Badminton | Michelle Fux und Brig wollen am Sonntag in die Nationalliga B aufsteigen
Vom Ball zur Feder – zurück zu den Wurzeln

Zwischen 2 Sportarten. Michelle Fux im Briger Stockeralpergarten.
Foto: Walliser Bote
Der Badmintonclub Olympica-Brig duelliert sich am Wochenende in einem Hin- und Rückspiel mit Genf um den Sprung in die NLB. Mitten- drin eine Tennisspielerin.
Wenn sich die berühmten Kreise schliessen, vollendet sich etwas. Oder jemand kehrt an einen Ort zurück, wo er einst etwas tat. Im Falle der heute 21-jährigen Michelle Fux ist es das Badminton, in welchem sie sich als Vierjährige erstmals versuchte. «Nach zwei Jahren mit einigen Schnuppertrainings der Wechsel zum Tennis, wo ich hängenblieb», erinnert sich die Brigerin zurück.
Eine Zeit lang im Gleichschritt mit Ylena In-Albon
Und dort – im Tennis – hat Fux eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Höhepunkt: Ende des Jahres 2014 war die Linkshänderin auf Position 48 der Schweizer Damen-Rangliste zu finden. Es war auch jene Zeit, in der Fux gemeinsam mit Ylena In-Albon aus Baltschieder eine Art Oberwalliser Tenniszwillinge waren. Beide trainierten zusammen, beide pushten sich, ein Miteinandergehen auf Augenhöhe. Vor zwei Jahren aber trennte sich die Spreu vom Weizen. Hier In-Albon, die konstant neue Meilensteine setzte, mittlerweile auf Rang 179 der Weltrangliste geführt wird und kurz vor einer Profikarriere steht. Dort Fux, die, immer wieder auch geplagt durch Verletzungen, nicht mehr vorwärts kam. «Einerseits konnte ich an Turnieren oft nicht umsetzen, was ich in den Trainings zeigte. Je näher ich an die Spitze kam, desto mehr wäre das aber nötig gewesen. Dann folgte 2017 eine Ellbogenverletzung, die mich acht Monate kostete. Rückblickend war das wohl die entscheidende Phase, warum es nicht mehr reichte.»
Acht Monate, eine lange Zeit, da erhalten auch grundsätzliche Überlegungen Platz. «Ich liebe Tennis und in jenen Jahren habe ich es stets als richtig empfunden, auf vieles andere zu verzichten. Doch in mir wuchs langsam das Empfinden, dass es doch auch noch anderes gibt.»
Der stete Tropfen höhlte den Stein
Ganz vergessen hatte Michelle Fux das Badminton ohnehin nicht, es diente in all den Tennisjahren ab und an auch als lockerer Ausgleich. Mit einem wieder intakten und belastbaren Ellbogen wurden Racket und Feder ab Anfang 2018 in kleinen Schritten mehr als nur noch ein Ausgleich. «Der Badmintonclub Olympica fragte mich an, ob ich mal in der 3. Liga als Aushilfe Interclub spielen würde. Ohne es zu merken, wurde es immer mehr und Tennis immer weniger. Ich hatte plötzlich richtig Freude am Badminton und sie wurde stets grösser», lacht die 21-Jährige.
Längst hatten sie auch die langjährigen Klub-Aushängeschilder Marco Fux und Yoann Freysinger auf ihrer Liste und es kam, was kommen musste. Die steten Tropfen höhlten den Stein, spätestens mit dem Eintritt in die wieder ambitionierte 1.-Liga-Interclub-Mannschaft des BC Olympica war Michelle Fux dort zurück, wo Anfang dieses Jahrtausends alles begann. «Die letzten Monate habe ich fast ausschliesslich nur Badminton trainiert. Ins Tennis flossen, grosszügig gerechnet, vielleicht noch zehn Prozent», analysiert Fux ihren Aufwand.
In der bisherigen Interclub-Saison gewann die Brigerin zwei (von sieben) Damen-Einzel, zwei (von zwei) Mixed-Doppel und sieben (von zwölf) Damen-Doppel. «Für mein erstes Jahr direkt in der 1. Liga kann ich zufrieden sein. Auf der Gegenseite standen Gegnerinnen, die viel mehr Erfahrung hatten und auch schon höher spielten als ich.»
Ab und an schleichen sich Tennisbewegungen ein
Tennis und Badminton sind verwandte Sportarten, doch die Differenzen sind grösser, als sich der eine oder andere vielleicht denkt. Rein technisch ist Tennis anspruchsvoller, die Schritte sind kürzer, die Matchs länger. Was Fux an ihrer «neuen» Sportart gefällt, ist die Intensität. «Das Spielfeld ist wesentlich kleiner, es ist viel intensiver, das gefällt mir gut. Ich bin ohnehin eine Spielerin, die gerne angreift. Unter Druck stehend ist Badminton fast noch herausfordernder als Tennis, wo man doch noch etwas mehr Zeit hat.»
Jeder Tennisspieler, der auch mal zum Badmintonracket greift, verrät bald, welcher Sportart er eigentlich entstammt. Fux, ehemalige Sportschülerin und jetzt am Kollegium im Maturajahr, lacht. «Man sieht in einem Match immer wieder, dass ich noch Abläufe wie im Tennis habe. Auffallend ist, wie sehr meine Rückhand im Badminton noch eine Grossbaustelle ist. Im Tennis war das stets mein Paradeschlag.» Sie musste sich auch an die veränderte Fussarbeit adaptieren, abgeschlossen ist diese Umstellung noch nicht.
Fux setzt sich viele Ziele in nur wenigen Monaten
In der Gegenwart zählt Badminton und damit die Aufstiegsspiele gegen Genf, das ruhende Tennis erwacht später aus dem Winterschlaf. Im Mai und Juni wird sie wiederum für den bernischen Tennisclub Wohlensee Nationalliga-C-Interclub spielen. «Bis dahin wird dann auch mein Training wieder anders aussehen», schmunzelt Fux, die im Tennis noch immer eine R1-Klassierung – die höchste regionale Klassierung hinter den besten 75 Spielerinnen der ganzen Schweiz – besitzt. Dort aber trainiert sie in Eigenregie, ohne Trainer.
Michelle Fux wäre nicht Michelle Fux, hätte sie keine ambitionierten Ziele. Im Badminton will sie aufsteigen, in den Sommermonaten im Tennis zu alter Stärke zurückfinden, dann die Matura schaffen und zu guter Letzt an der PH Wallis erfolgreich die Ausbildung zur Primarlehrerin in Angriff nehmen.
Sie hat genug zu tun.
Alan Daniele
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