungsrats – Vertrauenspersonen und langjährige Mitarbeitende. Sie sind mit der Verwaltung der Stiftung und der Verteilung der Gelder betraut. Léonard Gianadda ist Präsident. Das Mäzenat kann Bereiche wie Kultur, Soziales, Karitatives, Technologie, Sport oder andere umfassen. Im Prinzip sollte es sich dabei um lokale oder regionale Objekte oder Projekte handeln, aber globale sind nicht ausgeschlossen. Léonard Gianadda wusste zu seinem Engagement im Ausland eine Anekdote zu erzählen. Er pflege gute Kontakte zur Stadt Domodossola und sei sogar Ehrenburger. Deshalb spendete er der Gemeinde 50 000 Euro, um einen Platz mit einem Brunnen zu sanieren. Bei der Einweihung des Platzes sah Gianadda, dass die Fassade der anliegenden Kapelle renovationsbedürftig war. Er sprach den Gemeindepräsidenten darauf an und bat ihn, ihm eine Offerte zukommen zu lassen. Daraufhin spendete Gianadda 150 000 Euro für die Renovation der Fassade. Bei der Feierlichkeit zur Beendung der Arbeiten stellte Gianadda fest, dass nur drei Seiten renoviert wurden. «Für die vierte Seite reichte das Geld nicht mehr», erklärte der Sindaco. Also schickte Gianadda weitere 50 000 Franken nach Oberitalien. «Als mich der Pfarrer bei der Einweihung fragte, ob ich mir den Innenraum der Kapelle ansehen möchte, sagte ich: Nein! Nein! Lieber nicht!», erzählte Gianadda und lachte.

Teilen als grösster Reichtum

Die erste Stiftung, die Léonard Gianadda ins Leben rief, war die Fondation Pierre Gianadda. Léonard Gianadda sagt darüber: «Während 15 Jahren habe ich intensiv als Ingenieur gearbeitet und dabei gutes Geld verdient. Im Jahr 1975 wollte ich in Martinach eine neue Immobilie bauen. Beim Aushub stiessen wir auf Überreste eines galloromanischen Tempels. Obwohl ich die Bewilligung hatte, weiterzubauen, wollte ich den Tempel nicht zerstören. Als mein Bruder Pierre im Jahr 1976 bei einem Flugzeugunfall verstarb, beschloss ich, eine Stiftung mit seinem Namen zu gründen und die Überreste des Tempels zu erhalten.» Die Fondation Pierre Gianadda wurde über den Ruinen des Tempels gebaut. Die Räumlichkeiten beherbergen aber auch Kunstausstellungen und Konzerte von höchster Qualität. Die Werke der ganz grossen Namen wie van Gogh, Cézanne, Rodin, Picasso und viele andere mehr lockten in den letzten 41 Jahren über zehn Millionen Besucher nach Martinach. Im Garten der Fondation Gianadda errichtete Léonard Gianadda einen Skulpturengarten, wie er seinesgleichen sucht.

Uneigennützige Unterstützung

2009 gründete der Humanist die zweite Stiftung, die «Fondation Annette et Léonard Gianadda». Stiftungszweck ist das soziale Engagement. Gianadda zeigte sich immer schon sensibel für soziale Fragen. Um sein Engagement macht er jedoch wenig Aufhebens. «Das letzte Hemd hat keine Taschen», sagt er dazu. «Ich praktiziere den Sozialismus und sehe im Teilen den grössten Reichtum.»

Nathalie Benelli
18. September 2019, 17:22
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. Velosegnung beim Verein Tandem 91
  2. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  3. Eidgenössisches Jodlerfest in Brig-Glis
  4. Auch das noch: Corona verzögert Autobahnbau
  5. Eine Region – ein News-Portal
  6. Staubtrockene erste Aprilhälfte
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Tena MatijevicMartín StephanEnio Karlen
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    «Das letzte Hemd hat keine Taschen» | 1815.ch
    • Trauer
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Trauer
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Newsletter
    • wb
    • «Das letzte Hemd hat keine Taschen»

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich