Verkehr | Unvorhergesehene Sperrung des Strassentunnels hätte fatale Folgen für das Oberwallis

Der Kanton lässt die Umfahrung für den Mittaltunnel fallen

Dauerhaft. Die Schranke vor der alten Kantonsstrasse in Richtung Goppenstein bleibt dauerhaft zu.
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Dauerhaft. Die Schranke vor der alten Kantonsstrasse in Richtung Goppenstein bleibt dauerhaft zu.
Foto: mengis media

Quelle: WB /zen 12.12.19 1
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OBERWALLIS | Müsste der Mittaltunnel zwischen Steg und Goppenstein bei einem Schadenereignis längere Zeit gesperrt werden, wären die wirtschaftlichen Folgen fürs Oberwallis nicht absehbar. Dennoch: Weder der Kanton noch der Bund machen Anstalten, sich der Problematik anzunehmen.

Kommt es zu einem unvorhergesehenen Schadenereignis im Mittaltunnel, gibt es keine Strassenverbindung mehr zwischen dem BLS-Autoverlad in Goppenstein und dem Rhonetal. Ebenfalls ist die Strasse ins Lötschental abgeschnitten. Hinzu kommt: Die Stützpunktfeuerwehr von Gampel-Steg würde bei einem Ereignisfall im NEAT-Tunnel nicht zum Fensterstollen nach Goppenstein gelangen, um einen Rettungseinsatz zu starten.

Jährlich 1,3 Millionen Fahrzeuge am BLS-Verlad

Gleichzeitig käme der Touristenstrom in die grossen Oberwalliser Feriendestinationen wie Saas-Fee, Zermatt oder Aletsch-Goms auf dieser wichtigen Nord-Süd-Achse zum Erliegen. Aktuell transportiert der BLS-Autoverlad stattliche 1,3 Millionen Fahrzeuge durch den Lötschberg.

Geht man bei einer Risikoanalyse vom schlimmsten Fall aus, indem man die Brandkatastrophe heranzieht, die sich am 24. Oktober 2001 im Gotthardtunnel ereignete, wäre der wirtschaftliche Schaden fürs Oberwallis nicht absehbar. Der Vollbrand zweier Lastwagen beschädigte die Gotthardröhre derart, das sie erst nach dem 22. Dezember 2001 wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. Noch länger – ganze drei Jahre – dauerte die Instandstellung des Mont-Blanc-Tunnels nach einer Brandkatastrophe am 24. März 1999. In beiden Fällen waren in Brand geratene Lastwagen Auslöser für die Sperrung.

Sinneswandel beim Kanton

Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass die alte Kantonsstrasse von Steg nach Goppenstein als Umfahrungsmöglichkeit instandgehalten wird. Letztmals wollte der Kanton das auch tun, indem er die Brücke im Klosterli, welche die bei Unwettern hochgehende Lonza im Jahr 2011 wegriss, neu erstellen wollte. Nach der Bauvergabe sollten die Baufirmen im Sommer 2015 mit den Bauarbeiten beginnen. Ein Zank zwischen den interessierten Gemeinden und dem Kanton über die Kostenaufteilung verzögerte den Baubeginn.

Offensichtlich ist nun aber beim Kanton ein Sinneswandel eingekehrt. «Die Wiederinstandsetzung dieser Ausweichmöglichkeit würde rund 15 bis 20 Millionen Franken kosten. Zudem führt der Strassenverlauf innerhalb roter Zonen, die Sicherung dieser Naturgefahren würde zusätzliche massive Kosten verursachen, die heute nicht genau abgeschätzt werden können. Die Dienststelle für Mobilität sieht es als prioritäre Aufgabe, die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zur Substanzerhaltung des bestehenden Netzes und punktuell für dringend notwendige Umfahrungen, Galerien und Tunnels, zum Beispiel den Deibfelstunnel im Saastal, einzusetzen», erklärt Vincent Pellissier, Chef der Dienstelle für Mobilität beim Kanton, auf Anfrage des «Walliser Boten».

Risikoanalyse zusammen mit dem ASTRA

Immerhin führt der Kanton mit dem Bundesamt für Strassen (ASTRA), in dessen Besitz die Kantonsstrasse von Gampel-Bahnhof bis Goppenstein am 1. Januar 2020 übergeht, eine Risikoanalyse zum Mittaltunnel durch, «um das mögliche Schadenpotenzial abzuschätzen. Aufgrund der Resultate werden Massnahmen umgesetzt, um die Sicherheit im Tunnel zu erhöhen. Sofortmassnahmen sind schon geplant», sagt Pellissier.

Wie aber will der Kanton bei einem unvorhergesehenen Schadenereignis im Mittaltunnel die Erreichbarkeit des Lötschentals sicherstellen? «Wie alle anderen Talschaften führt auch Richtung Lötschental nur eine Strasse. Ein Paradigmenwechsel würde dazu führen, dass alle Zufahrten in die Seitentäler doppelt abgesichert werden müssen. Über diese finanziellen Mittel verfügt der Kanton Wallis schlichtweg nicht!», erklärt der Dienstchef.

Automobilisten müssten bei einer Schliessung des Tunnels und damit auch des Autoverlads der BLS notgedrungen via Westschweiz, den Autoverlad an der Furka oder über die Alpenpässe ins Oberwallis anreisen, sagt Pellisier. Zumindest der Strom von Tagesausflüglern ins Oberwallis käme so mit grosser Sicherheit grösstenteils zum Erliegen.

ASTRA spielt den Ball dem Kanton zu

Kurzfristig ist wohl auch vom ASTRA, das am 1. Januar als neuer Besitzer des Mittaltunnels auftritt, eine Wiederinstandstellung der alten Kantonsstrasse zu erwarten. «Diese Situation besteht seit vielen Jahren und wurde von den bisher zuständigen Kreisen so toleriert. Mit der Übernahme der Strasse durch den Bund kann die Problematik nicht auf einen Schlag gelöst werden. Aktuell läuft aber eine Zustandserfassung. Zudem ist auch eine Risikoanalyse im Gang. Sie wird zeigen, ob Bedarf an kurz-, mittel- oder langfristigen Massnahmen besteht», erklärt Mark Siegenthaler, Mediensprecher beim ASTRA. Siegenthaler weist aber auch darauf hin, «dass die alte Strasse nicht im neuen Netzbeschluss enthalten ist und somit nicht Bestandteil der Nationalstrasse sein wird. Die Rolle der alten Strasse kann also auch künftig nicht durch das ASTRA bestimmt werden».

Sperrung wegen Sanierungsarbeiten?

Was aber, wenn der 4,2 Kilometer lange Mittaltunnel wegen einer allfälligen Sanierung länger geschlossen werden muss? Denn der Strassentunnel hat seit der Eröffnung 1985 schon 34 Jahre auf dem Buckel. «Wie es um den Mittaltunnel steht, wird die Zustandserfassung zeigen. Massgebend für den Zeitpunkt einer Erneuerung ist aber letztlich auch die Baureife eines Projektes inklusive Vorliegen allfällig nötiger Plangenehmigungen, zudem muss die Finanzierung gewährleistet sein», so Siegenthaler. Er lässt aber auch durchblicken, dass sich der Bund der Bedeutung der Nord-Süd-Achse für das Oberwallis und insbesondere die hiesigen Tourismusdestinationen bewusst sei.

Norbert Zengaffinen
12. Dezember 2019, 16:26
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Kommentare

  • Jakob Escher, Kembs - vor 6 Jahre ↑3↓14

    Wäre das wirklich so schlimm für das Oberwallis? Warum spricht man nicht von der schönen Autobahn die ins Wallis führt und auch im Oberwallis langsam Gestallt annimmt? Ich komme regelmäßig zurück in meine alte Heimat und benutze die Umfahrung, das rechnet sich auch preislich. Aus meiner Sicht braucht es den Autoverlad am Lötschberg gar nicht mehr.

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